Dieter Lambertz: „Hospital gegen die Wand gefahren“

Dieter Lambertz (CDU) greift die Augustinus-Kliniken an, Ulrich Mischke (FDP) den Bürgermeister.

Willich. Wie überraschend kommt die angekündigte Schließung des Katharinen-Hospitals? Auf diese Frage geben Vertreter von CDU und FDP unterschiedliche Antworten. Vize-Bürgermeister Dieter Lambertz berichtet, dass die CDU erst Ende August das Hospital besucht und mit Geschäftsführer Stefan Knöfel gesprochen habe. Von Schließung sei da keine Rede gewesen.

Der Klinikverbund habe das Krankenhaus 2007 mit einer Liquidität von fünf Millionen Euro übernommen. „Alle handelnden Personen waren der Überzeugung, dass es nun für Jahre gesichert war“, sagt Lambertz. Er frage sich, warum die Augustinus-Kliniken nicht den Kontakt zur Politik aufgenommen, sondern „das Haus gegen die Wand gefahren“ hätten. Und er fragt: „Wie kommt es, dass das Krankenhaus bereits nach sieben Jahren im Ranking ganz unten und wirtschaftlich vor dem Aus steht?“

Nachdenkenswert sei auch, dass der neue Anbau ohne Probleme abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden könne. Lambertz: „Die GmbH könnte von Anfang an mit falschen Karten gespielt haben.“ Mit christlichen Werten habe ihr Verhalten nichts zu tun. „Ich wünsche mir, dass es viele Menschen gibt, die den St. Augustinus-Kliniken die rote Karte zeigen“, sagt er. Und noch mehr wünsche er sich, dass die Entscheidung zurückgenommen werde.

Ganz anders beurteilt der ehemalige Ratsherr Ulrich Mischke (FDP, Foto) die Situation. Er erinnert daran, dass seine Fraktion schon 2008 auf wirtschaftliche Probleme des Katharinen-Hospitals hingewiesen habe. Der Antrag der FDP auf eine Beratung im Stadtrat sei aber von der CDU und dem Bürgermeister empört zurückgewiesen worden. CDU-Chef Uwe Schummer habe damals gesagt: „Ich halte es für grob fahrlässig, die Leute so zu verunsichern.“ Nun stelle sich heraus, dass CDU und Bürgermeister die Situation falsch eingeschätzt hätten.

Die Übergabe der Trägerschaft sei sicher in bester Absicht geschehen, sagt Mischke. Er fragt aber, warum damals nicht eine Bestandsgarantie für das Hospital vereinbart worden sei. Und er fragt auch, wie glaubwürdig die Überraschung des Bürgermeisters sei, obwohl dieser sich regelmäßig mit dem Geschäftsführer der Kliniken getroffen habe.

Ein Wirtschaftsexperte komme laut Mischke nach einem Blick auf die Geschäftsberichte des Hospitals aus den Jahren 2007 bis 2011 zu dem Schluss: „Die Eigenkapitalvernichtung erreichte bis 31. Dezember 2011 fast 70 Prozent.“ Die Budgets, die mit den Kassen ausgehandelt worden seien, hätten nie eine Wirtschaftlichkeit herbeiführen können. Tatsächlich weisen die Bilanzen hohe Jahresfehlbeträge auf, so zum Beispiel im Jahr 2010 von 2,3 Millionen Euro.

Im Geschäftsbericht von 2011 ist auch zu lesen, dass die Klinikleitung ihre ganze Hoffnung in den Aufbau der Geriatrie gesetzt hatte. Nach Meinung des Experten sei aber schon lange klar gewesen, „dass die neue Abteilung am falschen Standort geplant ist und nicht wirtschaftlich sein wird“. WD

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