Stadtkulturbund Schauspielprominenz gibt ein Gastspiel in St. Tönis

St. Tönis. · Auf Einladung des Stadtkulturbundes gaben sich bekannte Namen ein Stelldichein.

 Die Bewohner eines Seniorenheims wollen noch einmal etwas erleben. 

Die Bewohner eines Seniorenheims wollen noch einmal etwas erleben. 

Foto: Norbert Prümen (nop)

Gabi Gasser ist mit 75 Jahren die jüngste der großen, bekannten Schauspieler auf der Bühne im ausverkauften Corneliusforum. „Bis zum Horizont, dann links“, heißt das Stück, in dem die Theater- und Serien-Schauspielerin („Die Wicherts von nebenan“, „Der Alte“, „Der Landarzt“) gemeinsam mit dem 84-jährigen Horst Janson spielt, ein seit mehr als 50 Jahren im internationalen Film und im deutschen Fernsehen gefeierter Darsteller.

Außerdem dabei: Marianne Rogée, 83 Jahre, Theater-, Film- und Serien-Schauspielerin (in der „Lindenstraße“ spielte sie Isolde Pavarotti) und Harald Dietl, 86 Jahre, der als Journalist die Welt hinter dem Eisernen Vorhang bereist hat und als Schauspieler in etlichen Theater- und Fernsehrollen zu sehen war, wie etwa als Kommissar Kalle Feldmann in „Die Männer vom K3“. Komplettiert wird das Ensemble vom Vollbluttheaterschauspieler Dirk Bender (75 Jahre), Bühnen- und Fernsehschauspielerin Astrid Polak (83 Jahre) sowie den „Küken“ Esther Kuhn (39) und Philip Leenders (38).

„Bis zum Horizont, dann links“, ist eine Komödie, die auf das Ensemble zugeschnitten ist. Das Stück spielt in der Seniorenresidenz „Abendstern“, in der es eine Fauna- und eine Flora-Abteilung gibt mit Tier- und Blumenbildern an den Türen. „Wie im Kindergarten“, stellt die gerade von ihrem Sohn dort „abgegebene“ Annegret Simon fest, die Marianne Rogée mit einer nüchternen, abgeklärten Art großartig spielt.

Senioren entführen beim Rundflug eine Ju-52

Während die erste Hälfte des Stücks dahinplätschert, nimmt die Komödie, die nach dem gleichnamigen Film von Bernd Böhlich entstanden ist, in der zweiten Hälfte an Fahrt auf. Josef Tiedgen (etwas hölzern dargestellt von Horst Janson) will sich nicht damit abfinden, still auf seinen Tod zu warten. Er will noch etwas erleben. Den Rundflug mit der alten Ju-52 über München nutzt der Senior, der im Besitz einer Pistole ist, um die Maschine zu entführen. Noch einmal in den Süden, ans Mittelmeer soll es gehen. Die Mitreisenden sind zunächst empört. „Dafür kommen wir alle ins Gefängnis“, sagt Willy Stronz (Harald Dietl). „Na und, ich sitze seit Jahren“, entgegnet Josef Tiedgen und setzt zu einem längeren Monolog an: „Kennt ihr das auch, das sinnlose Wachliegen, weil jetzt Schlafenszeit ist? Wir sitzen unsere Zeit vor dem Fernseher ab. Wann haben wir zuletzt das gemacht, worauf wir Lust ­hatten?“

Mit dieser bitteren Wahrheit über den letzten Abschnitt des Lebens zieht Tiedgen die anderen auf seine Seite, sodass sich die Mehrheit für die Flugzeugentführung ausspricht. Auf einer griechischen Insel schauen sich die Senioren schließlich den Sonnenuntergang an, und das Erlebnis verändert sie: Paare finden sich, unterdrückte Ehefrauen mucken auf, kurzum: Die Lebensgeister kehren zurück in die alten Menschen, die schon viel zu lange auf dem Abstellgleis gestanden haben.

Wie es nach dem abenteuerlichen Ausflug weitergeht, wissen sie nicht. Das Stück lässt die Frage offen. Zurück bleibt die Botschaft, sich das Leben nicht aus der Hand nehmen zu ­lassen.

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