Auch Süßes muss koscher sein

Das Jüdische Museum klärt beim Besuch im Gymnasium über die Kultur auf.

Schiefbahn. Warum dürfen Juden keine handelsüblichen Gummibärchen essen? Und warum dürfen sie kein Fleisch essen und dazu Milch trinken — und versuchen sogar das jeweilige Geschirr dafür zu trennen? Das sind Fragen, denen die Schüler des St.-Bernhard-Gymnasiums am Dienstagvormittag nachgingen.

Da machte „on.tour — Das Jüdische Museum macht Schule“ Halt im Forum des katholischen Gymnasiums. Zwei Wochen lang sind drei Pädagogen des Jüdischen Museums Berlin (JMB) unterwegs in NRW und klären im Rahmen einer Ausstellung mit den Schülern Fragen des jüdischen Lebens. „61 Schulen hatten sich beworben“, sagt Johannes Schwarz, freier Mitarbeiter des Museums, das der Bund eingerichtet hat.

„Ich freue mich, dass sie hierher gekommen sind“, sagt Bernd-Dieter Röhrscheid. Der Lehrer für Politik und Sozialwissenschaften hatte nach einem Besuch des spektakulären Museumsbaus von Stararchitekt Daniel Libeskind in Berlin den Wunsch, die Inhalte des Museums seinen Schülern näher zu bringen. „Aber das ist nicht so ohne weiteres möglich.“

Die Schule verfügt über eine lange Tradition bei der Auseinandersetzung mit jüdischem Leben und dem Holocaust. Auf dem Gelände des Gymnasiums steht das Mahnmal für die Willicher Opfer der NS-Zeit. „Wir haben auch Workshops zu den Stolpersteinen durchgeführt“, sagt Röhrscheid. „Das Thema begleitet mich die ganzen 30 Jahre meiner Tätigkeit hier.“

An diesem Vormittag nimmt er mit Schülern gemeinsam an einem Workshop des JMB mit dem Thema „Jüdisches Leben in Deutschland nach 1945“ teil. „Mir war gar nicht mehr gegenwärtig, warum die Juden Bankiers und Kaufleute waren“, sagt er überrascht. Der Erlass eines Papstes, wonach Christen keine Zinsen erheben durften, wenn sie Geld verliehen, war der eine Grund, dass Juden kein Land besitzen durften, der andere.

Derweil klärt Schwarz mit den Schülern, dass Gummibärchen Gelatine enthalten können, die aus Schweinen gewonnen wurde. Das Schwein ist den Juden nicht koscher. „Nicht nur essen soll koscher — heilig — sein, sondern das ganze Leben“, referiert eine Schülerin. Eine andere kennt die Begründung für das Verbot, Milch und Fleisch gemeinsam zuzubereiten: „Du sollst das Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen.“ Schwarz nennt den Hintergrund: „Das eine ist vom lebenden, das andere vom toten Tier.“ Ihm und seinen Kollegen geht es bei der Ausstellungstour darum, den Jugendlichen zu vermitteln, dass auch traditionelles Tun einen Grund hat. boe

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