Seit 20 Jahren in Vorst Heimathaus: Verein feiert 20-jähriges Bestehen

Vorst · Der Heimatverein Vorst blickt in diesem Jahr auf das 20-jährige Bestehen seines Heimathauses. An der Kuhstraße 6 ist ein Stück Geschichte lebendig.

Wolfgang Arretz (r.) und Heinz-Josef Köhler zeigen die alte Schusterwerkstatt von Matthias Koenen, der ein Vorster Urgestein war.

Wolfgang Arretz (r.) und Heinz-Josef Köhler zeigen die alte Schusterwerkstatt von Matthias Koenen, der ein Vorster Urgestein war.

Foto: Norbert Prümen

Das Schaufenster an der Kuhstraße 6 in Vorst lässt so manchen Passanten stehen bleiben und herzlich schmunzeln. Der Grund ist die historische Ausstellung hinter der großen Glasscheibe. Nostalgische Post- und Bilderkarten mit Motiven von würdig aussehenden Herren mit Pferden, Mädchen mit romantischen Blumenkränzen im Haar, Winteridyllen im Schnee, gemalten Motiven wie dem Eiffelturm und ganzen Gebirgsszenarien erinnern an längst vergangene Zeiten. Dazu gibt es eine Vielzahl von Informationstafeln, die über das Phänomen Postkarte informieren. Geheimbotschaften per Briefmarken versenden ist ebenso ein Thema wie der Weltpostkartentag, den es am 30. Juli 2022 gab. „Unser Schaufenster ist immer wieder ein Magnet, vor dem die Leute stehen bleiben. Wobei die kleinen historischen Ausstellungen regelmäßig wechseln und wir immer wieder ein anderes Bild bieten “, sagt Wolfgang Arretz vom Heimatverein Vorst 1978. Aber nicht nur das Fenster erzählt ein Stück Geschichte. Das gesamte Heimathaus lebt mit seinem Inventar Geschichte pur – und das seit nunmehr 20 Jahren.

Zu nahezu jedem Exponat
gibt es eine Geschichte

„Wir blicken in diesem Jahr auf das 20-jährige Bestehen unseres Heimathauses“, informiert Heinz-Josef Köhler, der Vorsitzende des Heimatvereins Vorst. So mancher Vorster kennt die Räumlichkeiten mit den unterschiedlichen Ausstellungsbereichen bestens, aber es gibt auch die, die gar nicht wissen, was sich hinter der schmalen Hausfront mit der Backsteinfassade und den gerade frisch gestrichenen Fenstern verbirgt. „Allein unsere Fassade ist etwas Besonderes. Die Steine stammen vom alten Pferdestall von Herbert Kohnen“, berichtet Köhler.

Zu nahezu jedem Exponat können Köhler und Arretz eine Geschichte erzählen. Der alte Herd mit dem integrierten Waffeleisen gehörte so einst der Großmutter des Tönisvorster Bürgermeisters Uwe Leuchtenberg. Und an Schuster Matthias Koenen, der ein Vorster Urgestein war, erinnert sich so mancher Vorster selbst lebhaft. Seine Schusterwerkstatt mit den immer noch funktionstüchtigen Maschinen kann im Heimathaus bewundert werden. Wenn Köhler bei Besichtigungen auf den Knopf drückt und die Bürstenmaschine anspringt, staunen die Besucher immer wieder.

Im Heimathaus scheint es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Küchengeräte, angefangen vom Knürrchen über den Holzbackschieber bis zu den Emailleschüsseln oder den Zinkwannen, in denen einst auch gebadet wurde: Ein jedes Teil ist etwas Einmaliges. Da gibt es Ziegelsteine, die noch in der Vorster Ziegelei gebrannt wurden. Das Stückchen des alten Balkens, der unter dem Fahnenschrank liegt, stammt indes noch vom Neskes Anwesen, das in den 30er-Jahren eigentlich abgebaut und in ein Freilichtmuseum transportiert werden sollte. Ein Vorhaben, das allerdings nie realisiert wurde. Lediglich der alte Balken erinnert an das nicht mehr existente Gehöft. Die Feuerwehrecke unter der Treppe mit Horn und historischem Helm, das alte Porzellan, das genau wie die Puppenstuben in den Vitrinen zu bewundern ist, die alten Bildansichten von Vorst, das Grammophon und das Röhrenradio: Es ist ein Gang durch die Geschichte. Möglich gemacht hat das Heimathaus seinerzeit die Stadt Tönisvorst. Im Haus selbst lebte eine Familie, die dort auch einen Kiosk betrieb. „Es gab immer Ärger um das quietschende Tor vom benachbarten Haus Vorst. Die Stadt kaufte letztendlich das Haus Nummer sechs und suchte einen neuen Mieter, den das Tor nicht störte“, erinnert sich Arretz.

Der damalige Bürgermeister Albert Schwarz setzte sich für den Heimatverein ein, der schon seit Längerem auf der Suche nach Räumlichkeiten war, um in erster Linie ein kleines Archiv einzurichten. Das Vorster Haus war ein wahrer Glücksgriff, wenngleich der Heimatverein erst einmal kernsanierte. Rund 2000 Stunden Eigenleistung stecken im Haus, das jeden Montag dank dem Einsatz von Hildegard Heidenfels und Christa Bürgers seine Türen öffnet. Die beiden sind vor Ort und freuen sich über neugierige Besucher und Bürger, die Ahnenforschung betreiben wollen. Der Heimatverein verfügt alleine über 2500 Totenzettel. Was das Schaufenster betrifft, bleibt die aktuelle Ausstellung noch bis Ende September. Danach gestaltet die Rumänienhilfe Vorst, die in diesem Jahr ebenfalls ein Jubiläum feiert, die Auslage.

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