Einzelhandel Lädchen sucht neuen Betreiber

St. Tönis · Herwig Berndt will sein Geschäft an der Kornstraße aus familiären Gründen abgeben.

Treffen vor dem Lädchen an der Kornstraße in St. Tönis (v.l.): Der scheidende Inhaber Herwig Berndt, der Tönisvorster Wirtschaftsförderer Markus Hergett sowie die Hauseigentümer Hans und Markus Mormels.

Treffen vor dem Lädchen an der Kornstraße in St. Tönis (v.l.): Der scheidende Inhaber Herwig Berndt, der Tönisvorster Wirtschaftsförderer Markus Hergett sowie die Hauseigentümer Hans und Markus Mormels.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Für ein langes Gespräch mit dem WZ-Reporter haben Herwig Berndt und Agatha Schlich eigentlich gar keine Zeit. Denn in ihrem Lädchen an der Kornstraße herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Kunden kaufen Illustrierte, füllen Lotto-Scheine aus, bestellen einen Kaffee, geben am Hermes-Paketshop Sendungen ab. „Ich dürfte hier so 300 bis 400 feste Kunden haben“, schätzt Herwig Berndt – von denen, die nur mal eben reinkommen, um die aktuelle WZ zu kaufen, ganz zu schweigen. Deshalb fällt dem Betreiber des Lädchens der Schritt, zu dem er sich entschlossen hat, auch sehr schwer: Ende des Jahres will er sein Geschäft abgeben.

„Ein paar Tränchen werden dann sicher fließen“, sagt Berndt, der das kleine Geschäft im Herzen des Seidenviertels seit 15 Jahren betreibt. Doch die Pflege seiner schwer kranken Mutter (88) nehme immer mehr Zeit in Anspruch – Zeit, die ihm und seiner Lebensgefährtin für den Laden fehlt.

Die frühen Kunden holen
sich Brötchen und die WZ

„Ich bin schon morgens um 5.45 Uhr hier und schmiere Brötchen“, berichtet Agatha Schlich. Denn schon um kurz nach 6 Uhr stehen die ersten Kunden vor der Tür und holen ihre vorbestellten Frühstückspakete – Zeitung und Brötchen – ab. Ab 7.30 Uhr liegen dann Schoko-Croissants für die Schulkinder bereit.

Nach dem ersten Ansturm kommen die Rentner und setzen sich an den Tisch vor der Tür oder in die „Literaturecke“ im Laden. Beim Kaffee wird geklönt, es werden Probleme diskutiert, Hilfen angeboten. „Wenn ein Hund im Viertel wegläuft, fragt man bei uns als erstes, ob den jemand gesehen hat“, berichtet Agatha Schlich.

Zu den Stammkunden gehören auch der örtliche Bezirksschornsteinfeger, der hier Frühstückspause macht, und der „Dorfsheriff“. „Der kommt immer am Nachmittag“, berichtet Agatha Schlich. Gerade schaut Dr. Erich Tizek, ehemaliger Chefarzt des Tönisvorster Krankenhauses, herein und holt sich seine geliebte Wochenzeitung. „Solche kleinen Lädchen sind wichtig“, betont er.

Das sieht Markus Hergett ganz genauso. Wie der Wirtschaftsförderer der Stadt Tönisvorst betont, habe der kleine Laden an der Kornstraße einen wichtigen „Nahversorgungs-Charakter“ mit einer „mehr als ordentlichen Frequenz“. Deshalb liege es ihm am Herzen, einen Nachfolger für Herwig Berndt zu finden, damit die Versorgung weiter gewährleistet sei.

„Der Bedarf ist da“, sagt Markus Hergett, das augenblickliche Sortiment könne sogar noch erweitert werden – zum Beispiel um Süßigkeiten. Die führte Berndt früher auch, zuletzt hatte er das Angebot aber etwas reduziert. Groß genug ist es immer noch: Zeitungen und Zeitschriften, Tabakwaren, Lotto, Briefmarken, Schreibwaren, belegte Brötchen und süße Teilchen liegen für die Kundschaft bereit.

Eigentümer des Gebäudes, in dem sich gleich nebenan noch ein Nagelstudio und eine Zahnarzt-Praxis befinden, sind Hans und Markus Mormels. „2014 haben wir das Haus aufgestockt und umgestaltet“, berichten sie. Gekauft hatten sie die Immobilie bereits 2010. Das „Lädchen“ sei 76 Quadratmeter groß, verfüge über Lagerflächen und eine Toilette. Sie würden dafür gerne einen neuen Betreiber finden.

Über den würde sich auch Herwig Berndt freuen. Und das nicht nur, weil ihm der Laden persönlich am Herzen liegt: „Ich wohne ja auch hier und fände es schon, in Zukunft hier ganz entspannt zum Kaffeetrinken gehehn zu können.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort