Finnisch-deutsche Schulfreundschaft: Pihla und Rachel treffen sich erstmals

Das Mädchen aus dem finnischen Orivesi und die Michael-Ende-Schülerin haben eine Schulfreundschaft persönlich genommen.

St.Tönis. Finnisch ist gar nicht kompliziert. Auto heißt Auto. Und Ananas heißt Ananas. Aussprache? Kein Problem. Doch schon beim „Guten Morgen“ muss ich passen. Pihla hat das Wort so wundervoll vorgesagt, ein melodischer Klang, aber erst nach dreimaligem Hören gelingt die Aussprache im Ansatz. Pihla ist amüsiert und sie darf es sein.

Das Mädchen traut sich was. Sie ist erst elf Jahre alt und schon auf großer Fahrt, weit weg von zu Hause. Mit Lehrern und Mitschülern ist sie zum Wochenende aus dem finnischen Orivesi angereist, um die Comenius-Schulprojektpartner aus Malta, Italien und Zypern in St. Tönis zu treffen. Gastgeber sind Schüler und Kollegium der Grundschule Hülser Straße.

Pihla hat auch endlich ihre Brieffreundin Rachel persönlich getroffen. Die beiden Mädchen verbindet ein Kontakt, der sich über das Schulprojekt zum Weltkulturstättenerbe (siehe Kasten) entwickelt hat, als Rachel noch in die vierte Klasse der Grundschule Hülser Straße ging. Nun ist sie Fünftklässlerin am Michael-Ende-Gymnasium, das die europäischen Gäste für einen Unterrichtsmorgen besuchen.

„Pihla und ich, wir haben uns zuerst Briefe geschrieben, jetzt E-Mails“, sagt Rachel. Für die Zeit in St. Tönis wohnt Pihla bei Rachel und ihrer Familie.

Als WZ-Fotograf Kurt Lübke die Mädchen zum Foto bittet, nehmen sie sich an der Hand. Das Handgelenk der Finnin schmückt ein Freundschaftsband aus gelben und orangefarbenen Tönen, Pihlas Lieblingsfarben. Es ist ein Geschenk ihrer deutschen Freundin, der sie wiederum das finnische Brettspiel Kimble mitgebracht hat. „Das haben wir schon ausprobiert.“ Natürlich gab es zu Hause auch bereits Spaghetti, das Lieblingsessen von Pihla.

Die beiden Mädchen unterhalten sich auf Englisch, unterwegs und in der Schule assistiert Pihlas Lehrer Albert Vollbehr, ein gebürtiger Niederländer, der seit 1981 in Finnland lebt und nun dort Englisch unterrichtet. Er freut sich, wie seine Kollegin Tina Albrecht, die in St. Tönis das europäische Programm koordiniert, über die freundschaftlichen Bande, die sich nicht nur zwischen den Lehrern über Hunderte von Kilometer entwickelt haben.

Zu den schönsten Erlebnissen ihres Aufenthalts in St. Tönis gefragt, antwortet Pihla: „School.“ Schule. Vieles ist anders, größer als zu Hause. Aufregend waren auch die Fahrt zum Aachener Dom und zur Zeche Zollverein. Am Dienstag erlebten Pihla und Rachel gemeinsam den St. Martinszug in St. Tönis mit.

Mit vielen Eindrücken werden sich die Europäer am Mittwoch von St. Tönis verabschieden, die Finnen nach Orivesi. Nicht ohne noch eine wunderbare finnische Vokabel am Niederrhein zu lassen: Höllekenkölleken. Das heißt nicht „auf Wiedersehen“, sondern „Prost“, ist aber keine Vokabel, die Pihla und Rachel austauschen. Sie werden ihre Freundschaft weiter mit Post vertiefen.

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