Bildband: Der Niederrhein in 80 Grautönen
Passend zum Sommer haben die Autorin Susanne Böhling und der Künstler Christoph Sattler einen Bildband geschaffen.
St. Tönis. Ein dicker Umschlag, zu dick für den Briefkasten, so dass ihn die Nachbarn auf die Treppe gelegt haben. Der Absender ist Christoph Sattler. Susanne Böhling, die Adressatin, sieht ihn, setzt sich auf die Stufen und öffnet ihn sofort. In den Händen hält sie ein Buch. „Wege aus dem Nebel — Der Niederrhein in 80 Grautönen“ steht darauf, der Titel eines Textes, den die Journalistin schon 2003 über die Landschaft des Niederrheins geschrieben hat, und in dem von Enten und Düsenjägern im Gegenlicht der untergehenden Sonne die Rede ist, von Gewitterwolken, durch die das Licht bricht, von Weiden und Weizen, von Kirchtürmen und Klinkerfassaden.
Sie blättert in dem Buch, sieht, wie Christoph Sattler jede einzelne der 24 Miniaturen bebildert hat. „Total stimmig“, sagt sie und bekennt: „Das hat mich ungemein berührt.“
Sattler war ihr bei Reportage-Terminen begegnet, bei denen sie die druckgrafischen Künste des 79-Jährigen kennen- und schätzen lernte. Seine Bilder sind einerseits stark reduziert — und bieten so dem Betrachter Raum für seine eigenen Assoziationen. Andererseits sind auch die feinen Strukturen nicht zufällig. „Das passt hervorragend zu meinem Text. Er ist eine Ode an diese Landschaft, die vielen auf den ersten Blick keinen Reiz bietet, in der man aber lernen kann, ganz genau hinzusehen.“
Über den Ehrgeiz des 79-Jährigen sagt sie: „Er ist nicht zufrieden, solange er nicht das Maximum erreicht hat, egal, ob es sich um Gegenständliches oder Abstraktes handelt.“ Dass er dieses Können auf ihre Texte angewendet hat, habe sie sehr beeindruckt.
Christoph Sattler hingegen freut sich über die Dichte von Böhlings Texten. „In den einzelnen Miniaturen verzichtet sie auf Punkte und Kommas.“ Das nennt er einen formalen Kniff. Auf diese Art und Weise lassen sich die einzelnen Worte in vielfältige Beziehung zueinander setzen, der Sinn verschiebe sich immer wieder. „Ich finde das geradezu subversiv, was sie da macht“, sagt Sattler, „man kann und muss die Texte öfter lesen.“