Prozess Baby nach der Geburt getötet - dreieinhalb Jahre Haft für Mutter

Krefeld/Willich. Eine Frau aus Willich am Niederrhein ist für die Tötung ihres Babys zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Krefeld verurteilte die 35-Jährige am Dienstag wegen Totschlags durch Unterlassen.

Symbolbild

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Foto: Peter Steffen

„Ein unsäglich trauriges Geschehen, mit dem wir es hier zu tun haben“, sagte der Richter.

Zur Tatzeit sei die Mutter in einer emotionalen Ausnahmesituation gewesen. Erst kurz zuvor habe sie dem Vater des Kindes von der ungewollten Schwangerschaft berichtet. Der habe sich daraufhin „außerordentlich schäbig“ verhalten. Die Frau hatte ihren Sohn im Juli 2016 zu Hause entbunden. Die Anklage war davon ausgegangen, dass sie das Kind dann mit einem Handtuch erstickt hatte. Dies hatte sich im Prozess nicht bestätigt.

Die Angeklagte hatte im Prozess behauptet, das Kind habe nicht geatmet. Bei der Polizei hatte sie allerdings gestanden, dass das Baby ein- und ausgeatmet habe. Am Ende verwarf das Gericht die Version einer Totgeburt. Klar sei aber: „Wenn sie Hilfe geholt hätte, hätte das Kind überlebt.“ Der Staatsanwalt hatte viereinhalb Jahre Haft beantragt, der Verteidiger zweieinhalb Jahre.

Die nicht vorbestrafte Frau habe ein arbeitsames Leben geführt und vorbildlich für ihre älteren Kinder gesorgt, betonte das Gericht in der Urteilsbegründung. Klinikpersonal hatte bei der späteren Behandlung der Frau Verdacht geschöpft und die Polizei verständigt, weil sie widersprüchliche Angaben zu einer angeblichen Fehlgeburt machte. Die Babyleiche war in einer Plastiktüte tagelang in der Wohnung in einem Schrank versteckt. Auf die Frage, warum sie die Leiche ihres Sohnes versteckt habe, antwortete die 35-Jährige: „Ich wollte einfach nicht, dass er mir weggenommen wird. Er sollte immer in meiner Nähe bleiben.“ dpa

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