Haushalt: Vom Angriff der „Piraten“

Der Haushalt der Stadt Willich 2014 ist nach dem Entwurf des Kämmerers ausgeglichen. Doch es drohen Gefahren.

Willich. In einem früheren Leben muss Willy Kerbusch Schiffskapitän gewesen sein. Wahrscheinlich zu einer Zeit, als noch Segelschiffe über die Ozeane fuhren und Piraten auf Goldtransporte lauerten. Wie sonst wäre es zu erklären, dass der Willicher Kämmerer beim Blick auf die städtischen Haushalte immer wieder Vergleiche aus der Seefahrt wählt?

Am Mittwoch stellte Kerbusch den Haushaltsentwurf für 2014 vor — und erneut war vom „stolzen Viermaster Stadt Willich“ die Rede, den die Unwetter der Weltwirtschaftskrise in Bedrängnis gebracht hätten und der viel Ballast habe abwerfen müssen, um in einen sicheren Hafen zu kommen. Vor diesem aber lauerten nun die „Piraten“.

„Allen voran das Land NRW mit der Neuausrichtung der Gemeindefinanzierung zugunsten der maroden Ballungszentren sowie dem Kommunal-Soli.“ Der allein koste die Stadt bis 2021 mindestens zehn Millionen Euro.

Doch auch Bund und Kreis setzten dem angeschlagenen Viermaster mit zusätzlichen Kosten (U3-Betreuung, steigende Kreisumlage) zu. Auf einer Zeichnung, die eine Mitarbeiterin Kerbuschs gefertigt hat, hat das Schiff Stadt Willich schon zwei Masten eingebüßt.

Auch wenn der Kämmerer energisch gegen dieses Abkassieren auf Kosten von Städten, die solide gewirtschaftet haben, protestiert und einen fairen Lastenausgleich fordert: Ganz so schlimm sieht es für Willich nicht aus. Denn die Stadt wird wohl erstmals seit 2008 einen ausgeglichenen Haushalt erreichen. „Damit gehören wir zum Kreis von nur sechs bis zehn Kommunen in NRW“, sagt Kerbusch.

Dies sei der Erfolg des harten Sparkurses der vergangenen Jahre, mit dem man einem Defizit von 25 Millionen Euro zwischen 2008 und 2012 begegnet sei. Die Lage sähe sogar noch besser aus, wenn der Kommunal-Soli nicht gekommen wäre. „Das führt dahin, dass wir in den nächsten drei Jahren nur mit Mitteln der Ausgleichsrücklage einen selbstbestimmten Haushalt sichern können.“

Die Haushaltskonsolidierung, durch die 2013 sechs Millionen Euro eingespart wurde, soll gleichzeitig fortgesetzt werden. Das werde etwa zu Serviceeinschränkungen der Verwaltung führen: „Darauf weise ich hin“, sagt der Kämmerer.

Was „Kapitän Kerbusch“ positiv stimmt: Die Beteiligungen der Stadt (zum Beispiel an den Stadtwerken) erwirtschaften Erträge von durchschnittlich sechs Millionen Euro pro Jahr. Gerne würde er auch Gewinne der Sparkasse Krefeld einplanen, an der die Stadt mit 7,5 Prozent beteiligt ist. Doch die Banker sträuben sich, erst 2014 rechnet er mit einer Einigung.

Dass auf der Kommandobrücke auch an die Zukunft gedacht wird, hob Kerbusch mit Zahlen hervor: Bis 2017 werde man 37 Millionen Euro investieren. So im nächsten Jahr 875 000 Euro in die Umgestaltung des Alt-Willicher Marktplatzes. Noch nicht im Entwurf enthalten ist der Ausbau der Feuerwehr in Anrath (zwei Millionen Euro) und die Lösung der Hallenproblematik.

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