Willich Finanzen sind noch nicht „überm Berg“

Kämmerer Kerbusch hat dem Rat den Haushaltsentwurf 2017 vorgelegt — mit kleinem Überschuss.

Willich: Finanzen sind noch nicht „überm Berg“
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Willich. Wäre Kämmerer Willy Kerbusch ein Bergsteiger, könnte man sagen: Der Mann bewegt sich auf schmalem Grat. Zwar sieht der Haushaltsplanentwurf 2017, den er gestern Abend im Stadtrat vorlegte, auf den ersten Blick gut aus. Doch rechts und links der Wanderroute lauern gefährliche Abgründe, auf die Bergführer Kerbusch den Rest der Willicher „Seilschaft“ nachdrücklich aufmerksam macht.

„Insbesondere die Kreisumlage und die auf hohem Vergleichsniveau stagnierende Gewerbesteuer gefährdet weiterhin unseren Haushaltsausgleich“, erklärte der Kämmerer. 33 Millionen Einnahmen bei der Gewerbesteuer wurden für 2016 erwartet. Sollte es bis Ende des Monats nicht klar sein, dass diese Summe erreicht werden kann, droht Kerbusch erneut mit einer Haushaltssperre. „Diese Entscheidung würde auch Auswirkungen auf den jetzt vorliegenden Haushalt haben, da dann noch nachgesteuert werden müsste.“

Sauer ist Kerbusch weiterhin auf den Kreis Viersen. Mit „Worstcase-Schätzungen“ habe dieser den Kommunen seit dem Jahr 2010 rund 20 Millionen Euro zuviel an Kreisumlage abgenommen. Allein 2015 seien es wieder mehr als fünf Millionen Euro — und 2016 werde es sicherlich ähnlich. „Die Kreisumlage muss 2017 um 0,5 Punkte sinken“, lautet die folgerichtige Forderung.

Für 2017 erwartet Kerbusch Erträge von knapp 139 Millionen Euro und Aufwendungen von 138,4 Millionen Euro. Den Überschuss — fast 500 000 Euro — möchte er zur „Risikoabfederung“ nutzen: 2015 hatte die Stadt ein Defizit von 3,9 Millionen erwirtschaftet — was verdeutliche, dass Willich trotz aller Sparbemühungen der Vergangenheit „nicht über dem Berg“ sei. Der Kommunalaufsicht müsse man daher durch sicher kalkulierte Haushalte verdeutlichen, „dass wir in den nächsten Jahren den Haushaltsausgleich auch erreichen werden“.

Das größte Absturz-Risiko liegt nach Ansicht des Kämmerers in der nach wie vor hohen Summe der „Liquiditätskredite“: Mit 24 Millionen Euro in diesem und weiteren 21,3 Millionen Euro im nächsten Jahr überzieht die Stadt ihr Konto — bei zum Glück sehr niedrigem Zinsniveau. Der Blick über die Stadtgrenze zeigt, dass Willich mit diesem Problem nicht alleine ist: Bei 980 Millionen Euro liegen in Mönchengladbach die „Kassenkredite“.

Der Blick über den Willicher Horizont lohnt sich auch aus anderem Grund. „Ihr seid doch das gelobte Land“, bekommt Kerbusch in Gladbach und Krefeld öfter zu hören. Denn das Leistungsniveau in Willich liegt auf sehr hohem Niveau, wenn man sich zum Beispiel den Zustand der Schulen, Kindergärten und Sportanlagen anschaut. 200 Millionen Euro habe man hier innerhalb von 20 Jahren investiert, so Kerbusch.

Vereinzuschüsse und die kostenfreie Nutzung der Sportanlagen sind in Willich selbstverständlich — und daran wird sich nach der vorliegenden „Routenplanung“ auch 2017 nichts ändern. Spielraum für zusätzliche Ausgaben — etwas für einen zweiten Kunstrasenplatz in Alt-Willich — gebe es aber nicht, so Kerbusch, der „Abstürze“ vermeiden will.

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