Ein 100-Jähriger auf der Flucht

Beim Tönisvorster Buchherbst gab’s Tipps und Anregungen für eine spannende Lektüre.

St. Tönis. Im St. Töniser Ratssaal mangelt es an diesem Abend zunächst an Sitzgelegenheiten. Alle aufgestellten Stühle sind bereits besetzt. Nachschub muss von der Empore in den Saal getragen werden. Das Interesse am siebten Buchherbst, einer Kooperationsveranstaltung zwischen der Stadtbücherei Tönisvorst und der Volkshochschule, ist offensichtlich größer als erwartet.

Kaum ist die Frankfurter Buchmesse zu Ende gegangen, gibt es in St. Tönis einen Abend voller ganz persönlicher Lese-Empfehlungen. „Der Herbst ist da und damit auch erhöhte Leselust. Es gibt so viele Neuvorstellungen. Wir haben eine persönliche Auswahl getroffen und ich denke, für jeden ist etwas dabei“, begrüßt Carmen Alonso, Leiterin der Stadtbücherei Tönisvorst, die knapp 100 Besucher und übergibt direkt an Petra Reulen von der Gutenberg Buchhandlung.

Die hat den Part Familien- und Gesellschaftsromane übernommen. „Ich habe fünf Titel dabei, die ich alle für lesenswert halte“, sagt Reulen und startet mit der Vorstellung des Buches „Fast genial“. Das stammt aus der Feder eines jungen deutschen Autors, nämlich Benedict Wells und handelt vom 18-jährigen Francis, der in einem amerikanischen Trailer Park lebt und erfahren muss, dass er das Ergebnis eines Gentestes ist.

Ebenfalls Familienromane hat Katrin Kowalczyk im Gepäck. Die 30-jährige, gebürtige St. Töniserin ist parlamentarische Assistentin im Europäischen Parlament in Brüssel und an diesem Abend der besondere Vorstellungsgast.

„Dafür habe ich extra das Wochenende daheim verlängert“, verrät sie lachend. Kowalczyk hat ungewöhnliche Literatur dabei, so „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Das Buch von Jonas Jonasson erzählt von einem 100-Jährigen, der aus dem Seniorenheim ausbüxt, an 50 Millionen Kronen und einige zwielichtige Gestalten gerät. „Total verrückt, aber herrlich“, schwärmt sie.

Büchereimitarbeiterin Lia Waltereit dagegen ist für das Gruseln und die Gänsehaut zuständig, sie hat sich die neuesten Thriller vorgenommen. Was sich hinter „Herzstoß“ und „Stirb“ versteckt, das verrät sie an diesem Abend nur ein Stück weit. Ihr absoluter Favorit ist das Erstlingswerk „Der Federmann“ von Max Bentow. „Es ist superspannend. Mit dem Motiv des Täters hätte ich nie gerechnet. Bentow versteht es, den Leser in die Irre zu führen“, erzählt Waltereit.

Die sozialwissenschaftlichen Sachbücher sind das Ressort von Professor Dr. Klaus-Peter Hufer, Leiter des Fachbereiches Geistes- und Sozialwissenschaften der Volkshochschule. Sein besonderer Lesetipp ist „Rettungswiderstand“ von Arno Lustiger. „Der Autor ist 87 Jahre alt und beschreibt in dem Buch den Mut und das Leben von Personen, die während des Nationalsozialismus Menschen gerettet haben“, berichtet er.

Sachbücher, die aus „dem Rahmen fallen“, hat sich Alonso vorgenommen. Was sie an „Julekuler: Gestrickte Weihnachtskugeln“ fasziniert hat, wie sie von „Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge“ gepackt wurde und was „Frühstück bei Tiffany“ alles verrät, damit begeistert Alonso die Besucher. Eins ist klar, die Lust aufs Lesen haben alle Fünf geweckt.

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