Fünf Jahre nach Kyrill

Die heimischen Feuerwehren haben ihre Lehren gezogen.

Willich/Tönisvorst. Fünf Jahre ist es her, dass der Orkan Kyrill über Europa hinwegfegte. Er hat viel Schaden angerichtet. Bei den Feuerwehren Willich und Tönisvorst ist der 18. Januar 2007 in schmerzlicher Erinnerung geblieben.

Feuerwehrmann Thomas Grumbach (39) vom Löschzug St. Tönis wurde bei einem Einsatz von einem Baum erschlagen. Wie beurteilen die hiesigen Feuerwehren ihre Einsätze aus heutiger Sicht? Haben sie Lehren gezogen?

„Wir sind jetzt sehr sensibilisiert, wir würden in einer solchen Extremsituation eine Straße nur noch im Notfall räumen. Handelt es sich nicht um eine Ein- oder Ausfahrtstraße einer Stadt, würde ich sie großräumig absperren und erst nach dem Unwetter räumen“, sagt Rolf Peschken, Wehrführer Tönisvorst.

Für Thomas Grumbach wurde ein Gedenkstein im Gerätehaus aufgestellt. Zum Volkstrauertag besucht die gesamte Feuerwehr Tönisvorst sein Grab und geht in die Kirche. „Sollte sich so eine Katastrophe noch mal anbahnen, würden wir den Baum Baum sein lassen“, sagt Peschken.

An der Ausbildung der Feuerwehrmänner sei seit dem Orkan nichts verändert worden. „Die Kameraden sind gut ausgebildet. Thomas Grumbach war ein Profi. Das war ein Unfall“, sagt Peschken.

Kyrill richtete in Tönisvorst an städtischen Einrichtungen Schäden in Höhe von 20 000 Euro an. In Teilen der Stadt fiel der Strom aus, weil ein Strommast umgefallen war. Ein Lkw wurde vom Orkan erfasst und stand quer auf der St. Töniser Straße.

„Mit so einem Unwetter konnten wir nicht rechnen, weil keiner von uns etwas Ähnliches schon mal erlebt hatte. In meiner 28-jährigen Laufbahn war das der schlimmste Einsatz. Ich hoffe, sowas passiert unter meiner Leitung nicht noch mal“, sagt Peschken.

Willich wurde von Kyrill nicht so stark getroffen. Vor allem Bäume fielen dem Orkan zum Opfer, aber auch in Schiefbahn an der Fichtenstraße riss die Oberleitung, rund zwei Stunden war der Strom weg. Die Feuerwehren im Kreis Viersen rückten zu mehr als 400 Einsätzen aus.

Nachdem ihr Kamerad gestorben war, wurde der Löschzug St. Tönis von dem Einsatz abgezogen und von einem Notfallseelsorger betreut. Die Wehr aus Willich sprang für die Kollegen ein. „Der Todesfall hat nicht nur die Feuerwehrmänner im Kreis Viersen geschockt, sondern landesweit für Reaktionen gesorgt“, sagt Thomas Metzer, Wehrführer in Willich.

Nach Kyrill habe ein Umdenkungsprozess stattgefunden. In Willich wurde in die persönliche Schutzausrüstung investiert. Die Waldarbeiterhelme sind nun mit einem Funkgerät ausgestattet, so dass die Feuerwehrleute auch beim Absägen von Bäumen und Ästen ansprechbar sind. „Diese Maßnahme ist sicherlich auf den Todesfall zurückzuführen“, sagt Metzer.

Auch die Einsatztaktik bei Witterungsfällen wurde geändert. Anstatt, dass der komplette Löschzug ausrückt, wird nun ein Vorauskommando geschickt. „Die Zugführer erkunden dann den Einsatzort und entscheiden, ob der Einsatz zu rechtfertigen ist oder zu gefährlich ist für die Einsatzkräfte“, sagt Metzer. Es nutze niemandem etwas, wenn die Feuerwehrleute sich verletzten.

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