Ebola: Ein Hilfeschrei aus Liberia

Das Ebola-Virus breitet sich immer weiter aus. Die Hilfe aus Vorst läuft auf Hochtouren.

Ebola: Ein Hilfeschrei aus Liberia
Foto: Friedhelm Reimann

Tönisvorst/Monrovia. Die Situation ist hochdramatisch, vor Ort spielen sich Szenen ab, die denen ähneln, die von der mittelalterlichen Pest überliefert werden. Tote liegen auf der Straße, niemand beerdigt sie. Die Schulen sind geschlossen, das normale Leben ist zum Stillstand gekommen. Das Ebola-Virus breitet sich schier unaufhaltsam aus, besonders betroffen ist das afrikanische Land Liberia. Das Vorster Hilfswerk action medeor hat gemeinsam mit der Duisburger Organisation ISAR (International Search and Rescue) den Kampf aufgenommen.

Ebola: Ein Hilfeschrei aus Liberia
Foto: Friedhelm Reimann

„Wir haben bereits Waren im Wert von 100 000 Euro geschickt, Anfragen für weitere Lieferungen über 200 000 Euro liegen vor“, sagt medeor-Geschäftsführer Bernd Pastors. Und räumt ein: „Es ist zu lange gezögert worden. Wir brauchen mehr Engagement, von staatlicher Seite wie von den Nichtregierungs-Organisationen.“

Auf die Reise nach Liberia gehen nun zwei große Zelte, die komplette Feldkrankenhäuser mit allem Drum und Dran sind. Sie bieten Platz für insgesamt 44 Patienten und sind High-Tech-Stationen. Das reicht von Toiletten für jeden Patienten über Schutzanzüge für die Helfer bis hin zu Verbrennungsöfen, in denen problematische Materialien vernichtet werden können. Und da diese Stationen mit Unterdruck arbeiten, ist eine Ausbreitung des verhängnisvollen Virus von hier aus praktisch unmöglich.

„Das wichtigste ist, dass wir Verdachtsfälle abtrennen und dann würdig und kompetent behandeln können“, sagt Christoph Bonsmann, der für medeor die Projektleitung hat. Er unterstreicht, dass mit steigender Behandlungsqualität die Überlebensrate steigt.

Aufgebaut und in Betrieb genommen werden die Lazarette von ISAR. „Wir kümmern uns auch um die Kooperation mit den örtlichen Behörden und der Weltgesundheitsorganisation WHO“, sagt die ISAR-Vorsitzende Daniela Lesmeister. Die jetzige Lieferung sei eine Erweiterung der Kapazität um rund 20 Prozent. Man wolle auch, dass das Beispiel Schule macht, betont Lesmeister. Natürlich würden dafür auch Spenden benötigt.

Vor Ort betreut Thomas Laackmann von ISAR als medizinischer Leiter das Projekt. „Wir können uns gut in einem solchen Umfeld bewegen“, sagt er. ISAR hat Erfahrung in Haiti und auf den Philippinen gesammelt, wo das Thema Seuchenbekämpfung ebenfalls eine Rolle spielte.

Betrieben werden die mobilen Krankenhäuser von örtlichem Personal, das vom Staat gestellt wird. Wie dramatisch die Situation ist, betont Ethel Davis, Botschafterin des Landes. „Wir kämpfen gegen einen unsichtbaren Feind. Wir können keinen Waffenstillstand oder einen Frieden vereinbaren.“ Wenn das völlig überlastete Gesundheitssystem ihres Landes nicht unterstützt werde, müsse man damit rechnen, dass schon ganz in Kürze die Zahl von 3000 Toten erreicht werde. Bisher wurden 1349 gezählt.

Sehr problematisch ist, dass darunter 82 Gesundheitshelfer sind. Der Job ist gefährlich. Mit Hilfe aus Deutschland könne die Situation erheblich verbessert werden. „Helfen Sie uns“, lautet der dramatische Appell der Diplomatin. „Alles andere ist sinnlos, wenn die Menschen sterben“, sagt sie und kann sich ihrer Tränen kaum erwehren.

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