Anrath: Vernarrt in flotte Huskys

Daniela Bigalke kam bei der WM mit ihrem Hundegespann auf den vierten Platz. Wenn das neue Training mit Beginn der kühleren Jahreszeit wieder in die heiße Phase geht, steht als erstes die Europameisterschaft 2011 in Italien auf dem Programm.

Anrath. Das Begeisterungsbellen ist schon von weitem zu hören. 27 Huskys haben ihre Chefin erkannt und ein jeder freut sich, sie zu sehen. Daniela Bigalke verteilt Streicheleinheiten nach rechts und links. Das haben sich die Tiere aber auch redlich verdient: Bei der Schlittenhunde-Weltmeisterschaft landeten sie mit Bigalke auf Platz 4.

"Wir gehen in Kürze in die Sommerpause. Bis Mitte April trainieren wir noch. Danach ist Ruhe bis Mitte September. Dann geht das Training wieder los", erzählt die 34-jährige Vorsterin.

Huskys sind nämlich Saisonarbeiter: Wird es stetig wärmer als 15 Grad, besteht ihr Tagesprogramm nur aus Faulenzen im Schatten, wenig essen, viel trinken. Würden sie nicht zwischendurch spielen und schmusen, könnte man vermuten, sie halten Sommerschlaf.

Mit 19 Jahren wurde Bigalke - bis dahin Pferdenärrin - mit dem Virus "Husky" infiziert. Ein Freund war im Schlittenhundesport aktiv, bei ihm fuhr sie erste Rennen. Seitdem ist sie in jedem Winter mit dem Rennschlitten unterwegs.

Für diese Saison haben ihre vierbeinigen Sportkameraden aber genug geleistet. Mit dem 4er- und dem 8er-Gespann schaffte sie jeweils den dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Todtmoos und sie qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft, die Ende Februar in Oberwiesenthal stattfand.

"Mein Ziel, Weltmeisterin zu werden, habe ich leider nicht erreicht. Die Leistungsdichte war diesmal wahnsinnig hoch, die Zeiten lagen wirklich eng beieinander", berichtet Bigalke.

Als sie nach dem dritten Lauf der WM mit ihrem 8er-Gespann ins Ziel kam und erfuhr, dass die Zeit nicht gereicht hatte, da wäre sie schon enttäuscht gewesen.

"Aber das dauerte nicht lange. Ich hatte zum einen meinen Vater als Seelentröster dabei, und als ich meine Hunde, die wirklich gut gelaufen sind, versorgte, war die Enttäuschung schon wieder vergessen", erinnert sie sich.

Der erste Lauftag - es galt, in der Sprinterkategorie, in der die Vorsterin startete, dreimal je 18 Kilometer zu bewältigen - präsentierte sich nebelig, mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über Null Grad. "Ein Wetter, das meine Hunde nicht so mögen", sagt Bigalke.

Trotzdem konnte sich innerhalb der 13 internationalen teilnehmenden Gespanne auf Platz fünf vorkämpfen. 46 Minuten und 48 Sekunden benötige die Vorsterin.

"Die Strecke hat es in sich. Zuerst geht es rund neun Kilometer bergab. Danach wieder bergauf. Es ist sehr anspruchsvoll. Eine solche Strecke zu trainieren ist unheimlich schwer", berichtet sie.

Am zweiten Tag sicherte sich die Tierärztin - sie arbeitet beim Kreis Kleve - die zweitschnellsten Zeit, den dritten Platz in der Gesamtwertung. Die Aufregung stieg, aber leider auch die Sorgen: Zwei der Huskys hatten sich an den Vorderpfoten verletzt.

"Ich habe die Pfoten gecremt und ihnen fürs Rennen die Booties, die Hundeschuhe der Huskys, angezogen", erzählt Bigalke. In der Nacht vor dem dritten Lauf konnte sie kaum schlafen vor Anspannung. Die 44,53 Minuten am dritten Lauftag reichten am Ende nicht. Nur 20 Sekunden trennten sie von Platz drei.

Über den Sieg konnte sich ein niederländischer Musher freuen. "Der Kollege lag die ganze Saison hinter mir. Aber als es darauf ankam, war er auf den Punkt genau sehr stark", lobt Bigalke.

Wenn das neue Training mit Beginn der kühleren Jahreszeit wieder in die heiße Phase geht, steht als erstes die Europameisterschaft 2011 in Italien auf dem Programm. 2012 heißt es dann wieder Weltmeisterschaft. Und bei der möchte Bigalke auf jeden Fall erneut an den Start gehen. Und wer weiß, vielleicht klappt es ja dann mit dem begehrten Titel.

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