Medizinische Versorgung Gut versorgt mit Fachärzten?

Tönisvorst · Interview: Alexianer beantworten Fragen zur medizinischen Versorgung in Tönisvorst.

 Die Alexianer beantworten Fragen zu Angebot und Personal des Medizinischen Versorgungszentrums. Das MVZ wurde vor zwei Jahren am Krankenhaus in Betrieb genommen.

Die Alexianer beantworten Fragen zu Angebot und Personal des Medizinischen Versorgungszentrums. Das MVZ wurde vor zwei Jahren am Krankenhaus in Betrieb genommen.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Erneut sind Sorgen von Bürgern um die medizinische Versorgung in Tönisvorst an die WZ-Redaktion herangetragen worden. Sie gelten dem Krankenhaus Maria Hilf und dem Medizinischen Versorgungszentrum in St. Tönis. Die WZ hat Fragen an Michael Wilke, Regionalleiter der Alexianer, und Pressesprecher Frank Jezierski gerichtet, die wie folgt schriftlich beantwortet wurden.

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) ist organisiert wie eine Praxisgemeinschaft. Man trifft Ärzte der Allgemeinmedizin, Chirurgie, Orthopädie und Urologie an, die eng mit dem Krankenhaus Maria-Hilf zusammenarbeiten. Ärztlicher Leiter des MVZ war seit Gründung 2018 Dr. Uwe Winzer. Es bestand ein Angestelltenverhältnis mit dem Urologen. Ist es gekündigt worden? Ist Dr. Winzer in den Ruhestand getreten? Oder warum ist er nicht mehr im MVZ tätig?

Alexianer: Richtig ist, dass Herr Dr. Winzer nicht mehr bei den Alexianern tätig ist. Dr. Maximilian Pelzer ist bereits seit Längerem an der Versorgung der Patienten in der urologischen Praxis beteiligt und hat die ärztlichen Aufgaben in der Urologie mit einem vollständigen Kassenarztsitz übernommen.

Wer leitet das MVZ Tönisvorst aktuell?

Alexianer: Das MVZ wird nach wie vor von zwei Geschäftsführern geleitet: Franziska Seefeld und Michael Wilke. Ärztlicher Leiter ist Dr. Pelzer.

Die Gründung des MVZ sollte eine funktionierende fach- und hausärztliche Versorgung in Tönisvorst sicherstellen und auf Jahre gewährleisten. Wie fällt Ihre Zwei-Jahres-Bilanz zum Standort aus, der im Juli 2018 den Betrieb aufnahm?

Alexianer: Die Fachärztliche Versorgung funktioniert wie vorgesehen. Wir haben es geschafft, in den zwei Jahren die Urologie für die Zukunft fachlich exzellent aufzustellen. Ebenso ist es uns gelungen einen chirurgischen und einen orthopädischen Versorgungsauftrag zu integrieren, welcher derzeit durch drei langjährig tätige und qualifizierte Fachärzte ausgefüllt wird. Zum 1.7.2020 werden wir darüber hinaus mindestens einen Kassenarztsitz für Psychiatrie im MVZ haben.

Welche Fachärzte, welche Disziplinen fehlen im Tableau? Welche sind in den zwei Jahren des Betriebs verlorengegangen und warum?

Alexianer: Schwierig stellt sich für uns aktuell noch die Nachfolgesituation im hausärztlichen Bereich dar. Hier sind nicht alle strategischen Planungen aufgegangen. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass wir es schaffen werden, ein junges Team aufzustellen. Wir haben einen weiteren Arzt eingestellt, der uns dabei hilft und gemeinsam einen Weiterbildungsassistenten beschäftigt. Weiter haben wir zwei Interessenten für 2021. Organisatorisch laufen derzeit Projekte, die die Versorgung bis dahin optimieren.

Wie beurteilen Sie das Netzwerk an Angeboten für Patienten?

