Tönisvorst Gebete und Hilfsmittel für Syrien — gegen das Vergessen

Rund 100 Menschen kamen in der Vorster Pfarrkirche zusammen. Hilfslieferung nach Aleppo wird bei medeor gepackt.

Tönisvorst: Gebete und Hilfsmittel für Syrien — gegen das Vergessen
Foto: Friedhelm Reimann

Vorst. Im Lager von action medeor steht eine Sendung mit Medikamenten und medizinischem Equipment. Sie ist abholbereit, soll diese Woche noch nach Syrien gehen. Das hat Pressesprecherin Susanne Haacker gestern berichtet.

Tönisvorst: Gebete und Hilfsmittel für Syrien — gegen das Vergessen
Foto: Pfarre St. Godehard

Gepackt wird außerdem eine Sendung für Menschen in Aleppo. Die Barada Syrienhilfe (München) hat sich zum zweiten Mal nach 2013 an das Vorster Hilfswerk gewandt, um den kriegsgeplagten Menschen in dieser umkämpften syrischen Großstadt Hilfsmittel zukommen zu lassen. Die Lieferung soll vor Heiligabend Vorst verlassen und so schnell wie möglich das Gebiet, das Haacker „den Ring um Aleppo nennt“, erreichen. „Dorthin fliehen die Menschen aus der Stadt.“

Aleppo — dort hält sich auch noch die Mutter der jungen Syrerin Sana auf, die vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet ist und mittlerweile in Vorst lebt. Die junge Muslimin stand im Mittelpunkt des „Friedensgebets für Syrien“, zu dem Pfarrer Ludwig Kamm am Montag in die Vorster Pfarrkirche St. Godehard gebeten hatte.

Kamm hatte seine Einladung mit einem schlichten Satz verbunden, der Verantwortungsgefühl und Sehnsucht miteinander verknüpfte: „Eingeladen sind alle Menschen guten Willens.“ Als wolle der Geistliche neben der Stärke des Glaubens auf die politische Zuversicht der Mitbetenden setzen, die sich nicht laut, aber sichtbar dafür einsetzen, dass in Syrien die Waffen endlich schweigen. Fast 100 Personen haben sich die Zeit genommen, um in der Kirche für die Menschen in Syrien zu beten.

Sanas Heimatstadt eröffnet beinahe täglich die politischen Nachrichten. Das Leid der Bewohner wird immer größer, ein dauerhafter Waffenstillstand scheint nicht in Sicht. Sana betete für ihre Mutter und ihre jüngere Schwester.

Angela Krumpen aus Vorst hatte die Teilnehmer begrüßt (siehe Kasten rechts). Sie hatten sich in St. Godehard zusammengefunden, um zu zeigen, dass „die Menschen in Aleppo und in vielen Städten Syriens, und in so vielen kriegsgeschüttelten Ländern nicht vergessen sind“.

Ein Brief von Sanas Mutter wurde vorgetragen. Außerdem hatte Ludwig Kamm „ein Gebet eines Muslims mitgebracht, das Muslime wie Christen ohne Einschränkung beten können“. Sana sprach ein Gebet auf Arabisch, danach in Englisch.

Kerzen und die Beleuchtung am Weihnachtsbaum, die zum ersten Mal in der Kirche brannte und erst wieder am Heiligen Abend angemacht werden wird, tauchten das Kirchenschiff in warmes Licht. „Auf diese Weise werden die Lichter am Weihnachtsbaum zu Friedenslichtern in der Weihnachtszeit“, sagte Kamm.

Gegen das Vergessen der Not stemmt sich in Vorst auch weiter das Medikamentenhilfswerk. Seit 2012 liefert medeor lebensrettende Medikamente zu den Menschen nach Syrien. 68 hauptamtliche Mitarbeiter und 31 ehrenamtliche Helfer unterstützen die Arbeit.

„Wir haben seit 2012 rund 265 Tonnen an Medikamenten und medizinischem Equipment nach Syrien, in den Nordirak und die Südtürkei geliefert. Wenn man bedenkt, dass eine Medikamentenschachtel nicht viel wiegt, kann man sich den Umfang vorstellen“, so Susanne Hacker.

Heute werden sich medeor-Mitarbeiter vor ihrer Weihnachtsfeier mit Lichtern zusammenstellen und fotografieren lassen — ihr Bild für die Initiative „Lichtermeer für Aleppo“ von Angela Krumpen, als Zeichen der Hoffnung, der Zuversicht und der Ermutigung.

Weitere praktische Hilfe ist in Planung: medeor-Mitarbeiterin Sophia Helena Zwaka wird ab März/April 2017 in einem für medeor in der nordirakischen Stadt Erbil eingerichteten Büro die Hilfslieferungen von Vorst in den Nordirak koordinieren.

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