Willich Ein Symbol für Toleranz und Dialog

Der „Engel der Kulturen“ kommt im April nach Willich. Die Initiatorinnen freuen sich über die großen Unterstützung aus der Stadt.

Willich: Ein Symbol für Toleranz und Dialog
Foto: Lübke

Willich. Kann so etwas nur ein Zufall sein? Als die Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten vor einigen Jahren auf die Idee kamen, in einem Stahlring Kreuz, Davidstern und Halbmond als Symbole der Weltreligionen zu vereinen, stellten sie plötzlich fest: In dem Ring war der Umriss eines Engels entstanden. Der Engel gilt in allen drei Religionen als Bote zwischen Mensch und Gott. Das passte perfekt. Mit ihrem „Engel der Kulturen“ haben Dietrich und Gregor Merten seitdem mehr als 70 Städte besucht. Am 21. April kommen sie nach Willich.

Kirsten Schwikkard lernte den „Engel der Kulturen“ als Symbol für Toleranz, interkulturellen Dialog und interreligiöses Miteinander vor mehr als einem Jahr über ihren Vater kennen. Der war in Gelsenkirchen an dieser Kunstaktion beteiligt. „Zu Anna Rieve vom Rat der Gemeinschaft der Gemeinden sagte ich dann: Lass’ uns den Engel doch nach Willich holen.“ Die beiden Frauen machten sich auf den Weg — ohne zu ahnen, dass wenig später große Flüchtlingsströme im kleinen Willich ankommen würden und IS-Terroristen die Welt in Angst versetzten. Nur ein Zufall?

Ob Veranstaltungshalle, Kaiserplatz oder Markt samt Kugelahorne: Über die meisten Themen in Willich ist in den vergangenen Jahren erbittert gestritten worden. Als Kirsten Schwikkert und Anna Rieve jedoch ihre Engel-Idee vorstellten, gab es von Anfang an nur Zustimmung. „Da wurde nichts zerredet“, betont Anna Rieve. Auch die islamische Gemeinde und der jüdische Rabbi aus Krefeld waren sofort zum Mitmachen bereit. Das gilt ebenso für viele Willicher Schulen, die ab Januar eigene Aktionen für den „Engel der Kulturen“ vorbereiten wollen. Ein Zufall?

Offizieller Träger der Engel-Aktion ist die Initiative „LOT“ (lebendig, tolerant, offen), die vor einem Jahr zur ehrenamtlichen Betreuung der Flüchtlinge im ehemaligen Katharinen-Hospital gegründet wurde. Damals habe sie befürchtet, dass diese Menschen in der Stadt nicht gut aufgenommen werden, berichtet Anna Rieve. Doch das Gegenteil sei passiert: „Wir haben eine enorme Hilfsbereitschaft, einen unfassbaren Zuspruch zu verzeichnen.“ Lauter „engelgleiche Menschen“ engagierten sich für die Flüchtlinge. Die Willkommenskultur in Willich sei zu einer „Kultur der Verantwortung“ geworden. Zufall?

Kirsten Schwikkard und Anna Rieve sind fest davon überzeugt: Nein, das alles ist kein Zufall. Bei der Werbung für die Aktion laufe man offene Türen ein, dieses Symbol berühre die Menschen ganz tief. „Der Engel war schon vor uns da. Er setzt Willich in Bewegung“, betont Rieve.

Das ist durchaus auch wörtlich zu verstehen: Katholische und evangelische Christen, Muslime und Juden, Schüler, Messdiener, Pfadfinder, Jugendheime — sie alle werden sich im nächsten Jahr auf den Weg machen. Mehrere hundert Menschen werden den „Engel der Kulturen“ am 21. April durch Alt-Willich begleiten. Die 1,50 Meter hohe Stahlskulptur rollt von der Gesamtschule zur Moschee an der Bahnstraße und weiter zur evangelischen Kirche an der Krusestraße. Über das Katharinen-Hospital geht es dann an mehreren Standorten von Stolpersteinen vorbei zur Pfarrkirche St. Katharina. Am Ende wird auf dem Kaiserplatz eine kleine Ausgabe des Engels in Form einer Intarsie in den Boden eingelassen.

„Wir müssen ein positives Zeichen setzen“, sagt Kirsten Schwikkard. Und Anna Rieve ergänzt: „Der Engel ist ein Zeichen dafür, dass wir für das Gute stehen, dass wir eine weltoffene Stadt sind.“ Und beide sind überzeugt: Die Aktion wird in Willich nicht nur am Kaiserplatz Spuren hinterlassen.

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