Am Grün blühen Blumen

Wildorchideen und seltene Tiere leben auf der Golfanlage Duvenhof. Vor fast 20 Jahren wuchsen dort noch Zuckerrüben auf plattem Acker.

Willich. Sommerliche Stille liegt über dem Platz, Libellen fliegen wie Mini-Hubschrauber über die Wasserflächen, auf den Teichen führen die Wasservögel ihre Brut.

Was wie ungewollt vertrocknetes Schilf aussieht, ist ein beabsichtigtes Überbleibsel des Winters: „In dem Röhricht finden die Wasservögel im Frühjahr geschützte Nistplätze, deswegen schneiden die Greenkeeper immer nur Teilstücke am Wasserrand ab und lassen den Rest bis zum nächsten Jahr stehen“, erklärt Wolfgang R. Mueller.

Er hat mit seinen Partnern im Willicher Planungsbüro die Golfanlage Duvenhof so geplant hat, dass sportliche Ambitionen und Naturschutz miteinander harmonieren.

Seitdem 1994 die Bagger den früher „platten Acker“ in ein modelliertes Sportgelände verwandelt haben, hat sich auf den rund 70 Hektar Fläche viel verändert: „Mittlerweile haben Ornithologen etwa 30 Vogel- und 20 Libellenarten festgestellt.

Auch diverse, zum Teil seltene Wasservögel haben sich angesiedelt“, beschreibt Mueller — und zeigt kurze Zeit später auf eine seltene Wildorchideenart, die in knalligem Rosa auf einer Feuchtwiese am Rande eines Teichs wächst: „Eine Fleischrote Kuckucksblume, sie ist fast ausgestorben“, so der Fachmann.

Der Duvenhof ist für ihn einer der Beweise, dass das etwa Anfang der 90er Jahre in Deutschland aufgekommene Konzept der Verbindung von Golf und Naturschutz funktioniert.

Spielbahnen, Gehölzgruppen, artenreiche Wildkraut- oder Streuobstwiesen wechseln sich ab, die heimischen Baumarten umschließen den Platz oder bilden Schutzinseln für Hase, Fuchs und anderes Getier.

Neben den Beweisen am Boden und auf dem Wasser finden sich auch Spuren in der Luft: „In diesem Jahr hat ein Bussard seinen Horst hinter dem siebten Grün gebaut.

In einer Schutzhütte nistet seit mehreren Jahren ein Austernfischer“, erzählt Michael Kerkhoff, der Geschäftsführer der Golfanlage, von weiteren tierischen Gästen — und die wissen sich bei der Brutpflege durchaus gegen die Golfer durchzusetzen.

„Als die Planungen aufkamen, hatten die Leute Sorge, dass der Platz Landschaft verbrauche und die Umwelt zerstöre. Die Entwicklung hier zeigt das Gegenteil“, sagt Kerkhoff — denn die Pflege durch die Greenkeeper werde so geplant, dass Spielqualität und Naturschutz harmonierten.

Auch die Sorge vor zu viel Düngung könne er nehmen: „Golfplätze brauchen und verbrauchen nur ein Drittel der Düngemittelmenge einer landwirtschaftlich genutzten Fläche.“ Jedes Grün sei auf Forderung der Umweltbehörde mit Folie unterlegt, das abfließende Wasser werde in 18 Beprobungsschächten kontrolliert und aufgefangen.

Der einzige Nachteil für die Menschen kann dann aber auch wieder der entscheidende Vorteil für die Natur sein: Die Golfplätze sind nur für die Spieler zugänglich — Spaziergänger dürfen zum Schutz vor tieffliegenden Golfbällen nicht auf das Gelände.

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