Willich Eine Baustelle voller Erinnerungen

Die Entkernung des Kaisersaals ist weitgehend abgeschlossen. Peter Wynands hat sie mit vielen Fotos dokumentiert.

Willich: Eine Baustelle voller Erinnerungen
Foto: Peter Wynands

Willich. In den vergangenen zwei Wochen hat Peter Wynands sein „Bett“ quasi in den Kaisersaal verlegt: Mehr als 100 Bilder von der Entkernung des denkmalgeschützten Gebäudes hat der Willicher Hobbyfotograf schon gemacht.

„Ich werde irgendwann mal eine Dokumentation über die Geschichte des Kaisersaals von 1898 bis zur Fertigstellung des Neubaus machen“, kündigt Peter Wynands an. Solche Ausstellungen hat er schon mehrfach vorbereitet, so unter anderem 2016 über die Geschichte des ASV Willich, dem er selbst seit mehr als 50 Jahren angehört.

Die Geschichte des Schützenvereins ist ganz eng mit dem Kaisersaal verbunden — und das nicht nur, weil im Garten davor lange Zeit der Vogelschuss stattfand. Auch im Keller unterhalb der Bühne gab es einen Schießstand. „Da ist oft bei Schlechtwetter geschossen worden“, erinnert sich Wynands.

Solche Erinnerungen sind bei ihm in den vergangenen Tagen immer wieder hochgekommen. Doch weder vom Schießstand, noch von der Bühne oder dem ehemaligen Bierkeller ist noch etwas zu sehen: Die Entkernung ist schon so weit vorangekommen, dass derzeit die Arbeiten ruhen können, bis der eigentliche Baubeginn feststeht. Sechs Wohnungen zwischen 100 und 120 Quadratmetern sollen entstehen — mit Aufzug, Balkonen und Carports vor der Tür. In den 6,50 Meter hohen Saal wird dazu eine Zwischendecke eingezogen.

„Das wird bestimmt eine schicke Sache“, glaubt Heinz Schiffer. Der ehemalige Kaisersaal-Wirt hat sich bislang nur einmal auf der Baustelle umgesehen. „Das reicht aus. Nachdem wir vor zwei Jahren Schluss gemacht haben, habe ich auch mit dem Saal abgeschlossen“, betont der 59-Jährige.

Sein Urgroßvater hatte das Gebäude 1897 errichten lassen. Die damals gemauerten Fundamente sind jetzt wieder zutage gekommen. „Die Erinnerungen bleiben“, sagt Heinz Schiffer, der es aber nicht bedauert hat, den Kaisersaal aufgegeben zu haben: „Die Kosten waren einfach zu hoch geworden.“

Er selbst hatte seine benachbarte Gaststätte mit der Schließung des Saals zum Event-Lokal umgebaut. Damit hat er reichlich zu tun: Der Stammtisch der DLRG ist ebenso regelmäßig bei ihm an der Peterstraße zu Gast wie der MGV Liederkranz. Auch vier Schützenzüge des ASV Willich sind zu ihm zurückgekommen. Hinzu kommen Familienfeiern, kleine Versammlungen oder Konzerte wie jüngst Jochen Contzen mit „Die wahrscheinlich schlechteste Band der Welt“. Rund 70 Leute waren dabei. „Mit Bestuhlung habe ich Platz für etwa 60 Gäste“, berichtet Heinz Schiffer. Besagte Stühle hatte er sich rechtzeitig aus dem alten Kaisersaal-Bestand gesichert.

Reklame muss er für das Event-Lokal nicht machen: Mund-zu-Mund-Propaganda reicht. „Wir haben einen guten Zuspruch. Trotzdem ist es nicht so stressig wie früher“, sagt Heinz Schiffer, der so lange wie er kann so weitermachen möchte.

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