Die inszenierte Göttlichkeit

Das Programm: „Kinder, heut abend... Marlene“ blickt hinter die Kulissen der Schauspielerin Marlene Dietrich.

St. Tönis. Ein paar wirklich schöne Ideen: Einen Abend über Marlene Dietrich mit Zickenterror und Divengehabe zu beginnen. Die Chansons des Stars von einem Mann singen zu lassen. Denn welche Frau könnte ihr gleichkommen? Müsste nicht jede, die es versuchte, nur verblassen, als billiger Abklatsch erscheinen? Und so schwebt denn das Porträt der 1901 geborenen Berlinerin über den Köpfen, befestigt an der Brüstung zum oberen Rang des Rathaussaales bei dem Abend "Kinder, heut abend... Marlene".

Im Dialog mit dem Sänger Thomas Tillmann erinnerte Regine Zweifel an den Weltstar, Tillmann sang ihre berühmten Chansons, begleitet am Piano von Beatrix Brägelmann. Das Portrait zeigt sie mit verhangenem Blick, halb geschlossen die Lider, umwölkt von langen Wimpern. Hohe Wangenknochen, ein sinnlich voller Mund, eine hohe Stirn, effektvoll ins Licht gesetzt.

Gleich zu Beginn stellte Zweifel die Gegensätze in den Raum, die der Dietrich anhafteten: Begnadete Zicke, egozentrischer Kumpel, diszipliniert und maßlos, furchtbare Mutter, unanständige Grand Dame. Grundlage ist die Biographie, die ihre Tochter Maria Riva geschrieben hat und die hinter die Kulissen der inszenierten Göttlichkeit blicken lässt. Es werden Liebhaber und Liebhaberinnen zitiert - sehr viele bedeutende Leute aus Show-Bussiness, Politik, Literatur, die vor allem ihren Verstand loben und dass sie eines nie war: langweilig.

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