Bürgermonitor Telefon- und Wasserleitung gekappt

Willich · Die Deutsche Glasfaser sorgte bei Verlegungsarbeiten für einen größeren Schaden in Willich. Wer trägt Verantwortung und Kosten?

 Harald Vienhues zeigt den Laternenmast, der an einem Kirschbaum befestigt wurde, da er umzukippen drohte. Wassermassen hatten die Straße und das Erdreich unterspült.

Harald Vienhues zeigt den Laternenmast, der an einem Kirschbaum befestigt wurde, da er umzukippen drohte. Wassermassen hatten die Straße und das Erdreich unterspült.

Foto: Wolfgang Kaiser

Ein bisschen ist es Harald Vienhues vorgekommen wie Freitag, der 13. Allerdings war es ein Dienstag, und zwar der 4. Juni. „Wir hatten auf einmal kein Telefon mehr, das Internet ging nicht, und unsere Kunden konnten nicht mehr mit EC-Karte bezahlen“, berichtet Vienhues vom gleichnamigen Bioladen in Willich. Grund und Verursacher waren schnell gefunden: Direkt gegenüber dem Bio-Laden arbeitete ein Subunternehmen für die Firma „Deutsche Glasfaser“.

Vienhues war einige Wochen zuvor gefragt worden, ob das Bauunternehmen dort ein Loch für das Bohrspülverfahren zur Verlegung von Glasfaserkabeln graben dürfe. Auch wenn der Inhaber des Bio-Ladens nicht zu den Nutzern der künftigen Glasfaserleitungen gehört, gab er grünes Licht für die Arbeiten, die ein Stück weit auf seinem Grund und Boden liefen. Vienhues war nicht der einzige Betroffene, der ohne Telekommunikation dastand. Auch ein Teil der Nachbarschaft war gekappt worden.

„Ich sprach die Bauarbeiter an, doch niemand interessierte sich für den Vorfall. Es fühlte sich keiner zuständig, also habe ich den Schaden bei der Telekom gemeldet“, erzählt er. Zu einer Behebung kam es an diesem Tag allerdings nicht mehr, dafür stand die nächste Überraschung an: Gegen 18.30 Uhr hörte Vienhues einen dumpfen Knall. Beim Blick nach draußen sah er an der Baustelle eine Wasserfontäne aus dem Boden schießen. Nach der Telefonleitung hatten es die Bauarbeiter nun geschafft, das Hauptwasserrohr zu treffen.

Wassermassen flossen in Sekundenschnelle über die Straße in Richtung Einfahrt zum Bio-Laden und auf die gegenüberliegenden Grünflächen sowie die Parkplätze. „Ich bin sofort raus und konnte mir von den Arbeitern anhören, das sei nicht so schlimm. Ich hätte ja vor dem Laden eine Ablaufrinne. Als ich nachfragte, ob man schon Feuerwehr oder Stadtwerke alarmiert habe, bekam ich ein Nein zu hören. Es machte auch niemand Anstalten, dies zu tun“, sagt Vienhues. Da er kein Handy besitzt und die hauseigene, zerstörte Telefonleitung noch nicht repariert war, lieh er sich ein Handy und alarmierte Feuerwehr sowie Stadtwerke.

Die Wassermassen unterspülten die Straße und Laternenmast

Inzwischen lief das Wasser weiter, setzte seinen Holzschuppen samt dem dort gelagerten Holz sowie den Schafstall unter Wasser. Der ehemalige Entwässerungsgraben war voll, und aus den Wiesen war eine Seenlandschaft geworden. Bis in die frühen Morgenstunden hatten die alarmierten Einsatzkräfte zu tun. Da die Straße von den Wassermassen völlig unterspült war, drohte die dortige Laterne, in eine Schräglage zu rutschen. Per Gurtband erfolgte die Sicherung an einem der großen Kirschbäume von Vienhues. Der Willicher musste einen Sanitärinstallateur rufen, da unter anderem wegen der freigespülten Sand- und Erdmengen die Kundentoilette verstopft war und die Perlatoren gereinigt werden mussten. Eine erste Rechnung von 160 Euro flatterte ins Haus. Es folgte der Kostenvoranschlag für die Sanierung der Parkplätze, die durch die Unterspülung abgesackt sind – 3400 Euro. Doch niemand zeigt sich zuständig.

Die beteiligten Firmen machen sich gegenseitig verantwortlich

„Das Subunternehmen verweist auf die Deutsche Glasfaser und die wiederum auf das Subunternehmen. Dass bei einer Baumaßnahme so etwas passieren kann, ist möglich. Unmöglich finde ich aber die Art, wie damit umgegangen wird. Keinen verantwortlichen Ansprechpartner zu haben und stattdessen erleben zu müssen, wie meine Kosten als Spielball hin und her geworfen werden, ist keine schöne Art“, sagt Vienhues. Zudem ärgert er sich darüber, wie die Baustelle vom Subunternehmen zurückgelassen wurde. Bei der Stadt Willich, die die ebenfalls unterspülte Straße samt Laterne wieder in Ordnung bringen muss, ist man ebenfalls gespannt, wer die Kosten dafür zahlen wird. „Wir beziehungsweise die Stadtwerke werden die entstehenden Kosten an die Deutsche Glasfaser weitergeben. Es gilt das Verursacherprinzip“, sagt Gregor Nachtwey, der Technische Beigeordnete der Stadt Willich.

Nach einem Anruf unserer Redaktion bei der Pressestelle der Deutschen Glasfaser ist die Baustelle inzwischen in den ordentlichen Altzustand wie vor der Baumaßnahme versetzt worden. Ansonsten teilte die Pressestelle mit, dass das eingesetzte Generalunternehmen verantwortlich sei. Gutachter würden die Schäden untersuchen, und es werde entsprechend gehandelt.

Die Stadt Willich plant, das betroffene Straßenstück am Kückesweg in Willich am 17. Juli zu reparieren. Wann die Parkplätze des Bio-Ladens wieder in Ordnung gebracht werden, steht noch nicht fest. Die beschädigte Telekommunikationsleitung wurde von der Deutschen Telekom inzwischen
repariert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort