Krimi-Autorin Eva Almstädt liest in der Stadtbücherei „Ich schreibe auch in der Bahn“

St. Tönis. · Interview Am 5. Mai will Eva Almstädt ihren Krimi in St. Tönis vorstellen. Inspiration nimmt sie aus Erzählungen anderer.

Foto: Götz Sommer

„Ostseegruft“, der 15. Fall um die Kommissarin Pia Korittki aus Lübeck, erscheint Ende April im Bastei Lübbe Verlag – eine Erfolgsgeschichte.

Wie kommt man eigentlich von Innenarchitektur zum Schreiben von Krimis?

Almstädt: Das liegt gar nicht so weit auseinander, wie man denkt. Es sind beides Tätigkeiten, bei denen man etwas Fantasie braucht und viel planen muss. Ich bin aber dazu gekommen, weil ich immer schon schreiben wollte und selbst sehr viele Krimis gelesen habe. Mit zwei Kindern ist das außerdem einfacher gewesen, als weiter im Bereich Innenarchitektur zu arbeiten. Es war dann auch direkt mein erster Krimi „Kalter Grund“, der veröffentlicht wurde. Angefangen habe ich also ein bisschen aus der Not heraus, und es hat geklappt.

Wie lange schreiben
Sie an einem Krimi?

Almstädt: Das Schreiben an einer Rohfassung dauert gar nicht so lange. Für 400 bis 420 Seiten brauche ich etwa zehn bis zwölf Wochen. Aber trotzdem arbeite ich an dem ganzen Roman etwa ein Jahr, weil da von der ersten Idee über die Recherche zu Orten und einzelnen Themen noch etwa drei Monate Vorbereitungen hinzukommen. Dann schreibe ich eine Rohfassung, lasse diese erstmal liegen, überarbeite sie, gebe sie an Testleser, überarbeite sie wieder. Dann geht es ins Lektorat, danach überarbeite ich nochmal, dann geht sie ins Korrektorat und dann überarbeite ich es nochmal. Es sind also viele Arbeitsdurchgänge, und es dauert am Ende immer etwa ein Jahr.

Warum gerade die Ostsee?

Almstädt: Ich habe dort in der Nähe gewohnt, als ich den ersten Roman geschrieben habe, und dann kommt man automatisch an die Küste dort. Diese Handlungsorte sind sehr schön und faszinierend. Bei der Recherche macht es auch Spaß, immer neue Orte an der Ostsee zu entdecken und darüber zu schreiben.

Was werden Sie bei der
Lesung in Tönisvorst
vorstellen?

Almstädt: Da wird gerade mein neuer Krimi „Ostseegruft“ erschienen sein. Daraus werde ich natürlich vorlesen. Ich suche mir dabei immer spannende, lustige, unterschiedliche Szenen raus, die den Roman ganz gut vorstellen. Aber ich verrate natürlich nicht zu viel. Ich erzähle ansonsten viel darüber, wie ich zu den Themen gekommen bin und was ich bei der Recherche erlebt habe, einfach um das etwas abzurunden, denn nur Lesen allein reicht nicht. Es geht ja darum, dass ich auch ein bisschen was dazu erzähle. Ich will damit Spannung erzeugen und Lust auf den Roman machen, aber natürlich nicht zu viel verraten. Es ist immer eine Kunst, das richtig zusammenzustellen.

Woher nehmen Sie den Input für einen neuen Krimi?

Almstädt: Das ist die schwierigste Frage überhaupt. Ich brauche immer eine Grundidee, die mich fasziniert. Meistens sind das Dinge, die mir jemand erzählt hat. Bei „Ostsee­gruft“ war es so, dass ich gehört habe, dass in einem Ort an der Ostsee Leute aus ihren Häusern weggewiesen wurden, weil man festgestellt hat, dass dort unterirdische Stollen sind, die noch keiner kannte und somit Einsturzgefahr bestand. Diese sind wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg angelegt worden, und im Nachhinein hat jemand dann doch die Baupläne erhalten. Ab da schaltet sich dann meine Fantasie ein, dass man dort zum Beispiel eine Leiche findet oder sowas, und ich baue das ganze Konstrukt um diese Idee, die mich hoffentlich über den ganzen Roman trägt.

Wann, wie oder wo schreiben Sie am liebsten? Jeder hat ja so seine Angewohnheiten.

Almstädt: Das hat sich ganz spannend entwickelt. Am Anfang habe ich wirklich nur an meinem Schreibtisch geschrieben. Dann kamen immer mehr Lesungen hinzu, und ich habe angefangen, auch in der Bahn zu schreiben, um die stundenlangen Fahrtzeiten zu überbrücken. Das klappt ganz fantastisch, und mittlerweile schreibe ich auch oft mit einer Kollegin zusammen im Café. Dazu bin ich ein Morgenmensch. Was ich morgens und vormittags nicht schaffe, schaffe ich später am Tag auch nicht mehr.

Womit, meinen Sie,
überzeugen Sie die Leser
besonders und jedes Mal aufs Neue?

Almstädt: Da orientiere ich mich natürlich an dem Feedback, das ich bekomme, und für viele Leser ist tatsächlich die Geschichte der Protagonistin wichtig. Viele mögen auch sehr die Orte an der Ostsee und erkennen davon etwas wieder. Aber auch, dass die Krimihandlung spannend ist. Also die drei Komponenten sind wichtig: Hauptfigur, Orte, Spannung.

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