Alexianer: Wir haben bereits ein stabiles Netzwerk, aber auch laufende Maßnahmen, um die Versorgung im Netzwerk für den Patienten klarer zu strukturieren. So soll z.B. das Psychiatrische Angebot mit ambulanten Angeboten wie der Gedächtnissprechstunde für Menschen mit Demenz verknüpft werden. Weiteres Beispiel ist das Rezepttelefon, das in den kommenden Tagen eingeschaltet wird und für die beiden Hausärzte erreichbar sein soll.

Wie viele Mediziner und medizinisches Personal beschäftigen die Alexianer als Trägergesellschaft im MVZ? Wie viele waren es in den zwei Jahren in der Spitze?

Alexianer: Es sind immer mehr Mediziner und medizinisches Personal geworden, insofern gibt es keine „Spitze“ in der Vergangenheit: Aktuell sind es an Personen 34 plus fünf weitere zum 1.7.2020. Davon elf Ärzte.

Wie viele Kassenarztsitze sind in den zwei Jahren des MVZ-Betriebs in St. Tönis in die Alexianer MVZ GmbH übergegangen?

Alexianer: Aktuell verfügt das MVZ über acht Kassenarztsitze. Zwei weitere sind noch nicht genehmigt.

Wie gestaltet sich die ambulante und fachübergreifende Versorgung mit dem Maria-Hilf Tönisvorst konkret?

Alexianer: Aktuell gibt es Versorgungskonzepte vor allem im Bereich Chirurgie (v.a. ambulantes Operieren, BG), Urologie (v.a. Konsile). Hausärztlich gibt es bei der Versorgung Grenzen, da ein Patient im Krankenhaus, Seniorenheim o.ä. nicht automatisch Patient im MVZ wird. Hier ist immer erst der eigene Hausarzt der Ansprechpartner. Da sich die Orthopädie in Willich befindet, gibt es ebenfalls nicht automatisch Berührungspunkte.

Gibt es auch eine Zusammenarbeit des MVZ Tönisvorst mit dem Alexianer-Krankenhaus Krefeld? Und wenn ja, wie viel Prozent macht sie zurzeit (bzw. in Spitzenzeiten vor Corona) aus.

Alexianer: Für die Psychiatrie wird man zukünftig eine inhaltlich sinnvolle Zusammenarbeit strukturieren. Das heißt, der Patient wird ganzheitlich gesehen. Die Zusammenarbeit ist kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, den Patienten möglichst lange im „System“ zu behalten, sondern Angebote zu formulieren, niederschwellig anzubieten, aber immer ganz deutlich die Wahlfreiheit darzulegen.

Ein Bürger, der sich an die Redaktion gewandt hat, hat gehört, dass das Krankenhaus seit einigen Wochen leer stehen soll? Was antworten Sie ihm?

Alexianer: Das Krankenhaus steht nicht leer, ist in wesentlichen Teilen aktiv. Die Personalsituation ist auch in Zeiten der „Corona-Entspannung“ schwierig. In der Trägerschaft der Alexianer Krefeld GmbH mit dem Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld haben wir aber Optionen, die wir zur Versorgung der Bürger nutzen. Deshalb müssen wir die Nutzung unserer medizinischen und pflegerischen Kapazitäten des Krankenhauses Tönisvorst weiterhin täglich neu prüfen und entsprechend anpassen.

Es gibt ein Gerücht, das Krankenhaus werde geschlossen und das Gebäude künftig als Seniorenhaus genutzt. Was sagen Sie dazu?

Alexianer: Die Nutzung als Seniorenhaus ist aus zahlreichen Gründen nicht möglich und schon allein deshalb nicht einmal angedacht. Es dient der medizinischen Versorgung.

Sehen Sie die Notfallversorgung vor Ort gesichert? Auch über 2025 hinaus?

Alexianer: Wie bereits öffentlich gemacht wurde, hat das Krankenhaus Maria-Hilf Tönisvorst bereits jetzt gesetzlich keinen Versorgungsauftrag mehr für die Notfallversorgung. Wir haben aber montags bis freitags bis in die frühen Abendstunden Ärzte vor Ort, die sich um eine qualifizierte medizinische Erstversorgung kümmern.

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