Feuerwehr spart Stadt Millionen

Die ehrenamtlichen Löschkräfte haben immer mehr Einsätze. Sie brauchen daher Unterstützung.

Feuerwehr spart Stadt Millionen
Foto: WZ-Archiv

Tönisvorst. Die Freiwillige Feuerwehr hatte im Vorjahr 302 Einsätze — 25 Prozent mehr als 2016. Doch es hat nicht etwa häufiger gebrannt, sondern die Rettungsdienste mussten mehr als in den Jahren zuvor unterstützt werden — zum Beispiel durch das Öffnen von Türen in Notfällen. Was dies für die mehr als 100 Feuerwehrleute bedeutet, wollte die WZ von Wehrführer Rolf Peschken und den beiden Pressesprechern Markus Hergett und David Bräuning wissen.

Feuerwehr spart Stadt Millionen
Foto: Lübke

Die Vielzahl der Einsätze stelle eine hohe Belastung für die ehrenamtlichen Kräfte dar, bestätigen die drei Feuerwehrmänner. „Mehr als 300 — das ist eine echte Hausnummer“, so Markus Hergett. Was alles gemacht werden muss, steht im „Brandschutz-, Hilfeleistungs- und Katastrophenschutz-Gesetz NRW“: In dem dicken Buch ist natürlich das Löschen von Bränden aufgeführt, aber eben auch das Aufnehmen einer Ölspur auf der Straße oder das Öffnen einer Haustür, wenn sich dahinter eine hilflose Person befindet. „Der Rettungsdienst darf die Tür nicht gewaltsam aufbrechen — wir schon“, sagt Bräuning. Und auch die Brandschutz-Erziehung und -Aufklärung gehört zum großen Aufgabenfeld.

Um dies alles schaffen zu können, hat die Feuerwehr im Vorjahr eine sehr erfolgreiche Werbekampagne abgeschlossen, durch die neun neue Wehrleute gewonnen werden konnten. „Trotz aller Anstrengungen ist aber mehr als eine Stagnation unserer Mitgliederzahl nicht drin“, bedauert Hergett. Denn es gibt immer wieder Austritte, die zum Beispiel durch Umzüge notwendig werden. Hinzu kommt eine angespannte Verfügbarkeit während des Tages sowie der demografische Wandel: Auch die Feuerwehr wird älter.

Ganz wichtig ist Rolf Peschken: „Wir müssen auch in Zukunft den Nachweis einer nachhaltigen Leistungsfähigkeit erbringen.“ Denn die Freiwillige Feuerwehr Tönisvorst übernimmt — wie zum Beispiel auch ihre Kameraden in Willich oder Kempen — hoheitliche Aufgaben und bekommt dafür eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung. Kann die Leistungsfähigkeit nicht erbracht werden, weil zum Beispiel die vorgeschriebenen Rettungszeiten nicht einzuhalten sind, müssten hauptamtliche Kräfte eingestellt werden.

Markus Hergett rechnet vor, was das bedeuten würde: Für eine Minimal-Besetzung mit sechs Leuten rund um die Uhr müsste die Stadt mehr als 30 Vollzeit-Feuerwehrleute einstellen. Kosten pro Jahr: mehr als zwei Millionen Euro.

Die ohnehin finanziell klamme Stadt könnte sich so etwas gar nicht leisten. Also muss alles getan werden, um die Freiwillige Feuerwehr leistungsfähig zu erhalten.

In Willich, wo die Aufgabenstellung ähnlich aussieht, hat man deshalb zum Beispiel hauptamtliche Gerätewarte eingestellt, die tagsüber ständig für Einsätze zur Verfügung stehen. Auch ein Modell für Tönisvorst? „Das wäre eine mögliche Maßnahme“, bestätigt Peschken. Ein anderes Mittel könne sein, verstärkt auf Feuerwehrkräfte zu setzen, die bei der Stadtverwaltung angestellt sind, um sie näher an die Wache zu holen und damit schneller in den Einsatz zu bringen. Derzeit gibt es zehn Wehrangehörige bei der Stadt — darunter Markus Hergett.

Rolf Peschken kündigt an, dass sich die Wehr weiter um neue Leute bemühen werde. Doch auch andere „Stärkungskomponenten“ wolle er im zweiten Quartal dieses Jahres mit Politik und Verwaltung besprechen.

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