Neersen „Fußgänger-Check“: An manchen Stellen wird es eng

Jede Menge Anregungen gab es für Verkehrsplaner Achim Printzen bei einer Begehung mit Senioren.

Neersen: „Fußgänger-Check“: An manchen Stellen wird es eng
Foto: Kurt Lübke

Neersen. In Höhe der Hausnummer 69 auf der Hauptstraße gibt es für Vanessa Lehmann kein Durchkommen mehr. „Hier muss meine Tochter mit dem Rollstuhl auf die Fahrbahn ausweichen“, sagt Hans Lehmann, Behindertenbeauftragter der Stadt Willich. Ein Poller, der die Fußgänger eigentlich vor Autos schützen soll, macht den Gehweg nur noch 67 Zentimeter schmal — für den mehr als 80 Zentimeter breiten Rollstuhl der an Muskelschwund leidenden jungen Frau ist das zu viel wenig.

Neersen: „Fußgänger-Check“: An manchen Stellen wird es eng
Foto: WD

Es sind Momente wie diese, die Verkehrsplaner Achim Printzen am Ende der Begehung ein zufriedenes Fazit ziehen lassen: „Das Experiment hat sich gelohnt.“ Erstmals hatte er sich gemeinsam mit Mitgliedern des Arbeitskreises Mobilität im Seniorenbeirat sowie Hans Lehmann und dem Bezirksbeamten der Polizei, Heinz-Peter Nefen, zu einem „Fußgänger-Check“ auf den Weg gemacht. Warum in Neersen? „Der Ortsteil ist räumlich überschaubar“, so Printzen.

Was sind die Gefahrenpunkte? Wo gibt es Probleme für Fußgänger? Was könnte man dagegen tun? Darum geht es beim morgendlichen Rundgang durch den Ort. Vom Minoritenplatz aus spaziert die kleine Gruppe an der Hauptstraße entlang, später geht es wieder zurück in Richtung Virmond- und Neustraße. Auch eine Seniorin mit Rollator sowie eine weitere mit Gehstöcken ist dabei, außerdem ein Mann, der zu Test-Zwecken einen kleinen Koffer auf Rollen hinter sich her zieht.

Am Minoritenplatz gibt es wenig zu meckern: Das neue Pflaster zwischen der Begegnungsstätte und dem eigentlichen Platz ist auf der Straße farblich angesetzt, es suggeriert dem Autofahrer deshalb, hier langsamer fahren zu ,müssen. „Viele Autofahrer bleiben hier sogar stehen, um Fußgänger passieren zu lassen“, berichtet eine Teilnehmerin.

Eine Hecke, deren Zweige in den Gehweg hinein ragen, veranlasst Heinz-Peter Nefen zu der Frage, ob die Stadtverwaltung die Hauseigentümer in die Pflicht nimmt, wenn es dadurch zu Verengungen komme. „Mit dem Servicehund käme ich hier nicht vorbei“, bestätigt Vanessa Lehmann.

Auch das Kopfsteinpflaster, das wenig später quer über den Gehweg auf eine Garage zuläuft, stellt für Rollstuhl und Rollator ein Problem dar. Eifrig notiert sich Achim Printzen wenig später auf der Hauptstraße die Kritik, dass gesicherte Fußgängerüberwege im Abschnitt bis zur Kickenstraße zu weit auseinander liegen.

Ein unglücklich platziertes Schild zur Ortsgeschichte verengt den Gehweg ebenso wie ein Fahrradständer vor einer Metzgerei. Lockere Pflaster, breite Fugen und Spurrillen sorgen in Höhe des „Kudl“ für Probleme. Schlimmer wird’s, als sich wenig später an dieser Stelle ein Gelenkbus und ein Lkw-Gespann begegnen: Es kommt zum Stau im Dorf.

An der Einmündung der Kirchhofstraße bemängelt der Bezirksbeamte die fehlende Haltelinie für Autofahrer: Diese rollen meist bis zur Hauptstraße vor — und blockieren dabei Zebrastreifen und Radweg. Vor der Gaststätte Laumen liegen Geh- und Radweg gefährlich nahe beieinander, auf der anderen Straße endet eine rote Radweg-Pflasterung plötzlich im Nirgendwo. Den Wunsch nach einer Querungshilfe an dieser Stelle schreibt sich Achim Printzen auf — bremst aber auch die Erwartungen: „Für Querungshilfen gibt es klare Richtlinien, das ist nicht mal eben so gemacht.“

Eine „Herzensangelegenheit“ war die Begehung für den Verkehrsplaner. Er ist froh, jede Menge Anregungen mitbekommen zu haben. Schnelle Lösungen seien zumindest in einigen Fällen möglich: „Ein Poller, der den Gehweg zu eng macht, kann in der Regel sofort versetzt werden.“

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