St. Tönis. Architekt Bernd Volkenannt im Interview Die Eigenheiten des Niederrheins

St. Tönis · Architekt Bernd Volkenannt ist der Region treu. Warum, erzählt er im Interview.

 Bernd Volkenannt, geboren in Willich, hat seinen Berufswunsch aus Kindertagen wahr werden lassen.

Bernd Volkenannt, geboren in Willich, hat seinen Berufswunsch aus Kindertagen wahr werden lassen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Der St. Töniser Bernd Volkenannt (47) ist Architekt im Krefelder Büro DGM. Er zeichnet unter anderem für die Pläne des neuen Kreisarchivs in Dülken verantwortlich – bekanntlich verlässt die Institution die Kempener Burg. Mit der WZ sprach der gebürtige Willicher über die Verwurzelung des Ziegelsteins am Niederrhein, die Mitverantwortung der Bauwirtschaft für das künftige Klima und seine Beinah-Karriere als Punkmusiker.

Herr Volkenannt, warum St. Tönis und Krefeld und nicht Berlin, Hamburg, Barcelona oder London?

Bernd Volkenannt: Ich bin ein bodenständiger Mensch. Ich habe in der Nähe studiert, in Aachen, und habe auch damals immer die Verbindung zur Heimat gehalten. Noch während des Studiums bin ich wieder an den Niederrhein, nach Krefeld, gezogen. Meine Frau stammt aus Sonsbeck. Sie ist ebenfalls Architektin und arbeitet auch bei DGM. Als unsere Kinder kamen, haben wir uns nach einem passenden Wohnort umgeschaut und sind auf St. Tönis gestoßen.

Haben Sie in St. Tönis gebaut?

Volkenannt: Wir haben umgebaut – ein mehr als hundert Jahre altes Haus in der Nähe des St. Töniser Friedhofs. St. Tönis ist für Familien ideal. Hier hat man alles, was man braucht. Und unser Arbeitsplatz im Krefelder Bismarckviertel ist gut und schnell erreichbar. Auch unsere Söhne im Alter von 8 und 5 fühlen sich hier wohl.

Ist der Niederrhein architektonisch spannend?

Volkenannt: Er ist auf jeden Fall nicht so leicht zugänglich. Bei einem Alpenpanorama sagt jeder sofort: Wow! Das ist mit der hiesigen Region etwas anders. Spannend sind die Eigenheiten der niederrheinischen Baukultur. Dazu zählt beispielsweise der „Berfes“, wie ihn unter anderem die St. Huberter kennen. Das von uns entworfene Kreisarchiv soll mit seiner monolithischen Fassade an einen solchen Schutzturm erinnern, wie es ihn früher auf Gutshöfen gab. Auch der Ziegelstein, den wir in Dülken verwenden, ist am Niederrhein fest verwurzelt. Und wenn man ans Bauhaus denkt, dann haben wir in Krefeld sogar einen wichtigen Teil der Weltbau-Geschichte.

Lassen Sie sich davon inspirieren?

Volkenannt: Durchaus. Unser Büro ist nur etwa 500 Meter von Haus Lange und Haus Esters entfernt, die von Mies van der Rohe entworfen wurden.

Was sind die größten Herausforderungen an Ihren Beruf?

Volkenannt: Unter anderem wird nachhaltiges und gesundes Bauen immer wichtiger. Auch die Bauwirtschaft ist in der Verantwortung, die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Dabei spielen die Materialien eine entscheidende Rolle. Holz zum Beispiel ist ein CO2-Speicher, also ökologisch gut. Nach der Nutzungszeit in Gebäude A kann es gut weiter in Gebäude B verwendet werden.

Wie sind Sie als junger Mensch auf Architektur gekommen?

Volkenannt: Den Beruf des Architekten habe ich eigentlich schon immer auf dem Schirm gehabt. In meinem Elternhaus in Willich existiert noch eine Spiele-Sammlung. Auf dem Karton steht in kindlicher Schrift „Bernd Volkenannt, Architekt“. Außerdem bin ich in gewisser Weise familiär vorbelastet: Meine Eltern hatten eine Zimmerei, ich habe selbst auch zunächst Zimmerer gelernt, in der vierten Generation. In der Schule, ich war auf dem St. Bernhard-Gymnasium, habe ich schon die Leistungskurse passend gewählt: Mathe und Kunst.

Es hätte also keine Alternative gegeben?

Volkenannt: Nun ja, ich habe viele Jahre Rhythmusgitarre in einer Punkband gespielt, den „Beezy Bastards“. Wir haben uns zwar auf dem St. Bernhard zusammengefunden, waren aber professioneller als eine typische Schülerband. Wir sind durch Deutschland getourt und haben sogar eine Platte herausgebracht. Damals haben wir vom großen Durchbruch geträumt – aber es blieb auch nur ein Traum. Die Band gibt es nicht mehr, auf Youtube findet man aber noch unsere Musik.

Würden Sie sich freuen, wenn einer Ihrer Söhne in Ihre Fußstapfen tritt und Architektur studiert?

Volkenannt: Ich bin von meinen Eltern nicht gedrängt worden, Ihren Betrieb zu übernehmen und so halte ich es auch bei meinen Kindern. Ich bemerke aber schon mit Interesse, das unser Ältester sehr gestalterisch unterwegs ist. Er baut schon spannende Dinge aus Sofakissen.

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