Bürger geben ihrer Stadt Kredite

Statt bei Banken will sich Willich bei Einwohnern Geld leihen – und damit eine Mensa bauen. Ein Modell für NRW?

Willich. Als erste Stadt in Nordrhein-Westfalen lässt sich Willich (Kreis Viersen) von seinen Einwohnern finanziell aushelfen. "Bürgerkredit" nennt sich das Modell, bei dem Interessierte der Stadt seit Montag ein Darlehen gewähren können. 1,7 Millionen Euro will Bürgermeister Josef Heyes so für den Bau einer Schulmensa sammeln.

Da eine Stadt keine Bankgeschäfte machen darf, läuft die Finanzierung über einen Umweg: Die "Bank für Investments und Wertpapiere" (BIW) aus Willich wurde zwischengeschaltet. Bei ihr können Bürger (sie müssen nicht zwingend in der Stadt wohnen) noch bis Mitte Januar ein Konto eröffnen. Darauf zahlen sie den Betrag ein, den sie zur Verfügung stellen wollen - mindestens 5000 Euro.

Die Bank gibt das Geld an die Stadt weiter und zahlt dem Anleger monatlich Zinsen. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren liegt die Rendite bei 3,6Prozent. Immerhin 15Interessenten hätten sich schon gemeldet, sagt Heyes. Der Bürgermeister sieht zwei Gewinner: Die Schüler bekommen ihre Mensa - und die Bürger können sich mit ihrer Stadt stärker identifizieren.

Vor zuviel Euphorie warnt dagegen Martin Lehrer vom Städte- und Gemeindebund. Ein Ausweg aus der Finanzmisere sei der Bürgerkredit nicht. "Ein Kredit bleibt ein Kredit. Und den bekommt Willich von den Bürgern nicht billiger." Für finanzschwache Städte wie zum Beispiel Remscheid kommt das Modell nicht in Frage. "Uns hat die Kommunalaufsicht jedwede Kreditaufnahme für Investitionen untersagt", sagt Stadt-Sprecherin Viola Juric.

Skeptisch ist auch der Bund der Steuerzahler. Sinnvoller sei es, wenn sich Bürger ehrenamtlich einbrächten oder Geld spendeten.

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