Tipp der Woche aus Willich Eine Zeitreise mit dem Fahrrad

Willich. · Entlang der alten Bahntrasse gibt es eine Radtour mit Geschichte: Der 5,5  Kilometer lange Alleenradweg in Willich macht es möglich.

 Auf dem Alleenradweg in Willich sind entlang der alten Bahntrasse noch stellenweise die Gleise zu sehen.

Auf dem Alleenradweg in Willich sind entlang der alten Bahntrasse noch stellenweise die Gleise zu sehen.

Foto: Norbert Prümen

Groß und mächtig erhebt sich Schloss Neersen hinter dem heckeneingefassten Parkplatz. Der Willicher Verwaltungssitz in der historischen Anlage ist aber nicht das Ziel, wenn das Auto geparkt und die Räder vom Träger genommen wurden. An diesem Tag geht es auf den ­Alleenradweg.

Entlang der Hauptstraße geht es knapp einen Kilometer über den Radweg, bis der Fahrradknotenpunkt Nummer 95 an der Cloerbruchallee erreicht wird. Dort muss die Hauptstraße überquert werden, denn genau auf der anderen Seite startet der rund 5,5 Kilometer lange Alleenradweg: die ehemalige Bahnstrecke, die von Krefeld aus Willich mit Mönchengladbach verband.

Jahrzehntelang lag die Trasse brach, bevor 2010 Planungen entstanden, die Strecke freizuschneiden und im Radwegenetz NRW zu nutzen. Das Zeichen, das sich der Radler merken sollte, ist ein blau-grünes Quadrat mit weißen Eisenbahnschienen, die quer über das Bild laufen. Es gilt, dieser Markierung zu folgen.

Kaum auf dem Weg angekommen, fällt der türkisfarbene Streifen auf, der auf der rechten Seite der Asphaltbahn verläuft: das Zeichen des Nordkanals. Napoleon wollte einen Kanal zwischen dem Antwerpener Seehafen und dem Rhein schaffen. Teilstücke, darunter Neuss-Neersen, wurden realisiert. Der breite, asphaltierte Weg zieht sich durch das Grün auf beiden Seiten. Rechts sind die alten Gleise auf dem etwas erhöhten Bahndamm sehen. Immer wieder blitzen sie durch die Begrünung hindurch. Deutlich zu erkennen sind die Gleise unter der ersten Autobahnbrücke, die der Radler kreuzt. Sie liegen im Kiesbett, und es wirkt, als könnte jederzeit wieder ein Zug auf ihnen fahren.

Zum Rauschen der A 44 gesellt sich auf den ersten Metern der Lärm von Flugzeugen. Die Start- und Landebahnen des Mönchengladbacher Flughafens liegen hinter dem Grüngürtel, der die ehemalige Bahntrasse einrahmt. Direkt hinter der Autobahnbrücke kann ein Blick auf die Anlage erhascht werden.

Es geht weiter in Richtung der nächsten Autobahnbrücke, dieses Mal unter der A 52 hindurch. Vorher befindet sich rechts der Neersener Bruch. Es schließt sich die Querung des Flüsschens Cloer an. Die Bäume, Sträucher und Hecken weichen Feldern und Wiesen. Große landwirtschaftliche Anlagen tauchen auf. Auf der alten Bahntrasse geht es durch den Ortsteil Niederheide von Schiefbahn. Gärten und Bebauung prägen das Bild.

Vorsicht beim Überqueren der Alten Poststraße: Es gibt zwar eine Verkehrsinsel, aber nicht jeder Autofahrer hält sich an das vorgeschriebene Tempo 50. Es geht in Richtung Willich. Für Freunde des Polospiels bietet sich ein kurzer Halt an. Auf Gut Hülsdonk ist der Rhein Polo Club Düsseldorf zu Hause. Wer Glück hat, kann Polospieler beim Training beobachten.

Rechts liegt Wekeln, später sind auf der linken Seite die Ausläufer des Stahlwerks Becker zu sehen. Das ehemalige Stahlwerk, das in der Nachkriegszeit der britischen Rheinarmee als Stützpunkt diente, ist heute ein modernes Industriegebiet. Industrie auf der einen und Schrebergärten auf der anderen Seite, radelt man weiter in Richtung Willich. An der Anrather Straße, die als nächstes gekreuzt wird, stand einst der Willicher Bahnhof.

Auf dem letzten Kilometer zeigt das Randgebiet von Willich alten Häuserbestand und ein weiteres kleines Neubaugebiet, bevor das Ziel (Kempener Straße) erreicht ist. Hier heißt es entweder wenden und die Strecke zurückradeln oder links auf den Radweg abbiegen und durch das Gewerbegebiet den Rückweg nach Neersen antreten.

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