An Langfinger: „Gott sieht alles“

Stadtgeflüster: Frust macht sich auf dem St.Töniser Friedhof breit, weil dort Dinge und Blumen von Gräbern gestohlen werden. Wer mehr Anlass zur Freude hat, steht aber auch im Geflüster.

Willich/Tönisvorst. Sarkasmus hilft in manchen Situationen mit Frust umzugehen. Auf dem Friedhof in St. Tönis hat jemand ein Schild auf ein Grab gestellt. Darauf steht: "Hallo Friedhofsbesucher, Sie müssen doch schon alles für eine Grabpflege zusammengeklaut haben. Bitte halten Sie sich von diesem Grab fern." Und um dem Hinweis noch Nachdruck zu verleihen, fehlt auch der Zusatz nicht: "Gott sieht alles - auch Ihr Stehlen." So weit ist es also schon gekommen. Wer jetzt noch lange Finger nach Blumen, Gestecken, Vasen, Gießkannen, Kratzen oder Kerzen macht, hat wirklich gar kein Gewissen. Nicht mal ein schlechtes!

Liebe Freundinnen und Freunde, es geht wieder auf eine Wahl zu. Im Mai sind die in Nordrhein-Westfalen dran. Was man am politischen Geschehen schon merkt. Da verteilt der CDU-Landtagskandidaten Christian Weisbrich am Rewe-Markt in St. Tönis Rosen. Wenn jetzt noch Uwe Leuchtenberg mit Nelken und die Grünen mit ihren traditionellen Sonnenblumen dazu kämen, bekäme man schon einen guten Strauß zusammen. Die Disteln werden dann - ebenfalls traditionell - nach der Wahl verteilt.

Bleiben wir auf dem glatten Parkett der Politik. Dort ist jüngst auch Jürgen Hansen, Willicher SPD-Vorsitzender, ins Straucheln geraten. Hatte er doch Rosemarie Theisen als neue stellvertretende Fraktionsvorsitzende vorgeschlagen und die Wahl gegenüber der Presse auch schon angekündigt. Doch da hatte er die Rechnung ohne die Satzung gemacht: So einfach auf Zuruf, ohne schriftliche Ankündigung, darf auch bei der SPD nicht gewählt werden. Folge: Zur Kandidaten Theisen gab’s wohlwollende Zustimmung, gewählt wird aber später.

Wir verharren bei der Politik, in Schiefbahn - weit entfernt und doch nah dran. Dort macht der Ratsherr Bernard Henter gerade die Erfahrung, dass manches aus der Entfernung anders aussieht. Der Mann hält sich auf Kuba auf und liest aus 8000 Kilometer Entfernung die Online-Ausgabe der Westdeutschen Zeitung. "Vieles erscheint aus der Ferne nicht sooo dramatisch", sagt er. Gleichzeitig bedauert er, "dass Alex" (gemeint ist Alexander Oerschkes; d.Red.) "aus dem Stadtrat ausscheidet". Henter reist mit dem Bus durch Fidel-Land und wohnt bei Privatfamilien. Allerdings beobachtet er auch Überregionales und findet Positives: "Gute Nachrichten finde ich aus Karlsruhe, wo wieder erfolgreich unser Grundgesetz gegen Berliner Politiker verteidigt wurde."

Beate Peters, Chefin des Anrather Männergefängnisses, ist abgetaucht. Und das nicht nur einmal. Seit nämlich die Verwaltung der Vollzuganstalt in den Neubau am Frauengefängnis umgezogen ist, pendelt sie ständig zwischen ihrem alten Büro und dem neuen hin und her. Allerdings unterirdisch: Die beiden Gebäude sind durch einen Gang verbunden.

Das lässt der Mann sich nicht nehmen: Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer wirbt bei der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin für den Kreis Viersen und den Niederrhein. Und dabei bekam er ebenso prominente wie pittoreske Schützenhilfe: Anne Poleska, Bronze-Medaillengewinnerin der Olympischen Spiele von Athen und ehemalige Weltklasse-Schwimmerin, warb gemeinsam mit dem Neersener. Natürlich legte die Krefelderin ein wenig mehr den Fokus auf ihre Heimatstadt.

Seufz, ächz, stöhn - Sie merken es schon: Wir sind - mal wieder - bei der Rubrik "kurz berichtigt" angekommen. Wir reden über die Schreibweise des Nachnamens von Thomas Goßen, Tönisvorster Bürgermeister. Mit scharfem ß - ganz im Gegensatz zu seiner Kämmerin, Nicole Wassen. Denkste, kaum hatte sich jeder in der Redaktion diesen Gegensatz merken können, heißt es wieder: Kommando zurück. Nicole schreibt Waßen tatsächlich auch mit scharfem ß. Sie war halt nur zu bescheiden, darauf hinzuweisen. Jetzt haben wir’s begriffen und versprechen, es nie mehr verkehrt zu schreiben - bis zum nächsten Mal.

Von Namens-Schreibweisen zu problematischen Formulierungen. Da erreicht die Redaktion in der vergangenen Woche die Ankündigung eines Fachausschusses, herausgegeben von der Pressestelle der Stadt Willich. Schnallen Sie sich an: "Zum Abfotografieren von Straßenzügen durch Google Streetview liegt ein Antrag vor: Eine Fraktion hat beantragt, für das Abfotografieren von Straßenzügen durch das Unternehmen Google Streetview eine Sondernutzungsgebühr zu erheben, was eine "satzungsrechtliche Ermächtigungsgrundlage" bräuchte, die wiederum eine Rechtsgrundlage braucht die in der "Satzung über die Erlaubnisse für Sondernutzungen an Gemeindestraßen, Gehwegen und Parkplätzen in der Stadt Willich" zu finden wäre, die von 1970 stammt - und nicht ganz überraschend keinerlei Hinweise auf das Abfotografieren von Straßenzügen durch das Unternehmen Google Streetview oder wen auch immer bereithält." Erinnert uns das an Reinhard Mey? "Der Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars..."

Schauen wir doch jetzt mal in den Terminkalender. In diesem Fall in den des SPD-Kreisverbandes Viersen. Der veröffentlicht auf seiner Homepage wichtige Events wie den SPD-Wahlkampfauftakt in Düsseldorf, die Landtagswahl in NRW - und die Fraktionssitzung der Tönisvorster SPD. Letztere mit überraschenden Varian-ten. So behaupten die Genossen zum Beispiel, dass die "SPD Tönisvoerst" am 14. April in "Oeth" tagt. Was weder von der Örtlichkeit noch von der Schreibweise her sehr wahrscheinlich erscheint.

Karneval - ja, das ist jetzt auch schon wieder vier Wochen her. Und doch scheint es Neues zu geben. Denn gut informierte Kreise flüstern es bereits seit Längerem: Für die nächste Session scheint es wieder ein großes Prinzenpaar zu geben. Eines, das im Zusammenhang zu suchen ist mit den beiden Jubiläen großer St.Töniser Sportvereine. Zur Erinnerung: Die Turnerschaft wird 2011 ganze 150 Jahre alt und der Spielverein bereitet sein 100-jähriges Bestehen vor. Mehr soll an dieser Stelle aber noch nicht verraten werden, auch wenn dem Stadtflüsterer der Name des kommenden Prinzen schon bekannt ist. Ein bisschen Spannung muss bleiben.

Wenn auch Sie Namen und Nachrichten mit Neuigkeiten verbinden können, dann melden Sie sich in der Redaktion. Anrufen unter 02151/855-2869 oder -2887 oder email schicken an:

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