Anrath Fitness, Hochzeiten, Hundefutter

Das ehemalige Jakob-Krebs-Areal hat sich in ein gut gehendes, kleines Gewerbegebiet verwandelt.

Anrath: Fitness, Hochzeiten, Hundefutter
Foto: Friedhelm Reimann

Anrath. Zu ihren besten Zeiten war die Tuchfabrik Jakob Krebs international bekannt. Mehr als 500 Menschen arbeiteten zeitweise auf dem Gelände unweit des Anrather Bahnhofs. Nach der bitteren Insolvenz im Jahr 1994 drohte das mehr als 40 000 Quadratmeter große Areal zur Industriebrache zu werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Unzählige neue Unternehmen haben sich angesiedelt — vom Aldi-Discounter bis zum Fitness-Studio.

Eigentümer ist die Viersener Firma Prangenberg & Zaum. Leiter ihrer Abteilung für Gewerbeimmobilien ist der Kempener Lars Sluka. Mit ihm hat die WZ einen Rundgang auf dem Gelände gemacht — und dabei einige interessante Unternehmen kennengelernt.

Um die Jahrtausendwende herum hat P&Z die ehemalige Fabrik gekauft. „Es gibt hier 15 000 Quadratmeter vermietbare Fläche“, berichtet Lars Sluka. Leerstände hat er kaum, selbst die ehemalige Diskothek „Nighttrain“ unweit des Bahnhofs ist vermietet. Dort werden heute marrokkanische Hochzeiten gefeiert. Gleich nebenan hat der DJK/VfL Willich seine Judohalle. Und noch eine Tür weiter ist Taxi Streng beheimatet.

Ein wenig versteckt liegt in einer Ecke links von der Aldi-Filiale das Lädchen „Kato’s Hund und Katz“. Halsbänder, Tierspielzeug und Hundefutter sind dort zu bekommen. Erst im vergangenen Jahr ist das Lächen hier eingezogen.

Es ist allerdings nur das Aushängeschild der Firma K9 Tierbedarf. Diese hat eine 500 Quadratmeter große Halle gleich hinter dem Ladenlokal angemietet. „Wir haben hier die Deutschland-Vertretung von Julius-K9“, erläutert die stellvertretende Geschäftsführerin Karin Voßen. Diese ungarische Marke ist wegen ihrer Hundegeschirre bekannt, die ursprünglich vor allem von Polizei und Militär genutzt wurden.

Mittlerweile erfreuen sich die vielseitig einsetzbaren Geschirre aber auch bei normalen Hundebesitzern großer Beliebtheit, was nicht zuletzt an witzigen Klettlogos mit Namen wie „Bodyguard“ oder „Rüdin“ liegt, die daran befestigt werden können. Von Anrath aus werden Zoofachmärkte in der ganzen Republik damit beliefert. K9-Tierbedarf ist erfolgreich: Das Unternehmen mit seinen 15 Mitarbeitern musste in den vergangenen Jahren mehrfach umziehen, da mehr Platz benötigt wurde.

Gleich nebenan wird viel für die Gesundheit getan: Im Studio „Fitness Inside“ von Ralf Kegelmann kann unter den historischen Sheddächern auf 1400 Quadratmetern an hochmodernen, computergesteuerten Geräten trainiert werden. Im Juli 2014 hat sich das Unternehmen hier angesiedelt, die Kundenzahl hat mittlerweile schon fast die 2000er Marke erreicht. Eine gute Ergänzung zum Trainingsprogramm bietet eine Tür weiter die Physiotherapie-Praxis „Fysio Frings“. Die ungewöhnliche Schreibweise des Namens hängt mit den holländischen Wurzeln der Firma zusammen.

In der Verwaltung der Tuchfabrik befindet sich heute eine Firma für Altenpflege sowie eine Filiale von „search trends“: Das Unternehmen bietet Gelbe Seiten im Internet an. Wer vom Parkplatz aus in Richtung Bahnhof geht, kommt am Wohnhaus von Andreas Oerschkes vorbei, der auf dem Gelände auch seine Tiefbau-Firma angesiedelt hat. Die kleine Kapelle an der Jakob-Krebs-Straße bildet den äußersten Punkt des Fabrikareals.

Auf dessen Rückseite in Richtung Gefängnis sind zwei klassische verarbeitende Betriebe zuhause: Die Dreherei Rieger fertigt in einer 440 Quadratmeter großen Halle mit zehn Mitarbeitern — darunter ein Auszubildender — Millimeter-genaue Werkstücke für die Industrie. Arca Regler in Vorst gehört zum Beispiel zu den Kunden von Ingo und Hans-Joachim Rieger. CNC-gesteuerte Werkzeugmaschinen kommen zum Einsatz.

In direkter Nachbarschaft hat Schunk Ingenieurkeramik aus Willich-Münchheide eine Außenstelle. Hochleistungsdichtungen für Pumpen in der Öl- und Gasförderung entstehen hier. An knapp 30 Maschinen arbeiten 33 Mitarbeiter, zwei weitere sind für die Qualitätssicherung zuständig.

Am Ende des Rundgangs stehen wir vor dem Getränkemarkt. Das Gebäude war 1986 als Weberei-Vorwerk gebaut worden. Es umfasst 5000 Quadratmeter und ist jüngst in den Blickpunkt der Politik geraten: Der in Anrath gewünschte Vollsortimenter könnte hier angesiedelt werden. CDU-Ratsherr Dieter Lambertz, der sich dem Rundgang mit der WZ angeschlossen hatte, hat schon mit Eigentümer Peter Zaum über eine solche Möglichkeit gesprochen.

An die Zeiten, als auf dem Gelände die Tuchfabrik zuhause war, erinnert nur noch wenig. Ganz vergessen ist sie aber nicht, wie Lars Sluka erzählt: Die Grundwassersanierung läuft bis heute — „und auch noch so lange, bis die Werte stimmen“.

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