Anrath Begeisterung auch abseits des „Messias“

Neersen. · Mit „Joshua“ war in der Anrather Pfarrkirche St. Johannes ein weniger bekanntes Oratorium Händels zu hören.

Viel Beifall gab es für den Auftritt der Emmaus-Kantorei mit dem Willicher Musik-Projekt in der Anrather Pfarrkirche.

Viel Beifall gab es für den Auftritt der Emmaus-Kantorei mit dem Willicher Musik-Projekt in der Anrather Pfarrkirche.

Foto: Norbert Prümen

Händels Oratorium „Der Messias“ erfreut sich allgemeiner Beliebtheit. Das führt offensichtlich zu dem Irrtum, dass andere Oratorien Händels weniger interessant sein könnten und sich ihre Aufführung deshalb nicht lohnt.

Wie falsch diese Einschätzung ist, zeigte sich eindrucksvoll in einer Aufführung des Händel-Oratoriums „Joshua“ in der Anrather Pfarrkirche St. Johannes. Zwar fehlt hier der zu Recht beliebte „Halleluja“-Chor. Dafür gibt es – mit anderem Text – „Tochter Zion“. Aber das ist bei weitem nicht alles. Vor voll gefüllten Kirchenbänken triumphierten Pauken und Trompeten, wechselten brillante Arien mit temperamentvollen Chören ab, leisteten die Geigen mit vitalen Läufen Akkordarbeit.

Die Komposition über die alttestamentarische Thematik imponierte, die Qualität der Aufführung ebenfalls. Die Emmaus-Kantorei Willich und das Willicher Musik-Projekt bildeten zusammen einen stimmkräftigen Chor, der mit Schwung und Frische der Jubel- und Feierstimmung der israelitischen Volksmassen Ausdruck verlieh. Weder dem Chor noch den Solisten schien der englische Original-Text nennenswerte Schwierigkeiten zu bereiten. Den konnte man im Programmheft mitlesen und fand zusätzlich auf Deutsch Erläuterungen.

Als Orchester bewährte sich wie gewohnt die Düsseldorfer Camerata Louis Spohr. Alle Instrumentengruppen waren mit guten Musikern besetzt. Cembalo, Orgel und Theorbe sorgten zusammen mit Cello und Kontrabass für Vielseitigkeit im Continuo, die Holzbläser gefielen mit fein gesponnenen Melodien. Die Abstimmung zwischen Solisten, Chor und Orchester war aufgrund der halligen Kirchenakustik zwar kein einfaches Unterfangen. Aber Dirigent Klaus-Peter Pfeifer und eine stets präsente, energische Konzertmeisterin garantierten den Zusammenhalt.

Dabei galt es mit einem schweren Handicap fertig zu werden. Einen der Gesangssolisten, den Countertenor Michael Lieb, hatte kurz vor dem lange feststehenden Termin eine schwere Erkältung erwischt; stimmlich war er weit von seiner Bestform entfernt. An einen Stellvertreter war in der Kürze der Zeit nicht zu denken. Was war zu tun? Um die Aufführung nicht ausfallen zu lassen, erklärte sich Lieb bereit, die Partie trotzdem zu übernehmen. Er sang sie in einer tieferen Oktave, also nicht als Altus. Man konnte leicht ahnen, dass er bei guter Gesundheit erheblich besser singen kann. Aber: dafür, dass er die Veranstalter nicht sitzen ließ und durch seine Mitwirkung die Aufführung trotzdem ermöglichte, verdient er viel Dank und Respekt.

Die anderen Solisten glänzten mit fabelhaften Leistungen. Sie verfügten über schöne, durchsetzungsfähige Stimmen: Christina Kühne (Sopran), Mark Heines (Tenor) und Gregor Finke (Bass). Mit einem kräftigen Knabensopran gefiel der für sein Alter schon sehr sicher auftretende Mark Vargin. Kreiskantor Klaus-Peter Pfeifer hatte die Aufführung sehr sorgfältig einstudiert und agierte als zuverlässiger Gesamtleiter. Die Zuhörer applaudierten begeistert und bekamen eine Zugabe.

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