Amtsgericht: Einladung auf Bohrinsel ist teuer geworden

In Krefeld hat ein Prozess um „Lustreisen“ begonnen. Willicher Beteiligte haben Geldbußen akzeptiert.

Willich. "Eine Information-Fahrt auf eine norwegische Bohrinsel ist keine Einladung in die Mailänder Scala." Diese Auffassung vertrat Albert Lopez, Geschäftsführer der Willicher Stadtwerke, als 2007 die Kölner Staatsanwaltschaft auch gegen Willicher Politiker Ermittlungen wegen so genannter "Lustreisen" einleitete.

Landesweit gerieten damals fast 1000 Amtsträger in den Verdacht der Vorteilsnahme, da ihre Fahrten auf Einladung großer Energieversorger als reines Vergnügen ausgelegt wurden. In Krefeld hat deshalb jetzt ein Strafverfahren begonnen - doch Willicher sitzen nicht auf der Anklagebank.

Anders als die drei beschuldigten Krefelder, haben die Willicher eine Geldbuße akzeptiert, gegen die das Verfahren eingestellt wurde. Allerdings nur "zähneknirschend", wie der ehemalige Stadtwerke-Aufsichtsrats-Vorsitzende Hans Kothen berichtet.

"Es sind schon harte Urteile ausgesprochen worden. Auch war das Risiko zu groß, vorbestraft zu sein", sagt Kothen. Daher sei den Mitgliedern des Stadtwerke-Aufsichtsrates, die 2002 mit Krefelder Kollegen an einer Reise zur Bohrinsel "Ekofisk" teilnahmen, die Zahlung der Geldbuße empfohlen worden. Bis zu 5000 Euro sollen geflossen sein.

"Das ist sehr ärgerlich", sagt Kothen. Denn einer Schuld sei man sich bis heute nicht bewusst: Die "gasfachliche Informationsreise" sei sehr anstrengend gewesen. Zudem habe man dabei mit den Krefeldern über Kooperationen geredet. Und auch eine Fahrt nach Osnabrück zur Besichtigung eines Kohlekraftwerkes, die ebenfalls in den Blick der Ermittler geriet, habe mit einer "Lustreise" nichts zu tun gehabt.

Das Verfahren in Krefeld wird am Mittwoch fortgesetzt.

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