Kommunalwahlkampf 2020 GUT – mit Zugkraft für Vorst

Tönisvorst · Die Gemeinschaft unabhängiger Tönisvorster will bei der Kommunalwahl den Fraktionsstatus verteidigen. Eine Idee im Programm: Die Verlängerung des Straßenbahn-Netzes nach Vorst.

 Ein in St. Tönis vertrautes Bild: die Staßenbahn. Die Linie 041 nimmt am Wilhelmplatz Fahrgäste in Richtung Krefeld auf.

Ein in St. Tönis vertrautes Bild: die Staßenbahn. Die Linie 041 nimmt am Wilhelmplatz Fahrgäste in Richtung Krefeld auf.

Foto: Dirk Jochmann

Schnapsidee oder Vision? Die Gemeinschaft unabhängiger Tönisvorster (GUT) will St. Tönis und Vorst per Schiene verbinden. Die Straßenbahn, die sonst „Endstation“ am Wilhelmplatz einblendet, soll über Höhenhöfe bis nach Vorst fortgeführt werden. Der kleinere Tönisvorster Stadtteil könnte dadurch eine nachhaltig verbesserte Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erhalten.

Hirngespinst, weil unbezahlbar? Oder die Chance für die Stadt, für Stadtplanung und Verkehr? Jedenfalls hat GUT-Vorstandssprecher Daniel Ponten Fördertöpfe im Blick: „Wir fordern, das Milliarden-schwere Infrastrukturprogramm des Bundes für den ÖPNV in Anspruch zu nehmen.“ Es locken bis zu 95 Prozent Fördermittel für die Verlängerung des städtischen Straßenbahnnetzes bis Gerkeswiese. Eine gute Trassenführung könne man zusammen mit den Bürgern finden. „Der Schluff muss es nicht zwingend sein“, sagt Ponten.

Diese GUT-Idee ist eine, die Uwe Leuchtenberg mitträgt. Er ist der auch von den Unabhängigen nominierte, überparteiliche Bürgermeisterkandidat, der der SPD angehört. Ein Kandidat aus einer anderen Partei – passt das zum Anspruch der Unabhängigkeit? Ponten und Fraktionssprecher Michael Schütte beantworten die Frage mit nachdrücklichem Ja: „Uwe muss sich als Bürgermeisterkandidat auch von seiner Partei abheben. Wir wollten einen Bürgermeister für den Wechsel aufstellen. Das Ziel haben wir voll getroffen.“

Unanhängig sei man von landes- und bundespolitischen Vorgaben einer Partei. Der Fokus liege auf der Verantwortung lokal. Unabhängig heiße auch, dass GUT-Mitglieder nicht immer mit einer Stimme sprechen müssten. Fraktionszwang wird abgelehnt.

Aus den eigenen Reihen hatte sich kein Bürgermeister-Kandidat/keine Kandidatin aufstellen lassen. 25 Mitglieder zählt GUT zurzeit, Männer und Frauen pari pari, im Alter von Anfang 20 bis hin zu Ehepaar Derksen, 70 plus. In der GUT engagieren sich ehemalige Parteimitglieder von CDU, SPD, Grünen, FDP und UWT.

Am 13. September wollen Ponten, Schütte und ihre Kollegen an bessere lokalpolitische Zeiten anknüpfen, gleich den Fraktionsstatus mit „möglichst vier oder fünf Sitzen, gerne auch mehr“ im Stadtrat erzielen, so Schütte.

Bei der Kommunalwahl 2014 gaben 504 Tönisvorster der Gemeinschaft ihre Stimme. 3,84 Prozent. Die waren nicht zufriedenstellend. Das mussten die GUTler erst einmal verdauen und analysieren. „Ihr seid zu leise. Man hört euch nicht“, hätten damals beispielsweise Unternehmen kritisiert, so Ponten. Dabei hatte man in den 2014er-Wahlkampf 10 000 Euro investiert.

2020 bewege sich GUT bei den Wahlkampfkosten auf das Vierfache zu, sagt Ponten. Medial werden alle Register gezogen. Präsent sein, virtuell, plakativ, auf der Straße.

Digitalisierung ist laut GUT kein neues, aber ein drängendes Thema. „Damit hinkt die Stadt zehn Jahre hinterher“, so Ponten. Mehr sei notwendig an digitaler Infrastruktur, an Lernplattformen, um beruflich, schulisch und privat angebunden zu sein. Mit dem Tablet das Tor zur Welt aufstoßen. Ponten wünscht sich mehr Unterstützung für Lehrer und Schüler. Schon 2008 habe man seitens GUT die Idee angestoßen, ein eigenes städtisches Glasfasernetz zu bauen.

In die Top-Themen reihen Ponten und Schütte den lokalen Klimaschutz. Er müsse konsequent über allem stehen, „Bestandteil jeder politischen Entscheidung sein“. Keine Schottergärten, Begrünung von Dächern, Entsiegelung von Flächen, Wiedereinführung einer Baumschutzsatzung – Umsetzungsansätze klingen in anderen Wahlprogrammen ähnlich.

„Mobilität und Verkehr“ – eine durchgeführte, nicht repräsentative Umfrage hat GUT die Erkenntnis gebracht, dass 50 Prozent der Bürger auf ein Auto verzichten würden, wäre die Anbindung an den ÖPNV besser.

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