Anrath: Landwirte wollen nicht mit dem Golfschläger pflügen

Die Bauern fordern dazu auf, den Golfplatz Holterhöfe zu stoppen.

Anrath. Der Golfplatz Holterhöfe soll am Mittwoch im Planungsausschuss abgelehnt werden. Das fordert zumindest eine Gruppe "praktizierender Landwirte" von den Kommunalpolitikern.

"Unser Hauptproblem ist, dass wertvollste Böden der Landwirtschaft entzogen werden", erklärt der Vorster Martin Dahmen: Willich gehört zur "Kempener Platte", hier sei der Boden besonders gut und damit "für alle Kulturen geeignet".

Schon zu viel Ackerfläche sei in Bau- und Gewerbegebiet umgewandelt worden, aber "das haben wir mitgetragen". Ein reines Freizeitprojekt für eine kleine Gruppe sei aber nicht akzeptabel, zumal Willich bereits einen Golfplatz habe. Wenn noch mehr Ackerfläche (die Rede ist von 61 Hektar) verloren geht, werde die ortsnahe Nahrungsmittelproduktion schwierig. Es gebe nämlich noch ein neues Phänomen, so Dahmen: "30Prozent der Fläche wird für die Energiepolitik und nachwachsende Rohstoffe verwendet."

Zudem bringe ein Golfplatz Probleme für benachbarte Bauern: Die Pommes-Industrie nimmt ihre Produzenten in die Produkthaftung, die Kartoffeln müssen "frei von Fremdstoffen" sein - und dazu gehören Golfbälle. Ein Ball könne nicht maschinell aussortiert werden, beschädige aber Schäl- und Schneidemesser. Seine Splitter machten die ganze Charge unbrauchbar. Dahmen: "Das sind 30000 Euro Schaden bei einer 30-Tonnen-Lieferung."

Willichs Stadtlandwirt Theo Heyes kritisiert das Verfahren für die "ökologischen Ausgleichsflächen": Auch sie würden auf allerbesten Böden angelegt, damit gehe den Landwirten noch mehr Produktionsfläche verloren. Die Alternative seien "Blühstreifen" an bestimmten Ackerflächen. Dieses Projekt habe die Stadt aber nicht weiter verfolgt, kritisiert Heyes. Die Landwirte sehen für den Eigentümer andere Möglichkeiten: die Verpachtung der Äcker und die Nutzung der Gebäude zum Beispiel als Bauerncafé.

Ende 2007 beim Offenlegungsbeschluss gab es für den Golfplatz übrigens noch ein einstimmiges Votum aller Parteien. Nun zeichnet sich ein Meinungswandel ab: SPD und FDP sind dagegen, der CDU-Vorsitzende Uwe Schummer sieht ihn persönlich "kritisch": Neue Arbeitsplätze entstünden kaum (der Betreiber spricht von bis zu 15), mehr Kaufkraft werde nicht gewonnen. Die CDU-Fraktion hält sich die Entscheidung noch offen.

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