Willich/Tönisvorst Historisch, köstlich und sportlich

Im Stadtgeflüster wagen wir heute einen Blick zurück. Zudem geht es um den ersten Einsatz der Apfelkönigin und eine starke Taekwondo- Kämpferin.

Willich/Tönisvorst: Historisch, köstlich und sportlich
Foto: Guido Beckers

Willich/Tönisvorst. Irgendwo im Nirgendwo zwischen den Sommer- und den Herbstferien gehen unsere sehnsuchtsvollen Gedanken an schöne Urlaubsreisen zurück. Im Falle von Hildegard Diekmann aus Neersen sogar sehr, sehr weit. Ihre erste Auslandsreise führte sie 1952 nach Frankreich. „Der französische Kommandant hatte uns, zwölf Abiturientinnen des Pädagogiums Wittlich und die Oberprimen eines Mädchengymnasiums in Trier, zu einer Fahrt nach Paris eingeladen“, erinnert sie sich in einem Brief an die WZ-Redaktion. Bei Regenwetter ging es los. „Der Bus war nicht dicht, und es tropfte von der Decke. Egal! Es gab ja Lappen.“ Über Metz ging es nach Paris, wo der Bus am Abend eintraf. „Wir trauten unseren Augen nicht: dieses Lichterspiel, dieser Glanz! Bei uns zu Hause verschwanden so allmählich die Trümmerberge. Lichtreklame? Ach Gott!“ Die Gruppe wohnte in einer Jugendherberge in Rambouillet, etwa 50 Kilometer von Paris entfernt und legte jeden Tag diese Strecke zurück. Unfassbar prächtige Kaufhäuser, abenteuerliche Metro-Fahrten und engelsgleicher Gesang in der Kathedrale Notre Dame sind Hildegard Diekmann ebenso im Gedächtnis geblieben wie der erste Champagner ihres Lebens. Doch auch die Teilnahme an einer Messfeier in der Kirche von Rambouillet, bei der eine alte Dame einer Klassenkameradin ein Taschentuch auf den Kopf legte: Ohne Kopfbedeckung durften die Frauen in Frankreich nicht zur Kommunion gehen.

Willich/Tönisvorst: Historisch, köstlich und sportlich
Foto: Reimann

Apropos Kopfbedeckung: Gegessen wurde in der Mensa des Cité-Clubs. Dort trafen sich Studenten aus aller Welt. Es herrschte dort absolutes Kopfbedeckungsverbot für alle Gäste. „Ein Freundin wollte wissen, was dann passieren würde und nahm ihre Kappe nicht ab. Sogleich flogen ihr mit dem Ruf „Chapeaux“ (Hut ab) Bananenschalen an den Kopf“, erinnert sich die Neersenerin. Und auch die typischen französischen Toiletten mit zwei Trittplatten und einem Loch im Boden hat sie noch im Gedächtnis. Wohl auch, weil es wegen der bodentiefen Spiegel an allen vier Wänden im Raum einiges an Gelächter gab. „Der Blick über die Grenze schenkte uns kostbare Erinnerungen an liebenswerte Menschen und eine wunderbare Stadt“, lautet 65 Jahre später das Fazit von Hildegard Diekmann.

Willich/Tönisvorst: Historisch, köstlich und sportlich
Foto: Kurt Lübke

Themenwechsel. Die neue Tönisvorster Apfelkönigin Melanie I. kommt schon ganz schön rum: Frisch gekürt, stand sie an diesem Wochenende in Vorst beim Apfelfest im Mittelpunkt (siehe S. 26) Und schon am 7. Oktober wird sie beim 19. Bauernmarkt auf Haus Hohenbusch die Stadt vertreten. Das ehemalige Kreuzherrenkloster liegt in Erkelenz-Hetzerath. Auf dem Bauernmarkt stellen 130 Aussteller ihre landwirtschaftlichen Produkte und Kunsthandwerk aus. Apfelkönigin Melanie wird zur Eröffnung die Gelegenheit haben, sich vorzustellen und ihre Botschaft zu vermitteln. Darüber hinaus ist sie an den Stand der Landfrauen eingeladen. Dort geht es in diesem Jahr um die Biene und den Honig — wozu das Thema Apfelblüte gut passt.

