Willich Betroffene üben Kritik am Marktplatz-Umbau

Verkehr, Termin, Kosten — Anwohner und Gastronomen haben einiges an den Plänen für den Ortskern von Alt-Willich zu beanstanden.

Willich: Betroffene üben Kritik am Marktplatz-Umbau
Foto: Schütz

Willich. Der letzte der von der Stadt monatlich angebotenen „Marktspaziergänge“ war der mit Abstand am besten besuchte: Rund 40 Bürger — zum großen Teil Geschäftsleute und Anwohner des Marktes — waren diesmal zur Stadtschmiede an der Bahnstraße gekommen, um sich über den Sachstand zum bevorstehenden Marktplatz-Umbau zu informieren. Eigentlich sollte das Thema „Handel und Veranstaltungen“ lauten, doch den Gästen brannten auch viele andere Fragen auf den Nägeln. Dabei überwog noch immer die Skepsis, was das Projekt in dieser Form angeht. Wieso muss der Bodenbelag überhaupt für viel Geld ausgetauscht werden? Ist der gewählte portugiesische Granit überhaupt geeignet? Wieso wurden die Kugelahorne schon so früh gefällt? Wo soll man künftig parken? Was ist, wenn Rewe seinen Parkplatz gebührenpflichtig macht oder gar Schranken aufstellt?

Dass die Interessenslagen durchaus unterschiedlich sind, zeigte sich am Termin des Baubeginns: Während eine Teilnehmerin fragte, wann es denn nun endlich mal losgehe und zugleich erhebliche Zweifel am von Citymanagerin Christel Holter in Aussicht gestellten Termin im November äußerte, machten einige Geschäftsleute deutlich, dass ihnen ein späterer Beginn der Arbeiten lieber wäre. Sie fürchten, dass das Weihnachtsgeschäft massiv unter der Baustelle leiden wird. Derzeit laufe die Ausschreibung der Arbeiten, danach folge die Vergabe und erst dann könne es losgehen, erläuterte Holter. „Ich wünsche mir, dass die Stadt offener und ehrlicher mit den Terminen umgeht. Die Händler und Gastronomen müssen planen können. Da fehlt mir der Informationsfluss seitens der Stadt“, sagte Christoph Smits, Vorsitzender des Willicher Werberings. Christel Holter gelobte Besserung, beispielsweise werde derzeit ein E-Mail-Verteiler erarbeitet.

Losgehen wird es übrigens auf der „kleinen“ Petersstraße zwischen Grabenstraße und Markt, die im selben Stil wie der Marktplatz umgestaltet werden soll. Denn dort müssen die Kanäle erneuert werden, eine Neugestaltung des Pflasters bietet sich also an. Holter stellte in Aussicht, dass während der Arbeiten auf der Petersstraße der Verkehr über die Kreuzstraße zum Marktplatz und weiter über die Bahnstraße geleitet werden könnte, um den Händlern entgegenzukommen. Sie machte aber auch deutlich: Wenn der Markt etwa 18 Monate nach Baubeginn fertig umgestaltet sein wird, wird er autofrei sein (von Ausnahmegenehmigungen für Anwohner und Lieferanten abgesehen). Die Bürger hätten das schließlich mit einer knappen Mehrheit bei einer Bürgerbefragung im September 2014 so entschieden. Der Verkehr werde dann so geleitet, wie es jetzt bereits der Fall ist, wenn Wochenmarkt ist. Die zehn Parkplätze an der Kirche fallen dann natürlich auch weg. Sechs seien aber bereits vor einiger Zeit hinter der Kirche entstanden, so Holter.

Apropos Wochenmarkt: Während des Umbaus wird der jeden Donnerstagvormittag stattfindende Markt auf den Kaiserplatz verlegt. Dort sei es zwar etwas enger, man könne aber alle Stände unterbringen, sagte Holter. Wenn der Marktplatz fertig ist, wird der Wochenmarkt wieder zurückwandern, und es gibt in der Politik bereits Überlegungen, einen zweiten Markttag anzubieten — vorzugsweise samstagvormittags. „Viele Geschäftsleute haben diesen Wunsch geäußert, denn sie verzeichnen in ihren Geschäften deutlich mehr Frequenz, wenn Wochenmarkt in Willich ist“, so Christel Holter.

Für Diskussionen sorgte auch die geplante Erweiterung des unter Denkmalschutz stehenden Hinzen-Hauses, das durch einen modernen und recht großen Glasanbau mehr Platz für Gastronomie bieten soll. Entgegen ursprünglicher Planungen soll es nun nach Einwänden des Kirchenvorstandes von der Pfarrkirche abrücken, steht dadurch allerdings näher an der gegenüberliegenden Häuserzeile. „Es bildet dann ja sozusagen einen Pfropfen zur Kreuzstraße“, merkte ein Besucher an — und erntete dafür Zustimmung. Die Kreuzstraße sei dann für den Einzelhandel erst recht unattraktiv. Dem wollte Christel Holter nicht widersprechen, allerdings betonte sie, dass heutzutage nicht mehr allein der Handel eine Innenstadt belebe. Vielmehr komme es auf eine gesunde Mischung aus Handel, Dienstleistung und Gastronomie an. Christoph Smits, Vorsitzender des Willicher Werberings und Immobilienmakler, regte an, den Einzelhandel lieber zu zentrieren, statt „krampfhaft tote Ecken erhalten zu wollen“. Auch auf der Petersstraße jenseits des Kaiserplatzes spiele sich nicht mehr viel ab — wofür viele die Entscheidung verantwortlich machten, die Einbahnstraße „umzudrehen“. „Die Fahrtrichtung muss wieder umgedreht werden, mit Bodenschwellen, um das Tempo zu drosseln“, forderte Smits. msc

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort