Brau-Geschichte: Als Willich noch Bierstadt war

An die Brau-Geschichte erinnert eine Ausstellung im Schloss Neersen.

Neersen. Mit der Gräfin Margareta von Kleve hatte im Jahre 1315 alles begonnen: Sie erteilte den Willichern die Erlaubnis, Bier zu brauen. Und sie dürfte nicht geahnt haben, dass rund 650 Jahre später in Willich mit Hannen-Alt ein Gerstensaft produziert wurde, der in ganz Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern sehr geschätzt wurde.

Wie es mit der Bierbrauerei begann und was heute noch davon übrig geblieben ist, davon erzählt die Ausstellung „Von der Hannen-Faust und gehörnten Löwen“, die noch bis zum 24. November in der Motte von Schloss Neersen zu sehen ist. Stadtarchivar Udo Holzenthal hat die Ausstellung zusammengetragen. Dabei geholfen hat ihm unter anderem die Geschichtsstudentin Kim Gistel: „Die Mitwirkung an dieser Ausstellung hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe früher in Anrath gelebt und war überrascht, wie stark die Brauereigeschichte in Willich verankert ist.“

Tatsächlich sind die Exponate für Überraschungen gut. Erstaunlich, dass heute nichts mehr an die Borussia-Brauerei in Neersen erinnert, die sich von der Hauptstraße gegenüber der Kirche bis zur Neustraße erstreckte. 1877 gegründet, geriet das Unternehmen der Familie Hinrichs kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Turbulenzen. Die Brauerei wurde von Hausmann in Willich gekauft und offenbar bald aufgegeben.

Die Ausstellung zeigt, dass 1917 die drei Willicher Brauereien Schmitz, Dicker und Hausmann fusioniert — 1920 kommt dann noch Hannen in Korschenbroich hinzu. Aus den „Vereinigten Willicher Brauereien“ und Hannen wurde 1956 die Hannen-Brauerei.

Ihre Historie steht im Mittelpunkt der interessanten Schau. Als Hannen in Neuwerk auf der grünen Wiese neu baut, ist in Willich bald Schluss mit dem Bierbrauen.

Die Ausstellung beinhaltet die Chronologie des Niedergangs: 1980 wurde der Braubetrieb eingestellt, 1984 begannen die Abbrucharbeiten. Lediglich das Flaschenlager, in dem 1987 der Extra-Markt eröffnet wurde und das Verwaltungsgebäude, wo heute die Stadtwerke untergebracht sind, blieben erhalten.

Hat auch Schiefbahn eine Brautradition? Die Besucher der Ausstellung erfahren, dass im Brauhaus Stammen-Tillmanns an der Hochstraße bis 1918 Gerstensaft gebraut und an 35 Gaststätten im näheren Umkreis abgesetzt wurde.

Günter Marx brachte es mit seinem Bier Marke „Eigenbrau“ zu überregionaler Beachtung in den Medien. Geblieben ist die Brauerei Schmitz-Mönk, die seit 110 Jahren existiert und die einzige verbliebene Brauerei im Kreis Viersen ist.

Zur Ausstellung gehören nicht nur Texte und Bilder, sondern auch Exponate wie alte Bierkästen aus Holz, ein Hannen-Handwagen mit „Narrensud“ aus der Karnevalszeit sowie zeitgenössische Biergläser, darunter ein Hannen-Glas von Stardesigner Luigi Colani. Der Verschneidebock diente dazu, Biere verschiedener Stärken zu mischen.

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