Verein Agrobusiness lud nach St. Tönis Bestellt demnächst ein autonomer Roboter die Felder ?

St. Tönis · Landwirte sind top ausgebildete Spezialisten, verbringen jedoch viel Zeit mit einfachen Tätigkeiten. Roboter sollen zeitliche Freiräume schaffen. Wie das geht, wurde jetzt auf dem Kartoffelhof Sieben gezeigt.

 Philipp Kamps vom niederländischen Startup Agxeed und Landwirt André Sieben zeigen ein autonom fahrendes Gerät.

Philipp Kamps vom niederländischen Startup Agxeed und Landwirt André Sieben zeigen ein autonom fahrendes Gerät.

Foto: Norbert Prümen

Auf den ersten Blick ist die Szene nicht besonders: Ein großer, sechs Tonnen schwerer Traktor, obschon mit Raupenantrieb, zieht die landwirtschaftlichen Anhänger des Kartoffelhofs Sieben über die Felder. Und doch ist es etwas ganz anderes als sonst, denn: Die Zugmaschine wird nicht von einem Fahrer gesteuert. „Unsere Geräte haben einige Vorteile. Das Wichtigste aber ist: Unsere Maschinen benötigen keinen Fahrer“, erläutert Philipp Kamps, vom niederländischen Start-up Agxeed.

Im Frühjahr wollen die Niederländer die ersten verkauften Geräte ausliefern. Jetzt präsentierten sie auf Einladung des Vereins Agrobusiness Niederrhein ihr Topprodukt auf dem Hof in Tönisvorst. „Unser Ziel ist nicht, Werbung zu machen. Wir wollen unseren Mitgliedern aber ein Bild vermitteln, was heute möglich ist. Ich habe mit einem Landwirt gesprochen, der meinte: ‚Mein Urgroßvater ist mit dem Pferd über den Acker gegangen, mein Vater hat einen Traktor eingeführt. Ich nutze einen Traktor mit GPS, meine Tochter wird wohl Roboter dirigieren‘. Das verdeutlicht die Entwicklung. Automatisierung wird Einzug halten“, erzählt Anke Schirocki, Geschäftsführerin des Vereins.

Roboter können deutlich gezielter Unkrautvernichter ausbringen

Verdeutlicht wird ihre Aussage durch das zweite autonome Gerät, das an diesem Tag vorgestellt wird: Ein rund einen Kubikmeter großer Roboter auf vier langen, stelzenartigen Beinen. Ein bisschen erinnert er an einen fahrenden Tisch. „Dabei handelt es sich um ein Konzept der Hochschule Rhein-Waal. Der Roboter fährt allein über den Acker und kann erkennen, ob es sich bei einer Pflanze um das gewünschte Nutz- oder ein Beikraut handelt. Auf dieses appliziert er dann ganz gezielt ein Herbizid. Dadurch kann der Einsatz auf ein Minimum reduziert werden. Das spart Kosten für den Landwirt, schont aber vor allem die Umwelt“, erläutert Schirocki. Noch allerdings ist das Gerät nicht für den Masseneinsatz geeignet. Weitere Verbesserungen sind nötig. „Dennoch: Solche Geräte sind die Zukunft der Landwirtschaft“, erzählt die Verantwortliche für das Event.

Für den Hof ist die Veranstaltung in erster Linie interessant. „Wir sind von Agrobusiness kontaktiert worden und sind neuen Entwicklungen gegenüber immer aufgeschlossen. Die präsentierte Zugmaschine ist für uns aufgrund der Größe und Struktur des Betriebs nicht das Richtige, dennoch sind wir glücklich, hier dabei sein zu können“, erzählt Hans-Leo Sieben, der Seniorchef des Kartoffelhofs. Zwar übergab er die Leitung bereits vor zehn Jahren an seinen Sohn, ist aber verantwortlich für die Außendarstellung und Kommunikation des Unternehmens.

Für Sieben ist Automatisierung schon lange ein Thema. „Unsere Zugmaschinen können theoretisch auch schon autonom fahren, sie dürfen es aber nicht. Es muss immer noch ein Mensch mit im Führerhaus sitzen“, erzählt der Landwirt. Das will Kamps mit seinem Team ändern.

„Landwirte werden immer auf dem Feld arbeiten. Aber wir reden hier von hochausgebildeten Spezialisten. Sie sind Biologen, Meteorologen, Ökonomen und so weiter. Eigentlich sind sie zu gut ausgebildet für repetitive Arbeiten oder Hunderte Stunden auf dem Traktor. Diese Zeit wollen wir frei machen, sodass sie ihr Unternehmen weiterentwickeln können“, sagt er. Sein Unternehmen wolle dabei einen Beitrag leisten.

„Neben der gewonnenen Zeit liefern unsere Geräte auch viele Informationen über Bodenbeschaffenheit und dergleichen. So können Arbeiten wie Pflügen auch sehr viel gezielter vorgenommen werden. Es ist durchaus möglich, dass bei einem Acker nur zehn, fünfzehn Prozent der Fläche einer Maßnahme bedürfen. Dabei wollen wir helfen und so auch einen Beitrag zu Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Effizienz leisten“, sagt Kamps. Und so könnte das, was alles auf dem Kartoffelhof Sieben zu sehen war, schon bald die Zukunft der Landwirtschaft sein.

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