Die 400 Jahre alte „Klöntür“ reaktiviert

Zuletzt verstaubte die historische Tür im Keller der Kita an der Hülsdonkstraße. Jetzt kann sie im Seniorenheim am Willicher Kaiserplatz bewundert werden.

Die 400 Jahre alte „Klöntür“ reaktiviert
Foto: Stadt Willich

Willich. Sie ist massiv, von einem dunklen Grün, hat schwere Beschläge, in ihrem Rahmen prangt eine eingeschnitzte, ehrfurchtgebietende Inschrift — und jetzt ist sie wieder in voller Pracht zu bewundern: Die „Klöntür“, ursprünglich im Haus an der Bahnstraße 7 zu finden, ist jetzt wieder als Tür „in Funktion“ — im Eingangsbereich der Seniorenbegegnungsstätte am Willicher Kaiserplatz.

Das Gebäude Bahnstraße 7 wurde 1630 von Johann Honselaer errichtet — und gilt damit also eines der ersten massiv gebauten Häuser im Stadtgebiet. Honselaer fungierte als eine Art Statthalter des Kölner Dompropstes — ein mächtiger, wohlhabender Mann aus einer einflussreichen Kempener Familie, die immer wieder mit wichtigen poltischen Ämtern betraut wurde. Da konnte man sich so manches leisten, eben auch massive Türen und fromme, den Besucher nicht zufällig beeindruckende Schnitzereien in Eichenbalken.

Das Gebäude wurde im Mai 1977 abgerissen — der Türbalken über dem Eingang aber wurde vor dem Bagger gerettet, gesichert und 1984 in die neue Willicher Altenstube am Kaiserplatz eingebaut. Den Türbalken über der Tür prägt eine fromme Inschrift: „Mein Ein und Ausgang / Du bist Oh Gott mein Herr u aller Freist / Johann Honselers Mechel XOR /Anno 1630.15 Februar“, so der Heimat-Historiker Peter Wynands, der wie so oft, wenn es um Erhalt oder auch die bildliche Dokumentation in Willich geht, mit von der Partie ist. Und so ist es seiner Initiative zu verdanken, dass nicht nur die Inschrift auf dem Balken wieder schön lesbar herausgearbeitet wurde, sondern auch die grüne „Klöntür“, die vor einigen Jahren im Keller der Kindertagesstätte Hülsdonkstraße in Teilen gefunden worden war, jetzt ein „Comeback“ erlebte: Wynands fand in Kunstschmied Peter Caris und Malermeister Karl Greins Gleichgesinnte, die gern ehrenamtlich an der Restaurierung von Balken und Tür mittaten: Caris sorgte unter anderem für die fachgerechte „Wiederbelebung“ der massiven Türbeschläge, Greins arbeitete den nach Jahrhunderten kaum noch lesbaren Text wieder aus dem Balken hervor.

Der Name „Klöntür“ rührt daher, so Willichs Stadtarchivar Udo Holzenthal, dass es bei den horizontal zweigeteilten Türen möglich war, nur die obere Hälfte des Türflügels zu öffnen und so über die dann halboffene Tür ein Schwätzchen mit den Vorbeigehenden zu halten — eben zu „klönen“. Holzenthal: „Derartige ,Klöntüren‘ waren früher in ländlichen Gegenden üblich. Während man mit Nachbarn oder Passanten klönen konnte, blieb eine Barriere für Tiere. Diese konnten weder entwischen noch eindringen.“ Übrigens erschließt sich auch dem studierten Historiker und ausgewiesenen Fachmann Holzenthal die Inschrift im Balken über der Tür nicht vollends: Was sich hinter „u aller Freist“ letztlich verbirgt, ist auch dem Willicher Stadtarchivar seit Langem ein Mysterium.

Jedenfalls hängt die „Klöntür“ und mit ihr ein gutes Stück Willicher Ortsgeschichte jetzt wieder mitten in Willich — und wenn man das alte Prachtstück unter dem prächtigen Balken auch „nur“ noch komplett öffnen und schließen kann, macht sie ihrem Namen dennoch wirklich alle Ehre: Geklönt wird zumindest hinter der Tür in der Seniorenbegegnungsstätte auch vierhundert Jahre später wirklich jede Menge. Red

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