Tönisvorster Grundschulen Wenig Harmonie im Schulausschuss

Tönisvorst. · Es gibt ein gutes Konzept zum Ausbau der GGS Corneliusstraße. Trotzdem kommt noch keine Empfehlung aus dem Fachgremium.

Der Blick auf die Gemeinschaftsgrundschule Corneliusstraße vom Südring aus. An dieser Seite soll die Schule einen Anbau erhalten, um die Platznot im Gebäude und die Containerlösung auf dem Schulhof zu beenden. Foto: Kurt Lübke

Der Blick auf die Gemeinschaftsgrundschule Corneliusstraße vom Südring aus. An dieser Seite soll die Schule einen Anbau erhalten, um die Platznot im Gebäude und die Containerlösung auf dem Schulhof zu beenden. Foto: Kurt Lübke

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Der Tönisvorster Schulausschuss hat am Mittwoch wertvolle Zeit liegen gelassen. Gegen die Stimmen von SPD und Grünen haben CDU, FDP und UWT durchgesetzt, das Thema Erweiterungsbau der Gemeinschaftsgrundschule Corneliusstraße zu vertagen. Mindestens in den November hinein. Erst dann kommt der Ausschuss wieder zusammen.

Ihr „Später“ lag nicht in der Vorlage begründet. Die Verwaltung hat sie in enger Zusammenarbeit mit der Schulleitung der GGS Corneliusstraße über Monate angefertigt. Sie hat in einer Detailtiefe Ist-Zustand, Raumbedarf, Anbaupläne und Kostenschätzung aufgeführt und dafür von allen Seiten das Prädikat „hervorragend“ gehört. Selten war eine Vorlage im Konzeptzustand nachvollziehbarer.

Schulfachliche Empfehlung
als Startschuss bleibt aus

Trotzdem kam es (noch) nicht zur „schulfachlichen Empfehlung“ durch den Fachausschuss. Sie ist der erste Schritt, um die Erweiterung in eine konkretere Planungsphase anzuschieben. Warum nicht?

CDU und FDP rieben sich ohne Zweifel an dem forschen Schachzug der SPD. Die hatte im August den Vorsitzenden von Schul- und Liegenschaftsausschuss einen Antrag zugestellt: Die Verwaltung solle beauftragt werden, „kurzfristig“ einen Erweiterungsbau für die Grundschule Corneliusstraße (mindestens mit Differenzierungsräumen, Bewegungsraum und einer „großzügig dimensionierten“ Mensa) zu planen und dafür einen Finanzierungsplan zu erstellen. Und es solle geprüft werden, ob die Schule „in absehbarer Zeit auf eine Dreizügigkeit hin erweitert werden müsste“. Zu dem Zeitpunkt war das zwischen GGS Corneliusstraße und Verwaltung eng abgestimmte Nutzungskonzept längst reif zur Vorlage.

Dieses Alleingangs der SPD hätte es als Starthilfe also nicht bedurft. Die anderen hätten sich aber von der Konzeptreife der Verwaltungsvorlage nicht überrascht zeigen dürfen. Denn schon in der Schulausschuss-Sitzung am 21. Februar 2018 hatte Bürgermeister Goßen mitgeteilt, dass (Zitat aus dem Sitzungsprotokoll) „derzeit ein schlüssiges Konzept zur Raum- und Betreuungskapazität seitens der Verwaltung in enger Zusammenarbeit mit der Schulleitung, OGS-Leitung und 8-1 Betreuung für die Zukunft auch im Hinblick auf die Betreuung über den ganzen Tag erarbeitet“ wird. Goßen: „Das Konzept wird nach Fertigstellung dem Ausschuss vorgestellt.“

CDU: Gleichbehandlung, weil Schulen im Wettbewerb stehen

Thomas Kroschwald (CDU) kritisierte jetzt die SPD, die „Eltern scharf zu machen“. Dieser Antrag komme viel zu früh, meinte er.

Die CDU hatte ihrerseits dann Anfang September die Anfrage eingereicht, doch erst Fakten zu Anmeldezahlen, Klassenbildung und Raumplanung an allen Tönisvorster Schulen anzusehen, Bedarfe auszuloten und dann abzustimmen, wo „welche Löcher zuerst gestopft werden müssen“ (Stephanie Haslach). Begründung der Fraktionsmitglieder: Die Schulen befänden sich in einem Wettbewerb zueinander. Ihre Bedarfe müssten gleichberechtigt berücksichtigt werden. FDP und UWT folgten dem Credo Gleichbehandlung: „Erst alle Zahlen auf den Tisch!“

Positioniert hat sich am Mittwoch auch Beate Jacobs, Leiterin der GGS Hülser Straße, die (pikanterweise) auch Sprecherin der Grundschulen im Gremium ist. Jacobs sagte, sie habe im Moment das Gefühl, dass keine Gleichbehandlung vorliege. Auch ihre Schule sei baulich an die Grenzen gekommen. Im vergangenen Schuljahr hatte sich fast die Hälfte aller i-Dötzchen für einen Einschulung an der Hülser Straße entschieden. Unglücklicherweise würde nun in der Elternschaft das Signal aufgenommen, die Schule „werde bald nur noch dreizügig“ geführt. Silvia Specker-Mattißen, Chefin der GGS Corneliusstraße, meldete sich in der Diskussion nicht zu Wort, weil sie dachte, kein Rederecht zu haben, wie sie später sagte.

Klassenrichtzahl für Hülser Straße schon 2017 empfohlen

Die Richtzahl von drei Klassen für die Hülser Straße hat die Verwaltung angesichts der „derart angespannten“ Raumsituation in der GGS für das nächste Schuljahr 2019/20 tatsächlich empfohlen. Begründung: Es seien keine weiteren Raumkapazitäten vorhanden. Und man gebe der Schulleitung so Rechtssicherheit, falls Schüler abgewiesen werden müssen.

Aber auch das hätte niemanden überraschen dürfen. Schon in der Schulausschussitzung im November 2017 lautete eine Empfehlung der Verwaltung: „Mit Blick auf eine gleichmäßige Auslastung und Belastung der Grundschulen und einen möglichen Raumfehlbestand sollte für das Schuljahr 2019/20 überlegt werden, die Anzahl der Eingangsklassen an der Grundschule Hülser Straße auf drei zu begrenzen.“

Aus der Sitzung bleibt der Eindruck von Nervosität vor der bevorstehenden Anmeldezeit für i-Dötzchen, von Eifersüchteleien und Hakeleien zwischen den Politikern und den Grundschulen. Das hat am Mittwoch ein Vorankommen am Standort Corneliusstraße ausgebremst.

Roland Gobbers, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, fragte sich: „Der Bedarf ist doch unbestritten da. Sollen wir denn zeitgleich den Spatenstich für alle Schulen machen? Gleichzeitig anfangen zu bauen? Wie soll das gehen?“

 Eine Empfehlung aus schulfachlicher Sicht ist frühestens im November zu erwarten.

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