Tönisvorst Der fast vergessene Herr Vauth

Seit zweieinhalb Jahren sollen Gutachter klären, ob der frühere Rechtsanwalt vor Gericht erscheinen kann.

Tönisvorst: Der fast vergessene Herr Vauth
Foto: Reimann/SPD

St. Tönis. Und prüft, und prüft und prüft. Das, so scheint’s, ist die Ausgangssituation im immer noch nicht eröffneten Strafverfahren gegen die Eheleute Lothar und Jessica Vauth aus St. Tönis vor dem Krefelder Landgericht. Dem früheren Rechtsanwalt wird Untreue in Hunderten von Fällen vorgeworfen. Seine Ehefrau war Büroleiterin.

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Im Sommer 2013 war schließlich die Anklageschrift fertig und wurde den Parteien zugestellt. Vauth sei krank und nicht verhandlungsfähig, wurde kommuniziert. Seither hat das Gericht mehrere Gutachter damit beauftragt, dies zu überprüfen. „Die Hürden für eine Prozessunfähigkeit sind außerordentlich hoch“, erklärt Christian Tenhofen, Sprecher des Krefelder Landgerichts. Einer der Gutachter war im übrigen bereits in dem Verfahren um den Mord an dem Grefrather Jungen Mirco tätig. Vorsitzender Richter ist Herbert Luczak. Er war in der Vergangenheit ebenfalls Vorsitzender bei den Prozessen um Mirco und gegen den früheren Pfarrer Georg K. aus Willich.

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Wann ist die Sache eigentlich verjährt? Muss man damit rechnen, dass die Geschichte einfach so im Sande verläuft? „Nein, die maximale Verjährungszeit beträgt zehn Jahre“, sagt Tenhofen. Aber da sei man schon noch ein Stück weit entfernt.

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Aber: Die Anzeige stammt aus dem Jahr 2009 und bezieht sich auf Vorgänge, die möglicherweise aus 2008 oder früher datierten. Droht da nicht doch eine Verjährung. Tenhofen schüttelt den Kopf. Das könne er sich nicht vorstellen.

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Was unter Umständen denkbar ist: Sollte Lothar Vauth für verhandlungsunfähig erklärt werden, würde das Verfahren gegen seine Frau separat eröffnet. Das habe die Kammer sicherlich auf dem Schirm, so Tenhofen.

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Klar, die Situation ist nicht befriedigend, allenfalls für die Verteidigung des früheren SPD-Vorsitzenden, Landrats-Kandidaten und Karnevals-Prinzen, der demnächst seinen 50. Geburtstag feiert. Weswegen die Spekulationen ins Kraut schießen. „Da hält Justizminister Kutschaty in Düsseldorf seine Hand drüber“ — dieser Satz wird, auch aus Juritstenkreisen, kolportiert, als sei er wahr. Damit wird auf die Tätigkeit Vauths in der SPD angespielt und wüst gemutmaßt, die Landesspitze der Partei könne es sich nicht leisten, dass Vauth „auspacke“.

Im nordrhein-westfälischen Ministerium ist man mit einer solchen Aussage alles andere als glücklich. „Das ist natürlich nicht richtig“, sagt Marcus Strunk, Sprecher des Justizministeriums. „Alles, was die Gerichte machen, fällt in die richterliche Unabhängigkeit.“ Die wiederum sei ein sehr hohes Gut und im Grundgesetz in Artikel 97 geregelt. „Herr Kutschaty nimmt keinerlei Einfluss.“ Das gelte auch für das Ermittlungsverfahren.

Das Justizministerium hatte seinerzeit geholfen, Rechnungen und Vorgänge aus der früheren Kanzlei Dr. Stöber und Partner aufzuarbeiten.

Ganz glatt läuft die Sache für Lothar Vauth allerdings auch nicht. Er hat mehrfach die Verteidigung gewechselt. Dabei blieb möglicherweise eine beauftragte Kanzlei auf ihren Kosten sitzen. Bereits mehrfach soll diese nach WZ-Informationen versucht haben, das Geld zu vollstrecken. Es soll auch den Versuch gegeben haben, Vauth eine eidesstattliche Versicherung abzunehmen, früher nannte man das Offenbarungseid.

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