Heimatbrief erzählt Historie des ersten „Craft Beers“ der Stadt

Trotz seiner geringen Größe hatte St. Tönis einst sechs Brauereien.

Heimatbrief erzählt Historie des ersten „Craft Beers“ der Stadt
Foto: Archiv

St. Tönis. Was heute als „Craft Beer“ verkauft wird, war früher selbstverständliches Gut. Lange bevor die großen Brauereien den Markt eroberten, gab es in St. Tönis „handgemachtes“ Bier. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte der Ort sechs Brauereien, wie Josef Rixen im Heimatbrief des Heimatbundes St. Tönis von 1965 berichtet.

Einer der ersten Brauer war Landwirt Wilhelm Schwengers, der 1851 nur für den Eigenbedarf, später auch für umliegende Wirtschaften an der Hochstraße/Ecke Kirchstraße obergäriges Bier braute. 1887 übernahm sein Neffe Theodor Kulder. Eine Tafel am Neubau erinnert noch heute an den Standort des Kulder-Hauses, das 1979 im Zuge der Ortskernsanierung abgerissen wurde.

Ebenfalls an der Hochstraße entstand Mitte des 19. Jahrhunderts die Brauerei Wirichs (heute Gaststätte Ravvivi). Nach Saal und Wirtschaft eröffnete Wilhelm Wirichs 1865 am Standort eine Brauerei. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs blieb die Brauerei bestehen. Die beiden größten St. Töniser Brauerfamilien aber hießen Rixen und Ortmanns. Die Gebrüder Ortmanns waren die Ersten, die untergäriges Bier zum Ausschank brachten. An der Schelthoferstraße 7 hatten sie ihren Sitz — der Ortmannsweg erinnert daran.

1920 fusionierten Ortmanns und Rixen. Der Landwirt und Bäcker Peter Josef Rixen braute seit 1856 am Kirchplatz Bier. Zwei seiner Söhne lernten das Handwerk und übernahmen 1895. Aber der Erste Weltkrieg brachte eine Lebensmittelknappheit mit sich. Die Brauereien hatten es dabei schwer. Der Betrieb am Kirchplatz wurde stillgelegt und die Produktion bei den Gebrüdern Ortmanns weiterbetrieben.

Die Gebäude am Kirchplatz/Ecke Antoniusstraße dienten nur noch als Lager. Nach Abbruch der Bauten und Neugestaltung des Ortskerns beschloss der Stadtrat, den Hof „Alter Brauhof“ zu nennen. Die neue Firma „Ortmanns-Rixen“ florierte, überstand den Zweiten Weltkrieg, hieß ab 1958 „Brauerei Rixen“ und trat mit der Biersorte Rixen Alt einen Siegeszug sogar bis in die Kneipen der Düsseldorfer Altstadt an. So war die Brauerei lange Zeit einer der größten Arbeitgeber in St. Tönis.

1986 allerdings war Schluss: Gegen die industriellen Brauereien hatte die Hausbrauerei keine Chance. Die Marke Rixen allerdings gibt es seit 2015 wieder: Ein Brauer aus Kaufbeuren hat seine Erzeugnisse so genannt und sogar die St. Töniser Mühle im Logo übernommen.

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