Im Beruf vom Pech verfolgt

Arbeitswelt: Obwohl er eine ganze Reihe von hochkarätigen Ausbildungen hat, findet Achim Renner einfach keine Festanstellung.

Anrath. Er hat Heilpädagogik studiert, eine Umschulung zum Lernsystementwickler für multimediale Lern- und Software absolviert. Auch eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter für den kommunalen Bereich liegt hinter ihm. Er spricht, liest und schreibt Japanisch - und trotzdem ist Achim Renner ohne Arbeit.

"Im Berufleben bin ich vom Pech verfolgt", meint Renner und zuckt ratlos die Schultern. Dann wendet sich der 38-jährige Anrather wieder dem Computer zu: Bewerbungen schreiben. Dabei taucht ein Wort immer wieder auf: Tetraplegie.

Mit dem Fachbegriff ist eine leichte spastische Lähmung gemeint. Bei Renner drückt sie sich beim Gehen aus. Sein Gang ist ein bisschen holprig. "Seiltänzer wäre der falsche Beruf", schmunzelt der Anrather. Doch auch wenn er Scherze über das "G" für gehbehindert in seinen Schwerbehindertenausweis macht, so denkt er, dass es vielleicht doch daran liegt, dass es mit dem beruflichen Leben nicht ganz so gut klappt.

"Ich war schon in der Schule die Ausnahme. Als ich Abitur machte, war ich der Einzige, der mit einer Behinderung zu tun hatte", erinnert sich Renner. Sein Berufswunsch Heilpädagoge kam daher nicht von irgendwo. "Ich wollte immer etwas Soziales im Integrationsbereich machen. Viele Menschen sind so unwissend, was Behinderungen angeht. Ich wollte Eingliederungsarbeit leisten", erzählt er.

An der Uni Köln ging er ein Studium als Diplom-Heilpädagoge an. Schwerpunkt: Sondererziehung und Rehabilitation von Körperbehinderung, Früherkennung und Frühförderung von Behinderungen. Aufgrund seines Prüfungsthemas, das einen internationalen Vergleich in Sachen Sonderpädagogik zwischen Japan und Deutschland behandelte, lernte Renner Japanisch. "Ich bin von Japan fasziniert", verrät er.

Nach dem erfolgreichen Studium war er für ein Jahr wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni. Dann folgte die erste Arbeitslosigkeit, die mit der einjährigen Umschulung zum Lernsystementwickler überbrückte. In einem Modellprojekt der Kolping- Beschäftigungsgesellschaft für Schwerbehinderte erhielt Renner einen Dreijahresvertrag als Diplom-Pädagoge für den psycho-sozialen Dienst und Leiter der Multimediaabteilung.

Danach ging es nach kurzer Arbeitslosigkeit in einer Heizungs- und Sanitärfirma weiter, die sich auf barrierefreies Wohnen im Badbereich spezialisiert hatte. "Ich habe mich um die Kundenberatung und die komplette Abwicklung bei Anträgen und dergleichen gekümmert", berichtet Renner. Doch am Ende stand eine betriebsbedingte Kündigung.

Es folgte Ausbildung Nummer drei als Verwaltungsfachangestellter - wieder in Köln. Für knapp drei Jahre ging es jeden Morgen von Anrath in die Domstadt. "Ich dachte das wäre, etwas Sicheres", sagt Renner. Doch auch das war ein Trugschluss. Ein Einjahresvertrag folgte nach der Ausbildung - und die Zeit ist jetzt rum. Der Anrather ist wieder auf der Suche. "Mein Traum wäre es, wieder im heilpädagogischen Bereich zu arbeiten", sagt er. Aber etwas anderes sei auch in Ordnung. Vielleicht kann ich auch meine Japanisch-Kenntnisse anbringen", hält er seine beruflichen Wünsche klein.

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