Kirschen pflücken auf dem St. Töniser Obsthof Kirschen direkt vom Baum verspeisen

St. Tönis · Auf dem St. Töniser Obsthof rücken Familien der Natur näher: Dort bieten Bernd Fruhen und Jacqueline Huhndorf Obst zum Selberpflücken an. Jetzt gibt es frische Kirschen und Beeren, bis zum Herbst folgen weitere Obstsorten.

 Bernd Fruhen und Jacqueline Huhndorf präsentieren auf dem Obsthof aktuell Kirschen und Beeren.

Bernd Fruhen und Jacqueline Huhndorf präsentieren auf dem Obsthof aktuell Kirschen und Beeren.

Foto: Norbert Prümen

Wenn Bernd Fruhen an seinen Süßkirschbäumen die leeren Stiele an den Ästen sieht, dann muss er schmunzeln. „Hier meinte jemand, sparen zu wollen, und hat nur die Kirschen selbst abgepflückt. Der Stiel sollte aber immer mitgepflückt werden – nicht damit wir mehr verdienen, wenn gewogen wird, sondern weil er quasi der Frischeverschluss für die Kirsche ist. Mit Stiel blutet die Kirsche nicht aus und hält länger frisch“, sagt Fruhen.

Der Obstbaumeister hat auf den Anlagen rund um den St. Töniser Obsthof, den er zusammen mit Jacqueline Huhndorf betreibt, die Saison für das Selbstpflücken eröffnet. Das Prozedere ist ganz einfach: Wer selbst pflücken möchte, meldet sich im Hofladen an und kann sofort auf den Obstanlagen starten, die genau gegenüber vom Hofladen liegen. Dabei kann Verpackungsmüll vermieden werden, denn „jeder darf gerne seine eigenen Behältnisse mitbringen“, sagt Fruhen. Diese werden kurz im Hofladen gewogen, damit später das Taragewicht abgezogen werden kann. Schließlich muss niemand seine mitgebrachte Verpackung gewichtsmäßig bezahlen.

Früchte im Do-it-yourself-Verfahren ernten

Unter den Hagelnetzen, die als Schutz vor hungrigen Vögeln dienen, die gerade die Süßkirschen sehr zu schätzen wissen, kann der Pflückspaß losgehen. Ein Vergnügen, bei dem auch Naschen erlaubt sei, wie Fruhen betont. Das sei ja gerade das Schöne daran, auch mal ab und zu eine Kirsche oder eine Beere direkt vom Baum oder auch Strauch zu verspeisen.

Eine ganze Reihe von Früchten kann im Do-it-yourself-Verfahren geerntet werden. Dazu gehören auch die Süßkirschen der Sorte Kordia. „Das sind große, aromatische Kirschen, die ein schönes süß-saures Verhältnis haben“, sagt Huhndorf, die für die Direktvermarktung auf dem Obsthof zuständig ist. Wer beim Pflücken an die hoch oben hängenden Kirschen möchte, die ja bekannterweise die leckersten sind, hat die Möglichkeit, sich im Hofladen eine Leiter zu leihen. Wer selbst pflückt, kann sich seinen Wunschreifegrad aussuchen. Ob die schon wirklich tief dunkelroten Früchte ins Körbchen wandern oder die doch eher noch etwas helleren, entscheidet jeder Pflücker für sich allein.

Aber nicht nur die Kirschen locken in dieser Zeit. Die Johannisbeeren, rote wie schwarze, sind ebenfalls schon reif. „Die schwarzen Johannisbeeren sind etwas für Liebhaber. Sie sind sehr gesund, aber nicht so süß wie die rote Variante“, sagt Huhndorf. Bei den frühen Sorten der Johannisbeeren, die jetzt mitten im so genannten Erntefenster reifen, kann es vorkommen, dass die Rispen nicht komplett ausgebildet sind. „Das liegt daran, dass nicht alle Blüten von den Bienen bestäubt worden sind. Wenn sie blühen, ist es oftmals noch kühler, und dadurch fliegen die Bienen nicht aus. Bei den späteren Sorten tritt dies nicht auf, weil die Bienen aufgrund wärmerer Temperaturen kontinuierlich ausfliegen“, erklärt Fruhen. Neben den Johannisbeeren sind die Stachel- und die Himbeeren ebenfalls schon reif.

Bei den Blaubeeren muss noch ein wenig gewartet werden. Die ersten verfärben sich langsam. Warten gilt auch noch für die Brombeeren. Die Aroniabeeren sind in rund vier Wochen erntereif. „Das sind wahre Vitamin-C-Bomben“, sagt Huhndorf.

Mit dem Angebot, Obst selbst zu pflücken, möchte Fruhen die Menschen ein wenig näher an die Natur heranführen. „Viele Leute kennen das Obst nur noch aus dem Geschäft. Sie wissen gar nicht, wie es wächst und wann es geerntet wird. Ich denke, wer selbst pflückt, bekommt eine andere Wertschätzung und sieht auch, wie viel Arbeit in den Kulturen und der Ernte steckt“, sagt Fruhen. Obst ernten ist Handarbeit, was sich auch in den Preisen widerspiegelt. All das möchte der Obstbaumeister vermitteln. Ein guter Pflücker schaffe es in einer Stunde, vier bis fünf Kilogramm Himbeeren oder Blaubeeren zu ernten, erklärt Fruhen.

Ein weiterer Vorteil des eigenen Einsatzes ist der günstigere Preis: Wer selbst pflückt, zahlt rund die Hälfte gemessen an dem, was er im Hofladen zahlt. Hier kann man auf bereits gepflückte Produkte zurückgreifen. „Sein Obst selbst ernten kann auch ein schöner Familienausflug sein, wobei bei uns neben dem Hofladen auch Streichelzoo, Volleyballplatz und Café locken“, sagt Fruhen.

Das Selberpflücken des Obstes zieht sich auf dem St. Töniser Obsthof bis in den Herbst hinein, denn auch die Äpfel werden zu den Früchten gehören, die selbst gepflückt werden dürfen. Zuvor stehen aber noch die Pfirsiche, Nektarinen, Pflaumen und Zwetschgen an.

Jede Obstsorte hat ein bestimmtes Zeitfenster, das sich durch den Anbau verschiedener Sorten oftmals über Wochen hinwegzieht, sodass eine lange Zeit frisches Obst vom Strauch oder Baum eigenhändig geerntet werden kann.

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