Anrather Stefan Marx reist erneut in afrikanisches Krisengebiet

Der 60-Jährige arbeitet als Entwicklungshelfer für das Medikamentenhilfswerk action medeor. Im Südsudan hat er großes Leid gesehen.

Anrather Stefan Marx reist erneut in afrikanisches Krisengebiet
Foto: Action Medeor

Tönisvorst/Anrath. Stefan Marx ist mit dem „Afrika-Virus“ infiziert. Wer ihn hat, liebt den Kontinent. Aber der gebürtige Anrather liebt nicht nur Afrika, wo er 23 Jahre lang in sechs verschiedenen Ländern gelebt hat. Ihm liegen vor allem die Menschen am Herzen. „Im Januar fliege ich wieder nach Südsudan“, sagt Marx, der beim Tönisvorster Medikamentenhilfswerk action medeor als Entwicklungshelfer arbeitet.

Dreimal war der 60-Jährige im vergangenen Jahr im Südsudan. Marx hat die Medikamentenlieferungen seines Arbeitgebers begleitet. Er hat Workshops gehalten, Kontakte zu einheimischen Helfern gepflegt und Journalisten durch das Land geführt, um auf die katastrophale Situation, in der die Menschen dort leben, aufmerksam zu machen. All das in der Hoffnung, dass die Welt für Frieden im Südsudan sorgt und dafür, dass die Menschen nicht verhungern müssen.

„Der Südsudan ist mein größtes Sorgenkind“, sagt Stefan Marx. Nach mehr als 20 Jahren Krieg hatte das Land 2011 seine staatliche Unabhängigkeit vom Sudan erklärt. Zunächst schien alles gut zu werden, doch seit 2013 kommt es immer wieder zu Machtkämpfen zwischen Staatspräsident Salva Kiir und seinem Herausforderer Riek Machar. „Beide gehören unterschiedlichen Stämmen an und beide wollen die Macht“, erklärt der 60-Jährige. Mehrmals wurde unter internationalem Druck Waffenruhe vereinbart, die jedoch immer wieder nach kurzer Zeit gebrochen wurde. Seit April regieren die beiden Machthaber als Folge eines Friedensabkommens zusammen, doch verschiedene Milizen kämpfen weiter gegeneinander.

„Seit 1956 hat es in der Region vielleicht mal zehn Jahre ohne Krieg gegeben“, sagt Marx. Zehntausende Menschen wurden seit Kriegsausbruch 2013 getötet und mehr als 2,5 Millionen vertrieben. „Die Menschen haben nichts mehr“, sagt der Entwicklungshelfer. In Kriegszeiten und auf der Flucht bestelle niemand die Felder, weshalb es keine Ernte und somit auch keine Nahrungsmittel gebe. Hinzu komme eine große Dürre in Ost-Afrika. Auch die Ölforderung sei eingestellt. „Ganze Landstriche sind entvölkert“, weiß Marx von seinen Reisen durch das Land.

Die Vereinten Nationen haben ein Camp eingerichtet, in dem 13 000 Menschen leben — und sich 200 Toiletten teilen. „Uganda hat mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen“, sagt der Anrather. Die Menschen lebten dort unter Plastikplanen, die hygienischen Zustände seien katastrophal, was bereits zum Ausbruch von Cholera und Durchfallerkrankungen geführt habe. Der größte Feind aber sei der Hunger.

Insgesamt 66 Tonnen Medikamente und therapeutische Zusatznahrung hat action medeor in diesem Jahr in den Südsudan geschickt. Mit einem Teil des Geldes, das die Sternsinger in Deutschland eingenommen haben, wurde in Wau, der zweitgrößten Stadt des Landes, ein Krankenhaus mit medizinischem Equipment eingerichtet. „Wir können zurzeit nur punktuell und nur akut helfen. Wenn Frieden wäre, könnten wir viel mehr tun. Aber bei meinen letzten Besuch im September habe ich gesehen, dass die Hilfe angekommen ist“, sagt der 60-Jährige. wic

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