Auf ins große Abenteuer Amerika

Nicki und Conner Keßeler aus Schiefbahn reisen ab Vancouver ein Jahr durch Kanada und die USA.

Auf ins große Abenteuer Amerika
Foto: Schöfer

Schiefbahn. „Wenn ich mal etwas erbe, möchte ich das Geld lieber in eine große Reise investieren, als beispielsweise in ein Haus.“ Dies sagte vor einigen Jahren Nicole Keßeler, die damals noch Röhrscheid hieß. Dazu kommt es jetzt auch. Ihr Mann Cornelius — beide werden von allen Freunden und Bekannten nur Nicki und Conner genannt — schmiedete den Plan einer einjährigen Tour durch Kanada und entlang der Westküste der USA. Vor wenigen Tagen sind sie gestartet. Die Westdeutsche Zeitung wird in regelmäßigen Abständen über die Erlebnisse der beiden Erzieher berichten.

Auf ins große Abenteuer Amerika
Foto: Reimann

Der Grundstein für die Tour wurden bereits vor vier Jahren gelegt. Nicki (51) leitete schon zu dieser Zeit die OGS an der Schiefbahner Astrid-Lindgren-Grundschule. Conner (53) arbeitete als Erzieher für den Landschaftsverband Rheinland, betreut mit eine Wohngruppe junger Leute in einer Oppumer Wohngemeinschaft.

Das Paar macht ein „Sabbatjahr“ — hieß in ihrem Fall: Beide arbeiteten in den vergangenen drei Jahren mit voller Stundenzahl, bekamen aber nur drei Viertel ihres Gehaltes ausgezahlt. Das gleiche monatliche Geld gibt es jetzt auch bei ihrem einjährigen Auslandsaufenthalt. Danach machen sie mit ihrer ursprünglichen Tätigkeit weiter.

Nicki und Conner schätzen fremde Kulturen, eine aktive Freizeit und immer schon ausgedehnte Wanderungen und Touren. Sie machten beispielsweise schon mit Rucksack, Iso-Matte und Zelt den „Coast-to- Coast-Walk“ durch Nord-England, gingen rund um das Matterhorn oder teilweise den GR 11-Wanderweg, der von der Atlantik-Küste durch die spanischen Pyrenäen führt.

„Ich sauge bei den Touren die fremden Eindrücke auf, genieße die Natur und die Freiheit, während Conner so eine Art Abenteurer ist, keine strikten Pläne und Vorgaben braucht, vor allem den Kontakt mit den Einheimischen sucht“, beschreibt Nicki. Ihr Mann, den sie im Juli 2016 im Tönisvorster Standesamt geheiratet hat, war auch schon einige Male alleine unterwegs, arbeitete unter anderem einige Tage in den italienischen Alpen als Erntehelfer mit.

Die beiden machten sich in Büchereien und im Internet schlau, lasen viele Reiseberichte. Sogar die Mongolei war ein Thema. Am Ende favorisierten sie Kanada und die Westküste der USA. Kanada wohl deshalb, weil Nicki die Erzählungen von Nicolas Vanire über dieses Land in seinem Buch „Das Schneekind“ faszinierend fand; zum anderen die Westküste, weil sie dort schon einmal waren und sich jetzt in aller Ruhe einige Nationalparks anschauen möchten. Vielleicht geht es sogar runter bis nach Mexiko. Dies lassen sie auf sich zukommen.

Natürlich musste vorher vieles geregelt werden. Vor allem mussten sie von der amerikanischen Botschaft das Visum für den sechsmonatigen USA-Aufenthalt bekommen. Die Schiefbahner mussten dazu in Frankfurt in einem langen Interview ihre Beweggründe für diesen Aufenthalt aufzeigen. Nicki: „Der Botschafts-Mitarbeiter nahm sogar unsere Fingerabdrücke, wollte absolut sicher sein, dass wir mit Drogen nichts zu tun haben und dass wir tatsächlich nach sechs Monaten wieder nach Deutschland zurückkehren.“ Dann kam das Okay. Die Entscheidung für das eTa-Visum für Kanada, ebenfalls für sechs Monate, ging dagegen ruck-zuck, binnen weniger Minuten online. Für Mexiko soll es an der Grenze die Einreisegenehmigungen geben.

Conner ist nach Vancouver vorgeflogen. Weil es da einen großen Auto-Markt gibt. Er hat sich auch bereits ein gebrauchtes Fahrrad angeschafft, um in dieser Großstadt die Händler schneller erreichen zu können. Einen geeigneten Pick-up, auf dem man eine Wohnkabine setzen kann, hat er schon gefunden.

Den ersten Schrecken hat er auch bereits hinter sich: So verlor er, als er am zweiten Tag in einer Mall eine Telefonkarte kaufen wollte, seine Geldbörse mit allen wichtigen Kreditkarten. Doch ein Chinese fand sie in dem Geschäft und gab sie ihm zurück. Es fehlte nichts.

Natürlich hatte es von Freunden und Bekannten in Deutschland eine Menge von Tipps, Wünschen und kleineren Präsenten für diese Tour gegeben. Patenkind Laura gab eine sogenannte „Bärenglocke“ dazu. Die nehmen sie mit. Es handelt sich um ein kleines Lärminstrument, damit die relativ scheuen Grizzlys in den Wäldern nicht von den Menschen überrascht werden. „Denn Bären und Wölfe möchten wir auf jeden Fall in den Wäldern sehen“, hofft die 51-Jährige. Sie ist am Samstag über Düsseldorf und Frankfurt nach Vancouver geflogen.

Das Paar hat gute Freunde gefunden, die auf das Haus in Schiefbahn mit den beiden Katzen „Maggie“ und „Mia“ aufpassen. Tschüss sagten an ihrem vorläufig letzten Arbeitstag viele Kinder der OGS. Sie standen mit Wunderkerzen in den Händen Spalier, überreichten der Leiterin ein T-Shirt mit ihren Fotos und Unterschriften.

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