Tönisvorst : „Donnerwetter“ brachten den Sieg
Am 27. Februar 1997 begann der lange Weg zur Rettung des Tönisvorster Krankenhauses.
Tönisvorst. Sie ist 20 Jahre alt: die Geschichte der legendären „Donnerwetter am Donnerstag“, mit denen Bürger der Stadt Tönisvorst gegen die drohende Schließung ihres Krankenhauses kämpften. Jeden Donnerstag, den Gott erschaffen hatte, gab’s eine Protestaktion. Begann das Ganze noch einigermaßen unauffällig, entwickelten die Organisatoren eine Kreativität, die in spektakulären Aktionen mündete. Insgesamt gab’s 58 davon. Fast immer mit dabei: Reporter und Fotografen der Westdeutschen Zeitung.
Noch am Abend der Ratssitzung am 20. Februar 1997, bei der die Rettung des Krankenhauses aussichtslos erschien, hatte sich das zehnköpfige „Aktionskomitee pro Krankenhaus“ gegründet (die WZ berichtete am Montag). Proteste und Unterschriftensammlungen gab es aber schon, seit Anfang November 1996 erstmals bekannt geworden war, dass in einem Brief des NRW-Gesundheitsministeriums eine Schließung der Klinik angedroht worden war. Die Gesellschafterversammlung des Antoniuszentrums reagierte mit einer Pressemitteilung: „Das Krankenhaus ist unverzichtbar“, wurde darin betont.
Wilfried Jacobs, AOK, in der WZ am 15. Januar 1997
„Emotionslos“ wollte der damalige Vorstandsvorsitzende der AOK-Rheinland, Wilfried Jacobs, „auch über eine Schließung reden“ — doch er hatte die Rechnung ohne die Tönisvorster gemacht. Spätestens seit der Einwohnerversammlung am 15. Januar 1997, zu der mehr als 2000 Menschen in die Rosentalhalle kamen, kochten die Emotionen über — ein Vertreter des Ministeriums wurde gnadenlos ausgepfiffen. An diesem Tag trat auch ein Mann erstmals ans Mikrofon, der wenig später Gesicht und Stimme des Aktionskomitees werden sollte: Günter Wolfs.
„Ohne Krankenhaus kann es sich niemand mehr leisten, krank zu sein.“ Unter diesem Motto wurden bei der ersten Donnerwetter-Aktion auf dem Rathausplatz in St. Tönis am 27. Februar Orangen verteilt — Vitamin C gegen den Schnupfen.
Schon eine Woche später wurde es deutlich Aufsehen erregender. „Rufen Sie beim Gesundheitsminister NRW an“ — so lautete die Aufforderung des Aktionskomitees pro Krankenhaus. Dessen Mitglied Rolf Schumacher hatte sich das Ganze ausgedacht. Um die Angelegenheit öffentlich zu machen, wurden die Anrufe auf dem Rathausplatz per Lautsprecher übertragen. Aus den Boxen klang zumeist nur ein Besetztzeichen. Im Ministerium hatte man offenbar viel zu tun: „Es gab eine Vielzahl von Anrufen“, räumte ein Behörden-Sprecher damals auf WZ-Nachfrage ein.