Der Kampf um König Kunde

Der Verband für die Region Krefeld, Kempen, Viersen sieht viel Konkurrenz.

Der Kampf um König Kunde
Foto: Lübke, Kurt (kul)

Neersen. „Wir müssen um jeden einzelnen Kunden kämpfen“, sagte am Donnerstag der stellvertretende Vorsitzende des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes Krefeld-Kempen-Viersen (EHDV), Rainer Höppner, zur Zukunftserwartung der Branche. Vor allem Einkaufszentren und der Online-Handel werden für die kleineren Betriebe zu einer immer größeren Konkurrenz.

Der Kampf um König Kunde
Foto: Kurt Lübke

Die Geschäftsentwicklung ist je nach Branche und geographischer Lage allerdings sehr unterschiedlich. Das machten Vertreter der Werbegemeinschaften aus den Kommunen des Kreises deutlich. Eher optimistisch sehen die Geschäftsleute in Kempen und Alt-Brüggen nach vorn. „Wir sind zufrieden. Kempen hat ein gutes Flair, und die Kempener kaufen hier gerne. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt ist gut“, sagt Michael Scharfenberg vom dortigen Werbering.

In Brüggen ist die Situation schon differenzierter. Laut Gabriele Seifert-Lieck, Geschäftsführerin des Werberings, ist die Situation durch Feste und Events in Alt-Brüggen gut. Im Ortsteil Bracht gebe es viel Leerstand und eine gewisse Verödung.

Unterschiedlich entwickelt sich der Einzelhandel in Viersen. „In Viersen läuft er noch ganz gut, in Süchteln mit Abstrichen. In Dülken wird es von Jahr zu Jahr schwieriger“, sagt Hubert Rettler (Werbering). Eine große Herausforderung sei das in Mönchengladbach entstehende Einkaufszentrum.

In Krefeld und Willich sind die Händler skeptischer. Dort verlief das Weihnachtgeschäft schleppend. „Emotion, Erlebnis und Ehrlichkeit sind die drei Säulen, auf die der Einzelhandel setzen muss. Das erwarten die Kunden von uns. Damit können wir punkten“, sagt Höppner.

Der Einzelhandel im Kreis ist auch selbstkritisch. Einheitliche Öffnungszeiten, stärkere Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltungen und noch mehr Geschäfte in die Werberinge integrieren — das sind einige der Forderungen, die sich der EHDV selbst auferlegt.

In Brüggen funktioniert das bereits. „Im Ortskern sind fast alle Geschäftsinhaber Mitglied im Werbering. In den zurückliegenden Jahren haben wir unsere Mitgliederzahl verdreifacht“, sagt Seifert. In Kempen wurde ein neues Beitragssystem eingeführt. Dort zahlen die Geschäfte eine Art Grundgebühr. Der restliche Beitrag wird nach der Größe der Verkaufsfläche ermittelt. Krefeld hat Probleme, weil aufgrund der Haushaltslage die städtischen Zuschüsse sinken und beispielsweise die attraktive Modemesse „Fashion World“ aus finanziellen Gründen nicht mehr stattfinden soll. „Wir müssen alternative Veranstaltungen finden“, sagt Hartmut Janßen, der Vorsitzende des EHDV.

Geschäftsführer Markus Ottersbach sieht im Wettbewerb um die Kunden die kleinen Städte als Verlierer. „Dort sinken die Umsätze. Und wenn erst ein Geschäft schließt, folgen oft weitere nach“, sagt er. Kritik übt er am Masterplan des Kreises Viersen, der sich mit den Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft befasst. Aus Sicht des Einzelhandels ist er eine „Katastrophe“. „Darin sind die Probleme des Einzelhandels nicht berücksichtigt. Sie müssen aber ein zentrales Thema für Politik und Verwaltung sein“, so Ottersbach und Höppner übereinstimmend.

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