Willich/Tönisvorst: Historisch, köstlich und sportlich
Foto: Lübke

Es ist ja nicht immer leicht, für die Krönung einer neuen Königin auch die passende Kandidatin zu finden. Das trifft nicht nur auf Apfelköniginnen zu. So ist im Vorjahr im Moselort Kesten ein Jurastudent zum Weinkönig gekürt worden, da es keine passende Kandidatin gab. Und im brandenburgischen Guben wollte sich jüngst sogar ein Mann via Gerichtsbeschluss als Apfelkönig auf den Thron klagen. Erstmals hatte der dortige Tourismusverein im vergangenen Jahr männliche Bewerber für das Ehrenamt zugelassen. In Tönisvorst hat man über eine solche Möglichkeit bisher noch nicht nachgedacht, räumt Markus Hergett vom Stadtmarketing auf Nachfrage ein.

Willich/Tönisvorst: Historisch, köstlich und sportlich
Foto: Hildegard Diekmann

Vom Himmel gefallen zu sein scheint ein Auto der Marke Mini an der Nüss Drenk in St. Tönis. Also zumindest wirkt es so. Denn dort, wo über lange Jahre immer mal wieder das Heck eines alten Autos die Hauswand zur Straße hin zierte, verschönert jetzt das Heck eines ausrangierten Pkw den Vorgarten. So als ob er vom Himmel gefallen und im Boden versunken wäre. Auf jeden Fall ein Blickfang.

Einen Blickfang der motorisierten Art gab es jüngst auch beim Willicher Berufsinformationstag. Gleich mehrere Firmen machten mit Fahrzeugen auf dem Gelände der Robert-Schuman-Europaschule Reklame für ihr Handwerk. Besonder gut kam dabei jedoch ein Kranwagen an, mit dem die Schüler im Korb einmal hoch hinaus fahren konnten. Fast so schön wie auf der Kirmes.

Offenbar hoch hinaus geht es weiter mit Dirk Louy. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU Tönisvorst ist nämlich jetzt persönlicher Referent der neuen NRW-Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Christina Schulze-Föcking. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Landtagsfraktion. Im neuen Job wartete gleich richtig viel Arbeit auf den 41-Jährigen, denn seine neue Chefin machte kurz nach ihrem Amtsantritt mit der sogenannten „Schweine-Affäre“ unfreiwillige Schlagzeilen.

Das ist ganz sicher eine Schlagzeile wert: Taekwondo-Kämpferin Sarah di Sinno vom Judo-Club Schiefbahn hat bei der „Polish Open“ in Warschau als Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft die Olympia-Silbermedaillengewinnerin Anne-Caroline Graffe geschlagen. Die Französin führte kurz vor Kampfende noch mit 4:2, doch dann drehte Sarah di Sinno mächtig auf. Nach dem schnellen Ausgleich schaffte sie mit einem gedrehten Tritt auf die Weste und dem Punkt zum 5:4 die Führung, die sie kurze Zeit später auf 7:4 ausbaute. Die letzten Sekunden waren dann nichts mehr für schwache Nerven, konnte die Französin doch noch zum 7:6 verkürzen. Letztlich behielt Sarah aber die Oberhand — und rückte mit diesem überraschenden Sieg ihrem Traum von Olympia zehn Weltranglistenpunkte näher.

Mitarbeiter und Betriebsräte von Vodafone Deutschland engagieren sich für den guten Zweck: Sie haben 16 000 Euro an das Deutsche Medikamenten-Hilfswerk action medeor in Tönisvorst gespendet. Die Notapotheke der Welt bringt bekanntlich lebensnotwendige Arzneimittel in Länder, in denen sie gebraucht werden. Das wollten die Vodafone-Mitarbeiter unterstützen.

Zum Abschluss noch dies: Heute ist der 25. September, in genau drei Monaten ist Weihnachten. Es wird also allerhöchste Zeit, an das traditionelle Weihnachtsliedersingen der WZ-Redaktion in St. Tönis zu erinnern. Rolf Schumacher, der viel Zeit in die Vorbereitungen des Programms investiert, wird wieder Akkordeon spielen. Er hat aber auch für Verstärkung gesorgt: Gemeinsam mit ihm musizieren Siggi Reder und Klaus Hannemann (beide Akkordeon) sowie Werner Dröge (Gitarre). Und wie schon im Vorjahr ist wieder der Shanty-Chor des MGV Linn mit an Bord — diesmal sogar in voller Besetzung. Dort spielt Schumacher ebenfalls Akkordeon, was er wiederum einem Auftritt beim WZ-Weihnachtsliedersingen verdankt: Vor Jahren war er dort quasi von der Straße weg von den Linnern engagiert worden. Nun aber das allerwichtigste: Das Singen findet am Donnerstag, 21. Dezember, ab 11 Uhr auf der Hochstraße in St. Tönis statt. Also unbedingt dick im Kalender markieren!

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