Gebühren: Niemand hat Angst vor der Gema

Der Vorstoß der Verwertungs- Gesellschaft, bei den Kitas abzukassieren, sorgt dennoch für gehörig Unmut.

Tönisvorst. Angesichts der Meldung könnte dem ein oder anderen Kindergarten glatt die Sangeslust ausgehen: Die Gesellschaft für Verwertungsrechte (Gema) hat ein Schreiben an 36 000 Kindertagesstätten versandt: Damit eine Kita für eine gebührenpflichtige Kopiergenehmigung von Texten oder Noten nicht einzelne Musikverlage anschreiben müsse, würde die Gema das übernehmen und für 500 Kopien jährlich 56 Euro berechnen.

In Tönisvorst bleibt man gelassen, sieht keinen Grund für eine Zahlung. „In unseren städtischen Kindertagesstätten wird grundsätzlich kein Liedgut kopiert“, sagt Catharina Perchthaler, Pressesprecherin der Stadt. „Die Kinder können ja noch nicht lesen, deshalb prägen sie sich die Lieder und Texte durch Nachsingen, Wiederholen und Mitklatschen ein.“

Ähnlich entspannt geht man mit dem Thema in Willich um. „Das ist kein ernsthaftes Thema“, sagt Michael Süßbeck, Betriebsleiter der städtischen Tageseinrichtungen. „Wir sind der falsche Adressat.“ Dennoch wird darüber nicht zum ersten Mal diskutiert. „Das hatten wir schon mal zu St. Martin. Da spielt es aber keine Rolle, weil nur die traditionellen Lieder gesungen werden. Und die sind Gema-frei.“ Kopien von Liedtexten würden in Willich ebenfalls nicht gemacht, dass Dreijährige einen Zettel in die Hand bekämen, sei irgendwie sinnfrei.

Das Ganze hat für Süßbeck noch eine andere Facette: „Wenn Lieder gesungen werden, ist das doch letztlich Werbung. Und wenn dann CDs gekauft werden, verdienen die Autoren und die Gema daran.“

Ein Blick in die Nachbarschaft: Die Stadt Mönchengladbach hat ihre 36 Kitas angeschrieben und eine Anweisung erteilt, die Texte sollen abgeschrieben werden. „Die rechtliche Lage ist so, dass man selbst abgetippte oder abgeschriebene Texte kopieren darf, ohne dass eine Gebühr fällig wird“, sagt Stadtpressesprecher Walter Schröders.

Dem Kreis Viersener Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer treibt der Vorstoß der Gema die Zornesröte ins Gesicht. „Wir machen Programme für die musikalische Erziehung, bringen Kindern bei, Instrumente zu spielen und dann fährt die Gema uns so in die Parade. Das ist instinktlos.“ Schummer verweist darauf, dass im Bundestag immer noch eine Petition erarbeitet wird, die sich mit dem Auftreten der Verwertungsgesellschaft gegenüber Ehrenamtlern beschäftigt. Bei einem entsprechenden Runden Tisch habe man auch Menschen aus der Praxis dazugeholt, z.B. von den Schützen. „Sonst hätte uns die Gema nach Strich und Faden belogen“, erklärt Schummer.

Generell herrsche zwischen den Ehrenamtlern und der Gema keine Waffengleichheit. „Die verfügen über so viel Geld, da können die leicht mal prozessieren.“

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