Als der Tacksee noch erfrischte

Bei den derzeitigen Temperaturen kommt ein Sprung in einen Badesee einer Erlösung gleich — früher ging das auch in Tönisvorst.

Als der Tacksee noch erfrischte
Foto: hb

Tönisvorst. Wenn es sehr heiß ist und die Sonne die Luft über dem Asphalt des Parkplatzes Hohenhöfe zum Flimmern bringt, dann können die Tönisvorster eine Zeitreise unternehmen. Denn dann sieht es fast so aus, als sei aus dem Parkplatz ein See geworden, als sei der Tacksee, der fast 40 Jahre lang für Badespaß im Sommer und Schlittschuhspaß im Winter sorgte, wieder da.

Im August 1926 wurde es eröffnet, das „Strandbad Tacksee“, oder wie der Volksmund etwas weniger elegant sagte: „Schlungs Kull“. Denn der Badesee war durch ein Baggerloch entstanden, das die Ziegelei Schlungs dort gegraben hatte. In nur fünf Wochen schufen 40 arbeitslose Männer im Sommer 1926 das Strandbad. Und dort ging es gesittet zu: Frauen durften montags, mittwochs und freitags baden, Männer an den anderen Tagen. „Später wurde ein Bretterzaun gezogen und es gab einen Damenstrand und einen Herrenstrand“, erzählt Werner Lessenich vom Heimatbund St. Tönis.

Von Otto Merkelbach, dem langjährigen Vorsitzenden des Heimatbundes, ist überliefert, dass er als Lehrling in der Gemeindeverwaltung dafür zuständig war, Eintrittskarten für 15 Pfennig und Limo am Strandbad zu verkaufen. Außerdem wurde er von einigen jungen Männern als Bote eingesetzt: Der Lehrling brachte Liebesbriefe hinter den Bretterzaun zu den Damen.

1940 war es vorbei mit dem Spaß. Ein Wirbelsturm zerstörte das Strandbad und der Zweite Weltkrieg trug zum endgültigen Aus bei — zumindest offiziell, denn noch bis in die 1960er Jahre hinein wurde im Tacksee „wild“ gebadet. Dann wurde der See aber endgültig zugeschüttet und das „Super Magazin“, ein großer Einkaufsmarkt, wurde auf dem Gelände gebaut. Heute gibt es gleich mehrere Supermärkte und Geschäfte auf dem Areal und nichts würde mehr an den Tacksee erinnern, wenn da nicht manchmal dieses Flimmern wäre. wic

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