Baustellen und Wellness für Vögel

Der Stadtflüsterer hat sich am alten Wasserwerk im Stahlwerk Becker umgesehen und erinnert an den langen Kampf für die Verlängerung der Regiobahn.

Willich/Tönisvorst. Der Willicher Bürgermeister Josef Heyes feiert in Kürze einen runden Geburtstag: Er wird 70 Jahre alt. Aus diesem Anlasse hat die WZ ihn in seinem Haus in Schiefbahn besucht — und dabei einige alte Fotos aus dem Zeitungsarchiv mitgebracht. Auf einem davon ist Heyes vor knapp 20 Jahren an der Endhaltestelle der Regiobahn am Kaarster See mit seinem damaligen Amtskollegen Franz-Josef Moormann zu sehen. „Wir wollten damals der Verlängerung der Regiobahn in Richtung Viersen mehr Schub geben“, erinnert sich Heyes. Bekanntlich ist daraus bis heute nichts geworden. „Unglaublich, dass man an einem solchen Projekt mehr als zwei Jahrzehnte arbeitet, ohne etwas erreichen zu können“, ärgert sich der Willicher Bürgermeister.

Apropos Regiobahn: Zu diesem Thema erreichte vor einigen Tagen ein Schreiben von H.J. Zimmermann die WZ-Redaktion. Beigefügt hatte er eine Kopie eines Kursbuches der Deutschen Bundesbahn aus dem Sommer 1965. Er schreibt dazu: „Seit Jahren ziehen sich zwischen dem Kreis Viersen und den Städten Viersen und Willich und der Regionalbahn die Verhandlungen über die Verlängerung der S 28 bis nach Viersen hin, blockiert durch die Stadt Mönchengladbach. Eigentlich geht es nur um die Wiederherstellung der Strecke von Kaarst über Schiefbahn und Neersen nach Viersen. Das alte Gleisbett müsste noch zur Verfügung stehen. Die Strecke führt nicht über Mönchengladbacher Stadtgebiet, allenfalls am Rande von Neuwerk. Ich habe noch ein DB-Kursbuch von 1965. Die Strecke gehörte zur Verbindung Düsseldorf-Neuss-Kaarst-Schiefbahn-Neersen-Viersen und wurde pro Richtung 4-mal täglich befahren. Offensichtlich ist es vielen gar nicht mehr bewusst, dass diese Eisenbahnnebenstrecke in der Autogläubigkeit der 1970-er Jahre zwischen Kaarst und Viersen überstürzt abgerissen worden ist. Oder wird das nur gern verschwiegen? Entwidmet ist die Strecke wohl aber nicht. Umso unverständlicher ist es, dass diese rund 16 Kilometer lange Strecke nicht zügig und ohne bürokratische Hürden reaktiviert werden können.“ Wie dem alten Kursbuch zu entnehmen ist, gab es damals noch Bahn-Haltepunkte in Schiefbahn und Neersen. Womit man mal wieder sieht: Früher war alles besser.

Es geht voran: Dies kann man offenkundig von der Kreisverkehr-Baustelle in Alt-Willich sagen. Derzeit läuft die zweite Halbzeit für das Sanierungsprojekt, das bis zum Ende der Sommerferien abgeschlossen sein soll. „Die erste Bauphase ist gut verlaufen“, berichtet Bürgermeister Josef Heyes. Aufpassen müssen allerdings die Autofahrer, die derzeit die eingerichteten Umleitungen gegen die normale Fahrtrichtung eines Kreisverkehrs nutzen, denn im Baustellenbereich gibt es einige fette Schlaglöcher.

Apropos Baustelle: Was tut sich eigentlich beim Um- und Neubau des alten Wasserwerks im Willicher Gewerbepark Stahlwerk Becker? Diese Frage wollte der Stadtflüsterer vor Ort klären, fand auf der Baustelle aber keinen Arbeiter an. Lediglich ein Sandhaufen, einige große Gasflaschen und ein Baustellenfahrzeug ließen erkennen, dass innerhalb des Gebäudes möglicherweise schon gearbeitet wird. Im Juni hatte der Flüsterer sich dort zuletzt umgeschaut und gesehen, dass die im Innern des Gebäudes befindlichen alten Anlagen demontiert wurden. Nach Ankündigung des Investors sollen historisch wichtige Anlageteile erhalten und nach der Sanierung wieder aufgestellt werden. „Die Planung und der Bauprozess werden in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde und der Bauaufsicht der Stadt Willich durchgeführt“, hieß es im Juni vonseiten des Investors. Das Gebäude wird nach der Sanierung über eine Bürofläche von 916 Quadratmeter verfügen und mit einem Personenaufzug und modernster Gebäudetechnik ausgerüstet sein. Der Einzug des Ankermieters ist für 2019 angekündigt worden — was man beim derzeitigen Stand der Sanierung kaum glauben mag.

Kaum glauben mag man den Inhalt eines witzigen Schildes, das an einem Grundstückszaun in St. Tönis hängt. „Das ist kein unordentlicher Garten, sondern ein Fünf-Sterne-Wellness-Hotel für Insekten und Vögel“, ist darauf zu lesen. Einen solchen Ruheort können die Tiere gerade nach den heißen und trockenen Wochen auf jeden Fall gut gebrauchen.

Der große Abenteuer-Spielplatz in St. Tönis (im Bereich Willicher Straße/Pastorswall) erfreut sich in diesen Tagen größter Beliebtheit. Am letzten Samstag beispielsweise tummelten sich mehrere Dutzend Kinder im Sandkasten, auf den Schaukeln und natürlich auf der großen Rutsche, die als Hauptattraktion gelten darf. Wie der Flüsterer festgestellt hat, nutzen nicht nur ortsansässige Familien das Areal, das in dieser Form in der Umgebung seinesgleichen sucht. Neulich war sogar ein Junge aus Wegberg mit seinen Eltern vor Ort, das sind immerhin 30 Kilometer einfache Fahrt. Der Spielplatz als kommunales Alleinstellungsmerkmal . . .

Zum Schluss möchte der Stadtflüsterer ganz herzlich gratulieren: Der stellvertretende Willicher Bürgermeister Guido Görtz hat seine Lebensgefährtin Diana Reim geheiratet. Nach der standesamtlichen Hochzeit im Juli fand vor einer Woche die kirchliche Trauung in der Kapelle Klein-Jerusalem in Neersen statt. Pastor Jürgen Lenzen nahm sie vor. Die Braut kam standesgemäß in Weiß, der Bräutigam trug einen blauen Anzug und Fliege. Aus dem Feiern kommt Guido Görtz in diesen Tagen übrigens kaum heraus: Zwei Tage nach der Hochzeit hatte er auch Geburtstag. Und auch dazu: Herzlichen Glückwunsch!

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